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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Kraft über ihnen. Man zog sie, riß sie von vorn. Vorn zog man sie, saugte saugte sie. Tosend die Schiffe, wahnsinnig, nicht gebunden an das Wasser, von keinem Motor gejagt, über die Wasserfläche rauschend holpernd, mit den Seitenflächen vorbiegend, fast kenternd, sich überwerfend, schleifend geschleift. Bis sie die weiße schwarze Masse sahen, auf die sie flogen, die sie bannte, die selbst auf sie flog, die weiße schwarze Bank, durch das gischende Wasser anschießend wie sie, das eiserne Schiff, mit ihnen Spitze gegen Spitze zusammenprallend, prasselnd sich mit ihnen vermählend, schmetternd mit ihnen verschnürt zerfallend absinkend.
    Das Geschwader der Philippinen hatte sich Mindanao genähert. Deutlich bewegte sich von Osten eine Gruppe flacher feindlicher Schiffe. Die Westlichen hatten im Augenblick die Motore des asiatischen Geschwaders gelähmt; die flachen Schiffe küstennah standen unbewegt wie eine Linie Soldaten. Wie Reiter stolz aufgebäumt raste das weiße Geschwader gegen sie im Keil. Die Wellen geschlagen schäumten festlich. Das vorderste Schiff stürzte plötzlich, die Spitze des Keils. Knickte ein, stand nicht auf, sank ins Leere. Die nächsten Schiffe rückten an, knickten, ihr Deck unter der Meeresoberfläche. Verschwanden wie in Löchern des Meeres. Als wären sie Pferde, empfingen Schnitte in die Sehnen der Knie, waren, auf dem Bauch liegend, verschwunden. Schiff nach Schiff. An der Küste die Linie des gelben Geschwaders. Der Keil stürzte weiter. Das Wasser wurde unter den Schiffen weggerissen. Das Fahrzeug sank in die Wasserspalte. Die Spalte, ein Trichter, weitete sich rechts und links kugelförmig. Das Schiff, stürzend torkelnd, am Boden der Wasserschlucht von den herabschießenden Wellen umgeschlagen, wurde begraben, während das Wasser über ihm sich zusammentat, stürmisch aufhob und glättete.
    Das rollende Meer wurde ihnen unter dem Kiel weggerissen. Stürzend ins Leere, in die Lichte von weiten Schornsteinen kamen sie nicht wieder hoch. Das weiße Geschwader fing zu stutzen an. Während es zögerte, riß das Meer weiter rechts und links auf. Sie schlichen um die tosenden Abgründe. Dies und jenes stürzte noch. Wenige rasten rückwärts.
    Vom westlichen Kontinent kamen über Amerika Berichte. Der Feuerkrieg am Ural stieg vor ihren Augen auf. Unruhe über den Geschwadern. Die Führer berieten über Maßnahmen gegen den auffälligen Druck, der sich der Besatzungen bemächtigte, als Befehle von London über Neuyork liefen, zurückzukehren bis auf den Küstenschutz. Den Pazifik überflohen sie in breiter Linie. Am Ostabfall Amerikas hielten sie; asiatische Angreifer hingen auflauernd über der Küste. Die Westlichen waren froh; sie gönnten ihren trüben Besatzungen das Abenteuer. Die Gelben flogen; man ließ sie sich nähern. Wie die Gelben das Meer den Schiffen unter dem Kiel weggerissen hatten, dachte man ihnen die Luft wegzureißen. Raketen in der Finsternis von den Borden der weißen Geschwader vor der Küste. Sie tasteten die kleinen Flieger ab, die im Schutz ihrer Abwehrwaffen in der Luft leicht pendelten, die schwebenden breiten Bollwerke der Lastluftschiffe, die die Größe der weißen Arbeitsschiffe hatten. Von dem Kranz der Raketen wurden schwarze Gebilde hochgetragen, die wie Ketten zwischen ihnen schwankten. Wie die Raketen zu glühen begannen, dumpften Schläge: die Böenbomben an den Ketten explodierten. Von oben nach unten zersprangen sie, wühlten die Luft beiseite, mit jedem Schlag sekundlich dem früheren folgend, stießen keilten sie die Luft weg. Wie ein Schwimmer, der auf dem wippenden Sprungbrett steht, die Knie beugt, sich zum stolzen Niedertauchen rüstet, das Brett kracht, er torkelt kippt sich überschlagend, mit den Armen leer greifend, klatscht bäuchlings unter Stöhnen auf die spritzende Wasserfläche, so hingen die gelben Flieger und Luftschiffe, sprung- und wurfbereit. Die Füße ihnen abgeschlagen. Wehrlos unwissend, was mit ihnen geschah, klafterten sie abwärts, wirbelten um sich in der finsteren brausenden Luft, schlugen ins Meer, Münder geöffnet, Finger gekrümmt, träumend erwartend.
    Die gelben Flieger, sich zurückziehend, sammelten sich bei Tag wie Raben am Panamagolf. Finsteres Gewimmel den Rio Chagres entlang, von der Limonbucht bis Panama. Sie wechselten jeden Augenblick die Höhe; die Schiffe des weißen Geschwaders traten in die Schleuse von Miraflores, Pedro Miguel. Man riß aus den Fliegern mit tosenden Böen Punkte Ballen heraus;

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