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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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ich nichts; sie ist lauter. Das braucht mehr als einen Menschen. Wer will mit auf die Reise. Gurre, gurre, gurre!« Er lockte. Zu zwei, drei, vier standen sie oben, blickten von der Umfassung. Der verzerrte kleine schrie: »Ein Sprung.« Sie hatten sich angefaßt, waren hin. Die Körper warf die Maschine im Bogen über sich; es war, als spie sie sie noch mal aus, bis sie die Überkugelten Zurückstürzenden schluckte. Einen Moment schnurrte sie, als wenn sie sich innerlich riebe und zögerte; donnerschmetterte eisentoste weiter. Die Fahne der Frau hob am Schaft eine andere Frau, der die Zähne schnarrten. Sie war sehr groß; die Fahne hielt sie vor sich in gefalteten Händen; angstvolle Miene, die Knie vibrierten unter ihr; sie trat auf die Umrandung. »Keiner mehr heran. Laßt die Maschine ruhn. Sie schluckt. Für heute genug.« So donnerwetterte die Maschine, daß sie flohen.
    Sie waren in vielen Städten so hingenommen. Sie sprangen auf die Beute. Die Fahnen der jungen befreienden Männer und Frauen wehten über den Landschaften. Knechtend hinzwingend wehten sie über den Landschaften. Sie rissen die Blicke weg von den Äckern Straßen Fabriken. Wie ein Wurm schlich es hin zu den Männern und Frauen, die fühlen konnten; aus der Berührung der Werkzeuge, dem Blick auf die Werkfronten, den Reden der Menschen, den Gesten schlich es in ihre Arme, hob sie an die Brust, ließ sie an die eigene Brust sich legen, ließ die Kniee sich aneinanderdrücken, die Füße Knöchel sich aneinanderpressen, drückte das Kinn auf die Brust, daß sie standen und sich wieder frei machten sich schüttelten wild räkelten.
    Um die großen Anlagen die Werften Fabriken, um die Lager der Flugzeuge, neben den Schienen den wandernden Häusern gingen in Dunkelheit die Menschen, die farbigen heißen die weißen gelben, schielten, waren bezwungen, wanden sich, barmten: »Was sollen wir tun?« Sie trugen die losen und engen Arbeitskleider. Die Ruhe hatten, hatten bauschige Jakken Überwürfe an sich hängen, wallende Hüte Schärpen, schleppten sie die Dämme und Mauern entlang. Wie sie sich duckten: »Tu uns nichts. Was sollen wir tun. Sag uns: was. Sprich: was. Her den Mund zu uns, an unsere Ohren. Wie es uns knirscht in der Brust; wie wir klein sind. Nein, wir sind groß. Zeig uns, wie wir springen sollen; wir werden springen.« Bäumten sich: »Wo ist Rettung.«
    Sie litten unter dem Drang. Durcheinander von Liebe Inbrunst Zerstörungswut. Zerstören mußten sie die Apparate, die sie liebten. An vielen Orten taten sie es. Sie taten es nicht gern. Sie waren nicht anders als die Männer und Frauen, Herren und Herrinnen, die dann in großen Schleiern und Schatten, sichtbar und unsichtbar hinter ihnen waren, sie beim Nacken ergriffen, zum Hinrichten und Vernichten fortschleppten. Von diesen Händen, die sie steif hielten, hingen sie herunter. Sie waren eins mit ihnen, lachten und wanden sich zappelten tobten: »Tötet uns. Was macht es aus. Es wird uns nicht ändern.« Die Leiber, die sie schleppten, – die Schatten, sichtbar und unsichtbar hinter ihnen, – schrien: »Warum habt ihr euch an unserem Blut vergriffen. Warum an unserem Blut. Ihr sollt es sagen. Dies sollt ihr sagen.« Von denen, die an ihren Händen hingen, lachend zuckend: »Sar Tiglat! Iddiu! Ihr wollt es wissen. Was wollt ihr von uns wissen. Wir sind euch voraus. Ihr werdet uns töten. Ihr nehmt uns das Leben ab. Wir danken euch.« Man warf sie in keine Maschine, um das Werk nicht zu schänden. Nahm keinen Stahl, um ihn nicht zu beschmutzen und zu kränken. Suchte Felsen Wasser Sümpfe Flußlachen auf, zerwarf erstickte sie. »Oh hätte ich mehr Hände« schrieen die Richter. »Oh hätte ich mehr Leiber«, die Vernichteten. Wut und Entzücken in beiden.
    Was war mit den Männern und Frauen. Wie sie tausendmal kampflos nebeneinander stiegen, von Inbrunst und Verwirrung vor dasselbe Ziel getragen, so hielten sie sich tausendmal bei den Fingern, an den Daumen Knöcheln Ellbogen Schultern. Die Finger zogen sich weg, krampften zusammen. Die Daumen stellten sich auf, bohrten sich ein. Die Ellbogen spreizten sich, stemmten sich, zuckten wie Scharniere zusammen, schlugen wie Türen zusammen. Die Schultern waren nicht anders wie Wasser. Wie ist das Wasser. Das Wasser ist weich. Faßt man auf das Wasser, so weicht es aus, schwindet hin, ist nicht da, schlägt über die Finger und ist da und nicht weg, hat Finger Hände Knöchel verschlungen. Die Schultern nahmen die Hände, sanken wie

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