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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Küche. Vor der Küchentür stützte sie sich mit der Hand an der Wand ab, weil ihr schwindlig und übel war. Sie zwang ihren Körper, sich zu bewegen, weil sie sonst einschlafen und nie wieder aufwachen würde. Ihr Körper sehnte sich danach, diesem Bedürfnis nachzukommen, ganz aufzugeben, aber Lena wusste, dass sie Julia Matthews sehen würde, sobald ihr Kopf nur aufs Kissen sank. Julia Matthews, kurz bevor sie sich umgebracht hatte. Die junge Frau hatte Lena angesehen, als sie abdrückte. Ihre Blicke hatten sich getroffen, und Lena hätte die Waffe gar nicht zu sehen brauchen, um zu wissen, dass die jüngere Frau nichts als den Tod im Sinn hatte.
    Hank saß am Küchentisch und trank eine Coke. Er stand auf, als sie eintrat. Lena spürte Scham aufwallen und mochte ihm nicht in die Augen sehen. Als Frank sie nach Hause gefahren hatte, war sie im Auto noch stark geblieben. Sie hatte kein Wort zu ihm gesagt und sich auch nicht dazu geäußert, dass trotz aller Bemühungen, sich im Krankenhaus zu säubern, noch Spuren grauer Hirnmasse und Blutreste wie erkaltetes Wachs an ihr klebten. In ihrer Brusttasche fanden sich Knochensplitter, und sie fühlte Blut an Gesicht und Hals herunterrinnen, obwohl sie es doch im Krankenhaus vollständig abgewischt hatte. Erst als sie die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte, war Lena in der Lage gewesen, sich gehen zu lassen. Dass Hank da gewesen war, dass sie zugelassen hatte, in seinen Armen zu schluchzen, war etwas, dessen sie sich noch immer schämte. Sie kannte sich einfach nicht mehr wieder. Sie wusste einfach nicht, wer diese schwache Frau war.
    Lena blickte aus dem Fenster und bemerkte: «Es ist dunkel draußen.»
    «Du hast auch eine Weile geschlafen», sagte Hank und ging zum Herd. «Möchtest du vielleicht einen Tee?»
    «Ja», sagte Lena, obwohl sie gar nicht geschlafen hatte. Wenn sie die Augen schloss, fühlte sie sich nur wieder zurückversetzt zu dem, was geschehen war. Lenas einzige Rettung bestand darin, nie wieder zu schlafen.
    «Dein Boss hat angerufen und sich nach dir erkundigt», sagte Hank.
    Lena, die sich an den Tisch gesetzt hatte, ein Bein unter dem Körper angewinkelt, reagierte nur mit einem «Oh». Sie fragte sich, was Jeffrey wohl durch den Kopf gehen mochte. Er hatte auf dem Krankenhausflur darauf gewartet, dass Lena ihn hereinrief, als der Schuss losgegangen war. Lena erinnerte sich an seinen schockierten Gesichtsausdruck, als er zur Tür hereingestürmt kam. Lena hatte über Julia gebeugt dagestanden, mit Fleischfetzen und Knochensplittern auf Brust und Gesicht. Jeffrey hatte sie aus dieser Stellung aufgerichtet, hatte sie abgetastet, um sicherzugehen, dass sie nicht angeschossen worden war.
    Lena hatte es sich stumm gefallen lassen und nicht vermocht, den Blick von dem zu lösen, was von Julia Matthews' Gesicht übrig war. Die junge Frau hatte die Waffe unter dem Kinn angesetzt und sich den ganzen Hinterkopf weggeschossen. Die Wand hinter dem Bett und die Zimmerdecke darüber waren bespritzt. Knapp einen Meter unterhalb der Zimmerdecke befand sich das Einschussloch. Jeffrey hatte Lena gezwungen, in diesem Zimmer zu bleiben, um noch die nebensächlichste Einzelheit der Informationen in Erfahrung zu bringen, die sie von Julia Matthews bekommen hatte. Immer wieder hatte er bei Lenas Bericht nachgehakt, obwohl diese mit unkontrollierbar zitternden Lippen dastand und kaum in der Lage war, den eigenen Worten zu folgen.
    Lena legte den Kopf in die Hände. Sie hörte, wie Hank den Kessel füllte und der Gasherd mit dem Klicken des elektrischen Zünders ansprang.
    Hank setzte sich ihr gegenüber und verschränkte die Hände. «Bist du okay?», fragte er.
    «Ich weiß nicht», antwortete sie. Es hörte sich an, als käme ihre Stimme aus weiter Ferne. Die Waffe war dicht an ihrem Ohr losgegangen. Das Klingen im Ohr hatte zwar schon vor einer Weile aufgehört, aber alle Geräusche waren noch immer wie ein dumpfer Schmerz.
    «Weißt du, was ich glaube?», fragte Hank und lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten. «Erinnerst du dich noch, wie du von der Vorderveranda gefallen bist?»
    Lena starrte ihn nur an, denn sie verstand nicht, worauf er hinauswollte. «Ja, und?»
    «Na ja.» Er zuckte die Achseln und lächelte aus irgendeinem Grund. «Sibyl hat dich geschubst.»
    Lena bezweifelte, dass sie ihn richtig verstanden hatte.
    «Was?»
    «Sie hat dich geschubst. Ich hab's gesehen», versicherte er.
    «Sie hat mich von der Veranda gestoßen?» Lena schüttelte

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