Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)
ihr Blick suchend durch das Zimmer. Irgendwas war anders. Genau, die blaue Vase stand doch sonst auf der Kommode. Was hatte die auf dem Tischchen zu suchen? Sie hievte sich aus dem Bett, misstrauisch und ängstlich. Vielleicht hatte Laszlo eine Botschaft hinterlassen? Aber nein, die Vase und der Platz darunter waren leer. Sie fühlte sich benutzt, verarscht und fast beraubt.
Kapitel 10
Ewig konnten die Kinder nicht bei ihren Großeltern bleiben. Sebastian vermisste seine gewohnte Umgebung und Julia entglitt den Erwachsenen völlig. Seit Ingmar im Gefängnis saß, machte das sonst so zurückhaltende Mädchen, was es wollte und traf sich sogar mit einem Jungen. Im Grunde ihres Herzens war Lisa das egal, aber sie wollte ihre Pflichten erfüllen. Die Kinder kamen zurück nach Hause und Lisa musste sich zusammenreißen. Dass sie ständig das Gefühl hatte, jemand würde hinter ihr stehen oder dass die Wände Augen hatten, musste auch aufhören. Lisa wollte zur Vernunft kommen und dazu gehörte auch, dass sie sich den Tatsachen stellte. Ihr Mann hatte eine Dummheit begangen, ja. So etwas passierte und er bekam seine Strafe. Doch irgendwann würde auch dieser Albtraum vorbei sein – und wenn sie sich aus ihrem Mauseloch heraus traute, vielleicht sogar etwas früher.
Für das Telefonat mit dem Anwalt hatte sie sich vorsichtshalber einen Spickzettel gemacht. Normalerweise kümmerte sich Ingmar um solche Sachen. Allerdings hatten sie noch nie einen Anwalt gebraucht. Lisa wusste, dass es ihrem Mann nicht gefallen würde, wenn sie sich in die Sache einmischte.
„Um meinen Prozess kümmern sich der Berger und ich – damit hast du überhaupt nichts zu tun, verstehst du!“, hatte Ingmar zu ihr bei dem Besuch im Knast gesagt. Sie hatte genickt, aber nun lagen die Dinge anders. Außerdem musste Ingmar es ja nicht erfahren, dass sie mit Herrn Berger Kontakt aufnahm. Als die Kinder in der Schule waren, setzte sie sich an den Küchentisch und wählte konzentriert die Nummer des Rechtsanwalts.
„ Anwaltsbüro Berger, Linderssen und Partner, mein Name ist Schiller, was kann ich für Sie tun?“, tönte es monoton aus dem Hörer.
„ Guten Tag, Lisa Suhrhoff mein Name. Ich würde gerne Herrn Berger sprechen.“
„ In welcher Sache?“
„ Das möchte ich schon mit ihm persönlich bereden.“
Die junge Frau am Telefon wirkte genervt.
„Ich muss dafür wissen, um welche Angelegenheit es sich handelt. Suhrhoff sagten Sie? Rufen Sie in der Sache Ihres Mannes an?“
„ Ja, also nein, das ist privat! Bitte geben Sie mir dringend Herrn Berger!“
„ Herr Berger ist bei Gericht und ich lege ihm eine Notiz auf seinen Schreibtisch. Er meldet sich dann bei Ihnen. Bitte geben Sie mir noch Ihre Nummer.“
In zickigem Ton diktierte Lisa der Sekretärin ihren Namen und Telefonnummer. Sie hatte sich so gut vorbereitet und nun musste sie auf einen Rückruf warten. Schwitzend vor Aufregung beendete sie das Gespräch. Sie hasste solche Situationen und befürchtete, alles falsch zu machen. Äußerlich überheblich und arrogant, doch in ihrem Inneren ein kleines Mäuschen – nur Ingmar wusste, wie Lisa wirklich tickte. Oh, Ingmar… wenn er ihr doch helfen könnte! Eine Woge der Sehnsucht und Zärtlichkeit überrollte Lisa und sie schloss die Augen.
Das Telefon klingelte – die Nummer des Anwaltsbüros! Ob es doch schon der Berger war und seine Sekretärin hatte gelogen?
„ Lisa Suhrhoff?“
„ Bernhard Berger, guten Tag, Frau Suhrhoff. Mein Büro hat mir gerade mitgeteilt, dass Sie um einen Rückruf baten. Was kann ich für Sie tun?“
„ Oh hallo, ja, guten Tag“, ratterte Lisa schwer atmend. Hoffentlich würde sie sich nicht allzu dumm ausdrücken. Ingmar sagte auch immer, dass sie manchmal nichts in der Birne hatte. „Also, ich wollte mal gerne mit Ihnen sprechen, wenn das möglich ist. Aber mein Mann soll bitte nichts davon erfahren. Geht das? Oder ist das gegen die Regeln eines Anwalts?“
Der Anwalt lachte freundlich auf. Er wirkte sympathisch und Lisa beruhigte sich etwas.
„Natürlich, das ist kein Problem. Wie geht es Ihnen und den Kindern denn? Das ist ja sicherlich auch nicht leicht für Sie als Familie.“
„ Ehrlich gesagt nicht so gut. Die Kinder vermissen ihren Papa und ich natürlich meinen Mann. Das ist auch alles so übertrieben worden! Ich weiß jetzt nicht so richtig, wie ich anfangen soll… Also, ich würde meinem Mann gerne helfen, wenn das möglich ist. Ich, ich…“
„ Sagen Sie es einfach
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