BENUTZT: Psychothriller
leiblicher!«
Die Abstimmungsseite erschien, und dieses Mal wurde die Zahlen nicht manipuliert. Der Unmut der Masse richtete sich eindeutig gegen die Tochter der Richterin.
Nachdem die Zeit abgelaufen war, konnte man deutlich erkennen, dass sich Kassandra vorgenommen hatte, stark zu bleiben. Den Blick starr nach vorne gerichtet erwartete sie, was auch immer Döring sich ausgedacht hatte. Zunächst sah es so aus, als würde nichts passieren, dann wurde die Drehung der Gewindestangen sichtbar. Das kalte Metall tat seinen Dienst: Ihm war es egal, ob ein menschlicher Kopf oder eine Kartoffel zwischen ihm lag, und so bewegten sich die beiden Stangen unaufhaltsam aufeinander zu. Erst als die erste Berührung mit Kassandras Haut zustande kam, wollte diese ihre Kopfposition verändern, doch es war zu spät. Die beiden Spitzen waren bereits in ihre Haut eingedrungen und mussten längst den Schädelknochen erreicht haben. Trotz der stabil wirkenden, helmartigen Konstruktion sah man, wie sich die beiden Führungen der Stangen langsam nach außen bogen, als der Widerstand des Kopfes zu groß wurde. Kassandras Pupillen begannen zu flattern und ihre selbst auferlegte Stärke brach in einem wahnsinnig klingenden Schrei zusammen. Niemand konnte sagen, ob das Gerät auf den Schrei reagierte oder einfach das vorgegebene Ende erreicht war. Auf jeden Fall stoppte die Gerätschaft und schraubte sich dann, als wäre nichts gewesen, wieder zurück in die Ausgangsposition. Mit winzigen Bewegungen versuchte sich die junge Frau davon zu überzeugen, dass es vorbei war, und es schien fast, als würde sie den Druck auf ihren Kopf immer noch spüren. Wie am Tag zuvor bei Nina vermischte sich Schweiß und Blut und lief ihr unterhalb der Schläfe über den Hals, wo die vor Dreck starrende, ehemals weiße Bluse das Gemisch dankbar aufnahm.
Ansatzlos setzte Dörings Stimme wieder ein: »Sind deine Eltern deine Eltern?«
Tränen schossen Kassandra in die Augen und zogen weitere Streifen über ihr staubiges Gesicht. Verzweifelt versuchte sie, ihr Schluchzen zu unterbinden, dann endlich begriff auch sie, dass es kein anderes Entkommen gab, als die Wahrheit zu sagen. Mit tränenerstickter Stimme begann nun auch sie zu reden: »Es tut mir leid Papa, aber wir hätten es dir schon früher sagen müssen. Mein richtiger Vater ist Horst Kollmaier.« Kassandra schluckte einige Male angestrengt und beschloss dann für sich, jetzt alles zu erzählen: »Ich musste ihm damals ein falsches Alibi verschaffen, sonst hätte er dir von der Affäre mit Mama erzählt und damit unsere Familie zerstört.« Wäre ihre Hand frei gewesen, sie hätte sie in Richtung Kamera gesteckt, fast so, als hätte sie ihn damit erreichen können. Kaum noch zu verstehen, sagte sie: »Ich liebe dich, Papa, und du wirst für mich immer mein richtiger Vater sein.«
Das Bild blieb noch eine ganze Weile auf Kassandra gerichtet, doch niemand sah mehr hin. »Wie kaputt ist das alles?«, fragte Mike verzweifelt in den Raum, doch niemand antwortete ihm.
Nachdem die neuen Erkenntnisse ein wenig gesackt waren, sah Mike Natalie an und sagte fast schon wütend: »Was ist eigentlich mit dem Kollegen im Gefängnis? Hast du von dem schon etwas gehört?« Da die Ansage unerwartet heftig kam, zog die Kommissarin ein wenig den Kopf ein und antwortete: »Ich werde gleich mal dort anrufen!«
Wenige Minuten später trat sie vor Mikes Schreibtisch und sagte kleinlaut: »Der Skinhead hat uns durchschaut, sie mussten den Kollegen heute Nacht aus der Zelle holen, sonst wäre es zu gefährlich geworden.« Mike ließ seine Faust auf den Tisch knallen und fluchte laut, was Peter zu einer entschuldigenden Geste in Richtung Natalie veranlasste. Dann fiel dessen Blick auf den kleinen Fernseher, der fast immer lautlos in einer Ecke ihres Büros lief. Ungläubig schloss er die Augen und sah noch einmal hin, fassungslos sagte er: »Das glaube ich jetzt nicht!«
»Was glaubst du schon wieder nicht?«, fuhr ihn Mike an, folgte aber trotzdem dem Blick seines Partners. Alle drei Kommissare brauchten einige Augenblicke, bevor sie begriffen, was sie da sahen. Unterlegt mit einer fetten Schlagzeile sahen sie Mikes Freundin Jenni, den Chef des Onlinemagazins und Wodan Döring an einem Tisch sitzen und sich unterhalten. In dem Lauftext am unteren Rand des Bildes stand »Erstes LIVE-Interview mit dem Macher des Spieles DIE DREI«.
Noch bevor Mike den Telefonhörer abheben konnte, klingelte es von selbst, und das Display zeigte an,
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