Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
Clubs, wo ich mit meiner Clique immer gern gesehener, weil gut zahlender Gast gewesen bin.
Ich machte also gute Miene zum – in meinen Augen – bösen Spiel, riss mich halbherzig zusammen und schaffte mein Abitur gerade so mit Ach und Krach.
Die Erleichterung darüber war meinen Eltern deutlich anzumerken, und mein alter Herr hatte auch schon aufs genaueste geplant wie es weitergehen sollte: Ein Jurastudium selbstverständlich, danach der Einstieg in die elterliche Kanzlei, und irgendwann die Heirat mit einer Tochter aus gutem (Klienten)Hause … so in etwa stellte er sich das vor.
Allerdings frage ich mich, wieso er solchen Wert darauf legt, mich auch noch in die Kanzlei zu holen. Vier meiner Brüder sind dort bereits vertreten, und auch wenn unser Erzeuger mittlerweile fast Siebzig ist, kann er doch sicher sein, dass die Zukunft von
„Böttinger und Söhne“
längst gesichert ist. Wozu braucht er also mich auch noch? Ich will nun mal kein staubtrockenes und sterbenslangweiliges Jurastudium absolvieren und dann zwischen ebenso trockenen Akten versauern.
…
Eigentlich will ich überhaupt kein Studium aufnehmen.
…
Genauso wenig wie ich irgendeinen anderen langweiligen und anstrengenden Beruf erlernen möchte.
…
Wieso muss man überhaupt arbeiten? Das ist ungerecht! Das Leben ist doch sehr viel angenehmer ohne den täglichen Stress und die Hektik, die das Arbeitsleben mit sich bringt. Und ein Tag fängt doch auch sehr viel entspannter an, wenn man nicht mitten in der Nacht von schrillem Weckerklingeln aus dem Schlaf gerissen wird, sondern ihn begrüßt, wenn man ausgeschlafen ist, oder?
Außerdem – woher soll ich mit 20 überhaupt schon wissen, was ich aus meinem Leben machen will? Das bedarf langer (sehr langer!) und gründlicher (sehr gründlicher!) Überlegung! Solche Entscheidungen darf man auf gar keinen Fall überstürzen! Immerhin geht es ja um nichts Geringeres, als den Rest meines (Arbeits)Lebens!
Leider war mein Vater dieser Argumentation nicht im Mindesten zugänglich. Er beharrte - reichlich verbissen, wie ich finde - darauf, mich für einen anderen Studiengang zu entscheiden, wenn es denn schon nicht die Juristerei sein soll, und ich bekam im Laufe der Monate nach meinem Schulabschluss immer größere Schwierigkeiten, ihn hinzuhalten, während ich ansonsten mein Leben möglichst in vollen Zügen genoss.
In jeder Hinsicht ...
Irgendwann in meinen Teenagerjahren habe ich begriffen, dass ich schwul bin, es für mich auch längst akzeptiert – nix mit Klemmschwester oder Schrankschwuchtel! - einzig meiner Familie hatte ich es bis dato verheimlicht.
Nicht aus Angst vor ihrer Reaktion, sondern mehr aus purer Bequemlichkeit, weil es mir bisher immer zu mühsam erschienen war, ein komplettes Outing mit allem drum und dran durch zu ziehen.
Eine feste Beziehung steht sowieso nicht auf meiner To-Do-Liste, und einen Kerl mit nach Hause zu bringen, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Wozu also schlafende Hunde wecken? Zumal meine alten Herrschaften reichlich konservativ sind. Zwar haben sie sich in das sexuelle Privatleben ihrer Söhne noch nie großartig eingemischt, allerdings eher aus der Überzeugung heraus, dass unser „Böttinger-Gen“ uns schon von wirklichen Dummheiten abhalten wird.
Stolz und Vorurteil eben, hm?
Wenn mir also gelegentlich - Ich bin schließlich kein zweibeiniges Karnickel, sondern bloß ein ganz normaler junger Mann! - nach Sex zumute war, gab es bis jetzt immer noch genügend Dark-Rooms, Toilettenkabinen oder Hotelzimmer – sofern der andere Typ nicht lieber zu sich nach Hause wollte. Aber blöderweise war es ausgerechnet diese Form der Diskretion, welche mir – bildlich gesprochen – das Genick gebrochen hat.
Ich hatte mir an einem Samstag Abend in einer Diskothek einen niedlichen Typen aufgerissen und war mit ihm in einem Hotel gelandet. Er hatte mir erklärt, zuhause nicht „rummachen“ zu können, weil er noch unter dem Dach seiner Eltern lebte und mir war das ja auch prinzipiell recht – siehe oben!
Wir waren uns einig, dass es nur Sex sein sollte, ein One-Night-Stand ohne weitere Verpflichtungen, und da wir beide nicht nur mächtig angetörnt waren, sondern auch reichlich Alkohol und obendrein Poppers intus hatten, fiel es uns schwer, auf dem Weg ins Zimmer die Hände voneinander zu lassen.
Es war spät nachts, die Lobby so gut wie leer, und kaum waren wir im Fahrstuhl allein, fielen wir knutschend und fummelnd über einander her. Erst als der
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