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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Das wonnige rosafarbene Licht füllte ihn. Die Menschen lachten. Da setzten sie Boote aus. Mutumbo gab das Zeichen, Brücken auf die Sandlager herüberzuschlagen.

    VON DEN Führern getrieben steuerte das Erkundungsgeschwader zurück, südlich. Man mußte einer Schwäche, dem Zusammenbruch entfliehen. Die Menschen bettelten die Führer an, fielen in sich. Sie drängten: man hätte doch die Aufgabe nach Grönland zu fahren; man müßte nördlich. Aber die Führer hatten Furcht und nur soviel Besinnung, um kehrtzumachen. Da ging die Fahrt wieder in die Dämmerung, das Grau hinein. Das Grau, dieses schimmernde staubige, oft stumpfe schwarze des Südens, näherte sich, wurde höher breiter tiefer. Es kam gewaltig wie eine Höhle auf sie zu. Die Erde, die sonderbare, war wieder da. Sie blickten ächzend nach Norden, in Flammen schaukelte das Meer; wie grell das Rosenlicht brannte. Wie es labte, sie nicht losließ. Die Führer selbst stellten sich an die Maschinen, überwachten die Steuerung. Die Schiffe fuhren schleppten die widerstrebenden Seelen mit. In die Dämmerung war man schon eingesunken; tiefer und ohne nachzugeben drangen die Schiffe in den weißlich schwebenden fremden Dunst ein. Kälter wurde es. Die Fahrer staunten: hier waren sie zu Hause. Es gab Expeditionen, sie gehörten zu der Expedition, die Grönland angegriffen hatte. Es gab die Shetlands Eisberge Färöer Kontinent Stadtschaften. Was war das für eine wonnige Gewalt, in deren Bereich sie gekommen waren. Die im Norden leuchtete. Sie trieben klagend hin. Das Meer war heftig bewegt. Das große Feuer brannte über Grönland. Tief überschauerte es sie; das heilige Feuer, das sie aus der Vulkaninsel gehoben hatten. Es war der Brand der Vulkane, der dies gekonnt hatte: sie entzücken, fast bis zur Verwandlung. Die Flammenberge hatten gestampft, schrecklich die Lohe, die sie über das ferne Grönland hinhauchten –, aber diese Wonne. Diese Wonne. Verstrickt träumten sie, sehnten sich; ließen sich nach den Färöer und Shetlands schleppen.
    Bebend sahen die Massen sie da kommen. Mit einem Schreck, einer ins Herz zuckenden Angst und Süße, wurden sie gewahr die freudigen stillen Gesichter, erfuhren von Mutumbo, der seine Reiher und Pelikane dazu verwandt hatte, um sich einen Platz auf dem Meeresboden zu schaffen und nicht, niemals, bis zu seinem Tod nicht fortzugehen von diesem Licht.
    Kylin schwankte, beriet mit De Barros und den Unterführern. Dann kam man zu dem Entschluß, sich nicht voneinander zu trennen, das ganze Geschwader, wie es Island und Grönland erlitten hatte, nach Norden zu werfen und gemeinsam das Neue zu bestehen, was es auch sei. Die Besatzung des ersten Erkundungsgeschwaders sollte mit einem Rest der Flotte bei den Inseln zurückbleiben. »Habt keine Furcht« trauerten die Zurückbleibenden, »wie gern kämen wir mit. Ihr habt Angst von hier zu gehen; nachher werdet ihr nicht zurückwollen. Ach, was ihr sehen werdet. Denkt an uns.«
    Das große Geschwader in die wachsende Helle hinein. Tag und Nacht verschwunden. Leises Schwingen, Erzittern der Luft, fernes Brummen. Dann immer deutlicher eine weit schwebende Musik, hohe Töne, mit Klirren Schmettern untermischt. Die eigentümliche süße Freude, die alle überkam, je nördlicher sie fuhren. Diese Glätte des rosig angestrahlten Wassers. Was waren das für himmlische Dinge. Sie fuhren Boot, kleideten sich aus, seufzten, waren glücklich. Man möchte zu Mutumbo, der bei Jan Mayen saß. Wie klug dieser Mutumbo war, man mußte zu ihm, ihn umarmen. Wärmer wurde die Luft, sie fuhren nördlicher. Weißrosa der Himmel und die Luft um sie. In der Richtung Grönlands war das Licht und seine Farbe stärker, mit Rot und Blau gemischt. Man sah ein Blitzen, Auf und Abschwellen der Helligkeit wie unter Flammen, kupferrotes Aufglühen, bläuliches Verdunkeln, Schwälen Flackern. In dem warmen Wind heiße Luftfäden. Strich und rauchartig zogen die Luftfäden über das Geschwader, ringelten das Meer. Sie brachten dann und wann einen schweren bittern Qualmgeruch mit.
    Bald traten erstaunliche Dinge vor die Augen der Seefahrer. Federn von Möwen Sturmtauchern wurden von Windzügen auf die Decks der Schiffe und in die Boote getragen. Die Federn waren von ungewöhnlicher Weiche, als wenn sie von ganz jungen Tieren stammten, aber ihre Größe und ihr Bau war der der ausgewachsenen. Sie waren meist verbogen, wie von Hitze geschrumpft und gekräuselt. Dann flogen Blattreste durch die Luft, stark gerippte

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