Berge Meere und Giganten (German Edition)
damit?« »Uns?« »Ja, es ist nur für euch, was ihr plant! Uns nennt ihr nur. Wir wollen euch gar nicht. Wir brauchen euch nicht. Und es nützt euch doch nichts.« Delvil zog sich murmelnd mit hängendem Kopf von ihr zurück: »Ich dachte, du würdest anders zu mir sprechen.« »Du sollst uns töten. Greif Zimbo und Alaska an. Ihr könnt es doch.« »Still, White Baker.« »Ihr seid erbärmlich. Ihr wollt euch unter zehntausend Pyramiden begraben. Wären die Städte schon weg.«
Leise Delvil: »Geh. Geh.«
Unter der starken Herrschaft des schwarzen Zimbo stand das märkischnorddeutsche Land. Nie war hier Bangigkeit gewesen. Von rohen Menschen war das große Gebiet erfüllt, längst kannte man keine Mekispeisen mehr. Mit Verwunderung und Verachtung vernahmen sie hier von den Träumen der britischen Siedler, der Sehnsucht nach dem fernen Paradies, hörten die sonderbare Fabel. Die fremden herrschsüchtigen Senate sahen sie sich straffen. Sie spitzten die Ohren, warnten die Horden auf den britischen Inseln, rieten ihnen zum Krieg. Unbemerkt von London trat Zimbo, in dem die Wut kochte, bei Bedford im Frühjahr selbst vor White Baker und Diuwa, die Führerin der Schlangen. Fragte vorher nach Männern; man wies ihn an diese Frauen. Grollend mußte er mit ihnen verhandeln. White Baker weinte bei der Besprechung, aber sie waren zu nichts bereit. Sie zeigten auf die furchtbare Stärke der Belgier, auf die bewiesene grausame Entschlossenheit und ihre eigene Hilflosigkeit. Ob man es auf einen ganz aussichtslosen Waffenkampf ankommen lassen sollte. Zimbo brüllte: »Ja ja«; die Senate würden unterliegen; sie seien schon erlegen in Amerika, da liefen sie den Stadtflüchtigen nach. Man müsse sie unterwühlen, zuletzt erliegen sie hier auch. Und immer dieselbe bettelnde Entgegnung: »Wir sind nicht stark genug, wie sind keine Krieger. Nur Schwache Kranke sind bei uns. Es braucht Jahrzehnte, bis wir uns bewegen können.«
Mit Abscheu sah Zimbo, wie er sich von den trüben Frauen trennte, daß sie recht hatten. Er überlegte, ob er einige seiner tapferen Freunde hier einsetzen sollte. Aber wie er das sanftmütige hingegebene Gebaren in den Gruppen beobachtete, zog er sich angewidert zurück. Diese Menschen mußten durch eine harte Schule gehen. Die Herrschaft eines Marke und Marduk war ihnen erst nötig. Er flog nach Hamburg. So stark war damals das märkisch-norddeutsche Land, so verändert die Bevölkerung, daß nur noch Zimbo und seine Gehilfen westliche Waffen um sich hatten. Das Volk war rüstig kriegerisch gefürchtet. Was sie nicht in Schmiede und Zimmerwerkstätten mit der Hand und dem Feuer hervorbrachten, verachteten sie. Zimbo ließ alle aufklären über die drohenden Gefahren. Keinen Schrecken sah er. Die jetzt nicht mehr brüllenden metallenen Stiersäulen wurden mit frischem Laub bekränzt. Vor der Steinnische, in der angekleidet der Leib des großen weißgesichtigen Konsul Marduk mit einem Holzszepter saß, wurden bunte Wimpel aufgezogen. Zimbo selbst legte unauffällig zwischen den einsinkenden Stadtresten von Hamburg und Hannover Waffenlager an.
Die Massen der westlichen Erdteile horchten auf. Die Fahrt nach Grönland sollte beginnen. Im Norden lag das große ruhige Land, der neue Kontinent, der für sie aus dem Eis, dem triefenden Ozean, der schweren Nacht gehoben wurde. Friedlich würden sie dorthin ziehen erstarken genesen. Die Herren, die Gewaltigen der Apparate, ließen von ihnen. Ungestört würden sie sich über die weichen aufgetauchten Bodenflächen bewegen, unter aufsprießenden Bäumen Pflanzen, zwischen Tieren, flatternden Vögeln, das Licht der alten Gestirne vom Himmel.
Die Stadtschaften trafen ihre ersten Vorkehrungen.
SECHSTES BUCH ISLAND
DER PLAN der Enteisung Grönlands wirkte wie ein Bergsturz erschütternd auf die Städter. Ein an Grausen grenzendes Staunen warf die Gedanken um. Ingenieure Physiker vertieften sich in den Plan. Die Senate nahmen überall vollzählig an den Erörterungen teil. Man hatte das Gefühl vor einer Entscheidung der ganzen Existenz zu stehen. Die Senate spannten sich, waren auf der Hut, wie bei der Freigabe der synthetischen Ernährung.
Die Fachleute hatten vor, die beispiellose Gewalt der schmelzenden Gletscher für sich arbeiten zu lassen. Sie griffen weiter aus; man wollte bei der Enteisung Grönlands nicht stehen bleiben, sondern eine klimatische Änderung der ganzen nördlichen Halbkugel herbeiführen. Man mußte im Verlauf der grönländischen Affäre
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