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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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sie zu verrichten hätten, es würde ihnen an nichts fehlen. Und der anfängliche Zweifel wurde durch die Tatsache widerlegt: die Eisenzüge mit Tonnen und Säcken rollten Tag um Tag in dieselben Schuppen, in denen das Mehl abgeladen war. Während schon alle Speicher ohne Widerspruch der Senate, ja sichtlich von ihnen begünstigt, ausgeleert und von johlenden Horden abgesengt waren, waren die Auslagen der Bäckereien mit Brot und Kuchen im Übermaß gefüllt. Ja, London wies die Senate an, auf Wochen Mehl zu verschenken, um den Eindruck zu verstärken und seinen Schlag verwirrender und wuchtiger zu führen. Die großen Hallen für Butter Öle Speisefette boten die künstlichen Stoffe aus; man hatte sie den natürlichen zum Verwechseln ähnlich gemacht im Schnitt und Strich, ihre Festigkeit war stärker als die der natürlichen. Lachend, Arm in Arm gingen in den englischen und südafrikanischen Zentralen die weißen braunen schwarzen Menschen durch die Hallen. Man träumte, war in einem Schlaraffenland. »Sie haben künstliche Tiere. Sie können Bäume machen.« Allein die fleischartige gehärtete Gallerte, die Trägerin der Eiweißstoffe, wurde verspottet. Was überall aus den Fabriken in Waggons angefahren wurde, die schneidbare bald leber- bald knochenartige braune und rosa Grundmasse, die sich auf Kochen erweichte, bisweilen bis zur Weiche des Leims, wurde ausgespien, behagte den starken Zähnen, die reißen und zerren wollten, den Backenmuskeln, die knirsch- und mahlbegierig waren, nicht. Der Geschmack wich von dem tierischer Muskulatur ab. Den Viehzüchtern Viehhaltern war so Schonzeit gegeben, bis auch sie wichen dem Mekifleisch. Dessert für Feinschmecker wurde das gesottene gebratene gebackene gedünstete Fleisch natürlicher Vögel Fische Rinder Schalentiere.
    Die Äcker verlassen, die ungeheuren Flächen Bodens, jahrtausendelang von Generation auf Generation gepflegt gebaut geliebt. Die Urwälder waren niedergebrochen worden, die umschlingenden Lianen abgerissen.
    Wilde Tiere hatten abgeschossen werden müssen, der gelbe Löwe der Panther. Die Termiten waren verjagt worden; Bäche umgeleitet, Hütten gebaut, feste Häuser, Dörfer und Hunde dazu, Stallungen für Hühner Gänse Kühe.
    In den südlichen Zonen gab es Gebiete, die erst vor ein zwei Jahrhunderten freigelegt abgeholzt waren. Die eiserne Pracht der Nordländer war angezogen, hatte gezerrt gerissen gewürgt an dem Boden, die Pflanzen und Wurzeln geschluckt zerbissen zerkaut. Die Steine, die der Boden barg, waren aufgehoben worden, fortgeschleudert auf Trümmerhaufen. Man hatte in das schwarze Bett, das die Baum- und Pflanzenleichen verlassen hatten, Millionen blasser zarter Keime gelegt. Der Boden nahm sie willig auf; die Keime trieben mit grünen Spitzen über die Oberfläche. Grüne weite Felder, dichte Wälder der Halme, der sanft im Wind schaukelnden Ähren erhoben sich. Sie standen jetzt mit den Scheunen Schuppen Wohngebäuden, die man zu räumen begann, da. Die Menschen zogen sich in die Riesenstädte zurück. Sie kapselten sich in den Städten ein. Gaben den größten Teil der Erde frei. Der Boden ruhte aus. Die Halme wuchsen wild, welkten; bunte Blumen, die man vorher Unkraut nannte, wucherten dazwischen, Tiere schlichen ein, die Feldmäuse sprangen offen am Boden.
    Der uralte Boden lag stumm unter den auf- und abgehenden Lichtern des Himmels, mit den Winden der Wärme den Gewittern den Regenstürzen. Bezog seine Nacktheit mit Blumen Pflanzen Tieren, rollte sich wie ein Igel ein.
    Die Menschenmassen, in die Städte gelockt, kamen fest in die Hände ihrer eisernen Regenten.
    DAS SPIEL, das London begonnen hatte, wurde von den andern Zentralen fortgeführt. Nach einem Jahrzehnt war im westlichen Völkerkreis der Ring der großen Herrengeschlechter geschmiedet.
    Das strenge leidenschaftliche Ringen der Arbeitenden konnte aufhören. Immer war seit da die westländische Bevölkerung, fast völlig von den Stadtschaften verschlungen, geteilt in die kleine Masse der Schaffenden und die Riesenmenge der Untätigen. Die Menschen der Gruppen wechselten nach Neigung und Bedarf. Mit Vergnügungen Scheinarbeiten mußte man die Massen der Lungernden beschäftigen, deren Zahl stieg. Die einförmige Zucht verlor sich schnell. Eine wüste Vielförmigkeit entfaltete sich. Die Herrschenden hatten neben sich große Stäbe von Kundigen und Scheinparlamenten, die sich mit der Ablenkung der untätigen Massen befaßten.
    Noch immer erweiterten sich die großen

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