Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)
Kranken im Fernsehen, sondern thronte wie eine Prinzessin auf der Trage. Alles war sehr hektisch, aber andererseits auch wieder still. Wie gerne hätte Julia sich jetzt ihren iPod ins Ohr gesteckt, aber sie musste sich um Sebastian kümmern. Sie war jetzt seine Mama und sie würde ihre Aufgabe besser machen als Lisa.
Lisa wollte weiterschlafen. Sie spürte, dass fremde Menschen sich an ihr zu schaffen machten. Schmeckte die widerliche Sauerstoffmaske und das Pieksen der Nadeln, als man ihr Zugänge für einen Tropf legte. Hörte, wie ständig jemand ihren Namen rief. Doch sie wollte die Augen nicht aufmachen. Wenn sie sich nur ganz fest konzentrierte, musste es funktionieren, dass sie übertrat in eine friedliche Dimension. Vielleicht kämen Ingmar und die Kinder auch bald nach. Schlafen, schlafen, beschwor Lisa sich, während die Übelkeit in ihr aufstieg und der Kopf dröhnte.
Immer wieder kam Lisa kurz zu sich, doch sie öffnete die Augen nicht. Sie pumpten ihr den Magen aus, legten ihr Kanülen und maßen den Blutdruck. Als sie fertig waren, schob man sie in ein Zimmer, in dem es endlich still war. Nur das regelmäßige Aufpumpen der Blutdruckmanschette sorgte für einen beruhigenden Ton. Sonst hörte Lisa absolut nichts. Hoffentlich lag sie in einem Einzelzimmer. Lisa hasste Krankenhäuser und wollte nicht neben irgendeiner schnarchenden Oma liegen. Dass sie tot war, hielt sie inzwischen für ausgeschlossen. Die Tabletten hatten nicht ausgereicht oder die Kinder waren zu schlau gewesen.
Vorsichtig öffnete Lisa die Augen. Ah, das war schwer. Sie war so müde, aber schlafen konnte sie trotzdem nicht mehr. Von oben bis unten hatte man sie verkabelt, so ein Mist! Sie schaute nach links und rechts und konnte keinen anderen Menschen sehen. Was würde als Nächstes passieren? Eigentlich konnte man erwarten, dass nach einem Selbstmordversuch weinende Angehörige am Bett saßen und darauf warteten, dass der unglückliche Patient ein Lebenszeichen von sich gab. Doch Lisa war allein. Es gab nur einen, der neben ihr sitzen würde und das war Ingmar. Ingmar, wie sehr sie ihn vermisste! Ihr fiel der Verrat ein und sie verscheuchte ihren Mann aus den Gedanken. Was die Kinder wohl machten? Bestimmt hatten sie einen Riesenschock und würden nun endgültig traumatisiert sein. Na und, sie war es auch. Vor lauter Selbstmitleid kamen Lisa die Tränen. Noch nicht einmal in Ruhe umbringen konnte man sich. Wieso kam denn keine Schwester? Sie könnte hier den nächsten Selbstmordversuch unternehmen und niemand bekäme etwas davon mit.
Auf ihrem Bauch lag ein Klingelknopf. Lisa schaute an sich herunter und stellte entsetzt fest, dass sie ein scheußliches Krankenhausnachthemd trug. Energisch betätigte sie die Klingel. Erst nach etwa drei Minuten kam eine Krankenschwester ins Zimmer. Im typisch geschäftigen Krankenschwesterschritt kam sie an Lisas Bett und steckte ihre Hände in die Taschen ihres weißen Kittels. Diese junge, kurzhaarige Frau kam sich vor wie eine Ärztin, fand Lisa.
„Hallo, Frau Suhrhoff, mein Name ist Schwester Beate. Wie geht es Ihnen?“
„ Gut“, krächzte Lisa leise. Das Sprechen fiel ihr schwer und sie musste husten. Schwester Beate griff nach einem Glas auf Lisas Nachttisch und reichte es ihr.
„ Trinken Sie mal einen Schluck Wasser, Sie haben bestimmt einen trockenen Hals.“
„ Was Sie nicht sagen“, ätzte Lisa. Sie nippte und bekleckerte sich.
„ Ich brauche meine Sachen. Wo sind die denn?“
„ Immer langsam, Frau Suhrhoff. Ich hole jetzt erst einmal den Arzt und dann schauen wir mal. Warten Sie bitte kurz, wir sind gleich wieder da.“
„ Kann ich zur Toilette gehen? Ich muss mal!“ Lisa stellte sich an wie ein Kleinkind, aber ihr war das Krankenhaus schon jetzt zuwider. Sie wollte so schnell wie möglich hier raus.
„ Wir gehen gleich, wenn ich zurück bin. Bleiben Sie bitte liegen, Frau Suhrhoff.“ Genervt hob Schwester Beate die Augenbrauen und verließ das Zimmer. Wieder dauerte es, bis man sich endlich um Lisa kümmerte. Irgendwann kamen Schwester Beate und ein kleiner Doktor herein. Er war kaum größer als Sebastian und Lisa schaute skeptisch. Ingmar hätte denen hier aber was gehustet.
„ Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen?“, fragte der namenlose Arzt, der weder ein Namensschild noch irgendeinen anderen Hinweis auf seinen Berufsstand bei sich trug. Vielleicht war er auch nur ein Pfleger.
„ Mir geht es gut, ich möchte aber gerne zur Toilette, wenn es möglich
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