1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
Darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen.
Ich tat das, was ich immer tat, wenn ich erwachte. Ich drehte mich nach rechts und schob die Hand auf den Nachttisch, denn dort stand eine schmale Lampe, ebenfalls ein Wecker, bei dem immer eine Digitalanzeige leuchtete, die ich diesmal nicht sah.
Ich dachte nicht weiter darüber nach, ertastete den Schalter, drückte ihn, hörte das leise Klicken, und das war es auch. Die Lampe blieb dunkel.
Das Licht war von dieser unheimlichen Dunkelheit gefressen worden.
Ich hatte es nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde sehen können.
Jetzt kam mir der Gedanke, dass es einen Stromausfall gegeben hatte.
Die Idee verwarf ich augenblicklich, denn ich hätte trotzdem irgendwelche Umrisse in meinem Zimmer sehen müssen.
Aber da gab es nur die absolute Finsternis!
Es war zunächst mal wichtig, die Ruhe zu bewahren. Auf keinen Fall nervös werden oder in Panik verfallen.
Ich veränderte meine Haltung nicht, dafür fuhren meine Hände hoch zur Brust, wo das Kreuz lag.
Ich nahm es nicht immer ab, wenn ich zu Bett ging. Am letzten Abend hatte ich es vergessen. Es übte zwar einen gewissen Druck aus, den allerdings spürte ich so gut wie nicht, weil ich mich längst daran gewöhnt hatte.
Meine Fingerspitzen glitten über das Kreuz. Das Metall nahm in der Regel meine Körperwärme an. Damit rechnete ich auch hier, aber ich hatte mich verrechnet.
Das Kreuz war ja, ich wollte es kaum glauben - es war tatsächlich kalt.
Das war genau der Moment, an dem es auch mir kalt den Rücken hinabrieselte. Zudem war es für mich der Beweis, dass die Finsternis keinen natürlichen Ursprung hatte. Jemand hatte sie mir geschickt.
Jemand aus einem schwarzmagischen Reich, und mir wurde klar, dass ich etwas tun und mich wehren musste.
Wo kein Feind zu sehen war, konnte man sich auch nicht wehren. Aber es gab andere Dinge, die ich in die Wege leitete, und die waren völlig normal.
Ich richtete mich auf, was völlig normal ablief. Da gab es keine Kraft, die mich daran hindern wollte. Ich saß im Bett und stand wenig später daneben und spürte die offenen Lederslipper an meinen Füßen.
Alles okay, es gab keinen Angriff, und ich war froh, dass ich mich in meiner eigenen Wohnung auskannte. Um sie zu durchqueren, brauchte ich kein Licht.
So dachte ich zumindest. Aus dem Schlafzimmer kam ich gut hinaus.
Dann begannen die vorsichtigen Schritte, die mit einem behutsamen Tasten verbunden waren.
Ich fragte mich, ob die Stühle am Tisch wie immer standen. Es war ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Ich hatte meinen Arbeitsplatz in den Wohnraum verlegt, denn der Tisch war mit einem Laptop bestückt.
Die Schwärze blieb!
Sie hatte meine gesamte Wohnung unter ihre Kontrolle bekommen. Ich sah auch hier kein Fenster, hätte zwar hingehen können, wäre dann aber von meinem normalen Weg abgekommen, den ich mir vorgenommen hatte.
Ich wollte erst zur Wohnungstür, sie öffnen und einen Blick in den Flur werfen, um zu sehen, ob sich auch dort die Finsternis ausgebreitet hatte.
Wenn ja, wäre das gesamte Haus betroffen, was ich allerdings nicht glaubte. Ich hatte Glück, stieß nirgendwo an und war froh, als meine Hände die Innenseite der Haustür berührten.
Ich hatte abgeschlossen, drehte den Schlüssel zweimal, öffnete die Tür, schaute in den Flur - und prallte zurück.
Nach der absoluten Dunkelheit, durch die ich mich getastet hatte, kam mir der Flur sehr hell vor, obwohl nur die Notbeleuchtung brannte. Um diese Uhrzeit, es war weit nach Mitternacht, schien das Haus unter einer Glocke des Schweigens zu liegen, denn es gab keine Geräusche, die an meine Ohren gedrungen wären.
Wenn ich ein paar Schritte ging, stand ich vor der Tür der Nachbarwohnung. Dort lebte mein Freund und Kollege Suko zusammen mit seiner Partnerin Shao.
Ich spielte mit dem Gedanken, hinzugehen und die beiden zu wecken, aber ich verwarf den Vorsatz. Die beiden brauchten ihren Schlaf, und die dichte Dunkelheit war nicht ihr Problem. Hier ging es einzig und allein um mich.
Einen besonderen Plan verfolgte ich nicht. Ich ging wieder zurück in meine Wohnung und wollte abwarten. Meiner Ansicht nach wollte man etwas von mir und hatte mir deshalb die Dunkelheit geschickt. Sollte es hart auf hart kommen, blieb mir noch immer der Fluchtweg in den Flur.
Ich dachte auch daran, mir meine Pistole zu holen und mit ihr in der Hand zu warten. Dabei fiel mir mein Outfit ein. Ich trug nur einen Schlafshort und die Lederschlappen an
Weitere Kostenlose Bücher