Berge Meere und Giganten (German Edition)
in den Wiesenboden, in den flüssigen Ozean einzugraben. Umgeben waren die Vorderschiffe mit flammenfesten, aneinandergefügten Basaltmänteln, die die Kräne schnaubend aus den Laderäumen hochangelten, schiefrig grauen Platten, die sich wie starre Visiere vor die Schiffshaut legten. Die Platten legten sich um nach rückwärts, schoben sich balkonartig als Plattform über das Vorderdeck. Auf allen zweiundzwanzig Fahrzeugen waren Maschinen montiert, an die heran ein Gewirr von Kabeln aus den Schiffsbäuchen lief. Die Maschinen glichen Reihern und Kranichen. Lange magere Hälse, die sich auf den plumpen, festgenieteten Rümpfen drehten, streckten sie nach vorn über die Schiffsspitze, tauchten sie an den grauen Basaltmänteln herunter in die grün-weiße Meeresströmung. An ihren Hälsen hing ein dickes, meterlanges, kettenschleuderndes Gezottel von Seilen und Drähten, als wären es Mähnen. Tauchten die Mähnen in das salzige Wasser, berührten sie die spritzenden Wellenkämme, so schrie das Meer, als wäre es ein schlafendes Tier, dem ein Skorpion zwischen die offenen Lippen und die Zähne kneifend in den Rachen kriecht. Es warf sich, wachte auf, brüllte. Und im Moment gab es ein Brodeln; das Wasser stieg als warmer Schwall, weiße, zitternde, unruhige Wolke von der tosenden Fläche auf, jagte, wild um sich schlagend, blind wühlend hoch. Und immer neues, nicht nachgebendes Beißen und Herabstoßen der Reiher, Knallen und Aufklatschen der Mähnen, wütendes Brodeln Kreischen Spritzen, dampfendes Abweichen Keuchen, meterhohes Aufzischen, brüllende Gischt. Kilometerdick eine weiße Wolkenmasse, ein Wolkengebirge über dem Schiffskreis, bereit, auf das dampfende Loch unter sich herunterzustürzen.
Die Böen jagten hinter ihnen her. Der Dampfschwall flutete in die Höhe der Stratuswolken; kaum fühlte er die Kälte, so brausten, mittschiffsentlassen, die Böen hinter ihnen. Aus dem Kreuzfeuer der explodierenden kopfgroßen schwarzen Inulitbomben, die donnernd aus winzigen Mörsern aufschossen und sprengend die Luft mit einem ungeheuren Ruck zerteilten. Die weichen zitternden Wolken fühlten sich im Rücken angepackt und im Nu meilenweit fortgeschleudert, davongeschoben wie ein Teller von einem Tisch, ein Hund von einem Napf, an dem er kläfft. Und dann schnoben sie, die weißen zerrissenen flattrigen Massen durcheinandergewirbelt in einem einzigen Regenguß, einem losen weiten unermeßlichen Regenguß, grau und schwarz in das hochspringende Wasser zurück. Stürzten rasch und unablässig, daß sie Scharen von Möwen fort und herunterrissen, ihre nasse Hand auf die dünnen anstrebenden abschlüpfenden Leiber drückten; kein Flattern Hälserecken spitzschnäbliges Aufdringen halfen. Und selbst wenn die Vögel noch eben Kraft zum Flug hatten, so wurden sie erstickt von den blanken Quellen, die über sie aus der übersättigten Luft fielen. Der Himmel, sonst zum Fliegen geeignet, dünn leicht wonnig von Sonnenstrahlen und flimmerndem Nordlicht erfüllt, der Himmel von einem Vulkan zerrissen, ein wasserspeiender Krater, warf ausbrechend seine Massen nach unten, riß alles herunter auf die Meeresfläche.
Tagelang hoben und senkten sich die Reiherköpfe, brannte das Meer, jagte in weißem blähendem Schwall auf. Tagelang schlugen die zweiundzwanzig Schiffe wie Pferde mit den Hufen nach hinten aus, das wiedereinstürzende Meer zurückzuhalten. Als mauere man Balken in die Erde, triebe Eisenträger in Lehm, schaufle Sand aus Gruben, so hieben die Schiffe nach rückwärts, drängten das Wasser ab. Sie hatten ihre Flanken mit bloßem Stahl gerüstet. Doch über dem Stahl, armweit entfernt, von Stützen gehalten, war ein Netz gebreitet, senkrecht von oben nach unten ins Wasser abfallend, den ganzen Hinterbug umgebend, von Schiff zu Schiff sich hinziehend, ein einziges riesenhaftes Netz, kaum sichtbar, nicht dichter und nicht schwerer als ein Haarnetz. Es hatte das stumpfe Weiß des Bleis, an einzelnen Maschen mit bräunlichen bis schwarzen Flecken. Die rührten von verbrannten Tieren und Menschen her, die dieses Netz geknüpft hatten. Substanzen, aus bituminösem Schiefer gewonnen, bildeten den Hauptbestandteil der Masse, die zu Fäden ausgespannt wurde. In den Anlagen hatte man erkannt, daß zur Fesselung dieser Stoffe, die der Schiefer aus früheren Erdperioden, aus zerfallenden schmelzenden Leibern hergab, lebende Organismen, ihre Berührung besser waren als tote Körper. Aus dem Boden gerissen, der Luft preisgegeben, auf
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