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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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versicherte ihr Lena. Es kam ihr vor, als spräche sie zu Sibyl, als versicherte sie ihrer Schwester, dass sie sich um sie kümmern würde. «Wenn Sie nach Augusta müssen, werde ich Sie begleiten. Ich werde Sie nicht aus den Augen lassen. Verstehen Sie?»
    Trotz Lenas Versprechen schien Julia nur noch verängstigter zu sein. Mit krächzender Stimme fragte sie dann: «Warum muss ich nach Augusta?»
    «Das weiß ich auch nicht genau», antwortete Lena und griff nach dem Wasserkrug. «Aber machen Sie sich deswegen jetzt keine Sorgen.»
    «Wer will mich denn nach Augusta schicken?», fragte Julia. Ihre Lippen bebten.
    «Trinken Sie noch einen Schluck Wasser», forderte Lena sie auf und hielt ihr den Becher an die Lippen. «Ihre Eltern werden bald hier sein. Machen Sie sich um nichts Sorgen, sondern achten Sie nur auf sich, damit es Ihnen bald wieder besser geht.»
    Die junge Frau würgte, und Wasser lief ihr den Hals hinab und aufs Bett. Panisch riss sie die Augen auf. «Warum verlegen Sie mich?», fragte sie. «Was wird mit mir geschehen?»
    «Wir werden Sie nicht verlegen, wenn Sie es nicht wollen», sagte Lena. «Ich spreche mit Ihren Eltern.»
    «Mit meinen Eltern?»
    «Sie müssten bald hier sein», versicherte Lena. «Alles in Ordnung.»
    «Wissen sie Bescheid?», fragte Julia mit lauterer Stimme. «Hat man ihnen erzählt, was mit mir passiert ist?»
    «Ich weiß nicht», antwortete Lena. «Ich kann nicht sagen, ob sie irgendwelche Einzelheiten kennen.»
    «Meinem Daddy dürfen Sie es nicht sagen», schluchzte die junge Frau. «Niemand darf es meinem Vater sagen, okay? Er darf niemals erfahren, was geschehen ist.»
    «Sie haben doch gar nichts getan», sagte Lena. «Julia, Ihr Dad wird Ihnen doch nicht vorwerfen, was geschehen ist.»
    Julia war still. Nach einer Weile sah sie wieder zum Fenster hinaus. Tränen kullerten ihr übers Gesicht.
    «Ist ja gut», sagte Lena beschwichtigend. Sie zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel, die auf dem Tisch stand. Sie reichte über die junge Frau hinweg und tupfte das Wasser vom Kopfkissen. Was diese junge Frau jetzt am allerwenigsten brauchte, war die Furcht vor der Reaktion ihres Vaters auf das, was ihr geschehen war. Lena hatte schon früher Vergewaltigungsopfer betreut und mit ihnen gearbeitet. Sie wusste, wie es mit der Schuldzuweisung funktionierte. Nur sehr selten gab das Opfer jemand anderem die Schuld als sich selbst.
    Lena hörte ein eigenartiges Geräusch, das ihr irgendwie bekannt vorkam. Zu spät merkte sie, dass es von ihrer Waffe verursacht worden war.
    «Gehen Sie weg», flüsterte Julia. Sie hielt die Waffe unbeholfen in ihren verbundenen Händen. Die Mündung neigte sich in Lenas Richtung und zeigte dann wieder auf Julia, als diese versuchte, die Waffe besser in den Griff zu bekommen.
    Lena sah zur Tür und dachte daran, Jeffrey zu rufen, aber Julia warnte sie: «Nicht.»
    Lena streckte die Arme seitlich aus, ging aber keinen Schritt zurück. Sie wusste, dass die Waffe gesichert war, aber sie wusste auch, dass die junge Frau sie in Sekundenschnelle entsichern konnte. Lena sagte: «Geben Sie mir die Waffe.»
    «Sie verstehen nicht», entgegnete die junge Frau, in deren Augen die Tränen standen. «Sie verstehen nicht, was er mir angetan hat, wie er -» Sie unterbrach sich, weil sie schluchzen musste. Sie hatte die Waffe nicht besonders gut in der Hand, aber der Lauf war auf Lena gerichtet, und den Finger hatte sie am Abzug. Lena spürte, wie ihr kalter Schweiß ausbrach, und auf einmal konnte sie nicht mehr mit Gewissheit sagen, ob die Waffe gesichert war oder nicht. Mit Bestimmtheit konnte sie jedoch sagen, dass bereits eine Patrone in der Kammer war. Wenn sie entsichert war, genügte ein leichter Druck auf den Abzug, und der Schuss ging los.
    Lena gab sich große Mühe, besonnen zu klingen. «Was denn, Liebes? Was verstehe ich nicht?»
    Julia richtete die Waffe jetzt auf den eigenen Kopf. Sie hantierte sehr ungeschickt damit und hätte sie beinahe fallen gelassen, bevor sie den Lauf gegen ihr Kinn presste.
    «Tun Sie das nicht», bat Lena inständig. «Bitte geben Sie mir die Waffe. In der Kammer ist eine Patrone.» «Ich kenne mich mit Waffen aus.»
    «Julia, bitte», sagte Lena, die wusste, dass sie die junge Frau zum Weiterreden bringen musste. «Hören Sie mir zu.»
    Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. «Mein Daddy hat mich immer mit auf die Jagd genommen. Und ich durfte auch dabei helfen, die Gewehre zu reinigen.»
    «Julia -»
    «Als ich dort

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