Berggorillas
westlichen Rand des Zentralafrikanischen Grabens in einem Höhenbereich zwischen 1.100 und 2.600 Metern über dem Meeresspiegel. Der dichte Bergregenwald weist einen so ungewöhnlich starken Unterwuchs auf, dass er deshalb Impenetrable Forest genannt wird: undurchdringlicher Wald. Das Gebiet wird von Wasserläufen durchzogen; der Munyaga River bildet ein System von bis zu dreißig Meter hohen Wasserfällen. Im Wald liegen mehrere, teilweise ausgedehnte Sumpfgebiete. Die Berghänge sind schroff und steil. Gleichwohl steht das Gebiet unter sehr starkem Siedlungsdruck. Die Bevölkerung in den umliegenden Gemeinden wächst in rasantem Tempo, und in der Bwindi-Region liegt der Zuwachs sogar deutlich über dem Landesdurchschnitt.
Allein in den letzten vierzig Jahren ging die Hälfte der Waldfläche des Bwindi verloren! Früher hatte sich dieser ursprüngliche Wald noch bis tief in den Kongo hinein erstreckt, aber dort wurde er bis zum Beginn der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts praktisch vollständig abgeholzt. Auch auf ugandischer Seite hatte er zwischen 1954 und 1990 mehr als ein Viertel seines Bestands verloren. Es ist daher ein knapp bemessener Lebensraum, der den dort lebenden Berggorillas verblieben ist. Doch seit 1991 ist er als Bwindi Impenetrable National Park auf einem Gebiet von 321 km 2 geschützt, seit 1994 auch von der Unesco als „Natural World Heritage Site“ – als einzigartig und unbedingt erhaltenswert anerkannt. Dieser uralte Bergregenwald weist eine Artenvielfalt auf, wie sie in gemäßigten Klimazonen nicht denkbar wäre. Mehr als 300 Baumarten finden sich hier; einige davon sind endemisch, kommen also nur dort und sonst nirgendwo mehr vor.
Unter anderem sind auch 350 Vogelarten, 310 Schmetterlingsarten und 120 Säugetierarten im Bwindi Impenetrable National Park beheimatet: Keine großen Räuber mehr, seitdem der letzte Leopard dort ausgestorben ist, aber an größeren Säugern finden sich die Zibetkatze, verschiedene Ducker-Antilopenarten, Riesenwaldschwein und Pinselohrschwein, Streifenschakal, Schimpansen, Guerezas, Paviane und noch einige wenige Waldelefanten. Und schließlich die beeindruckenden Berggorillas.
Gorilla-Tracking
Ein Gorilla-Tracking im Bwindi Impenetrable National Park bietet die seltene und großartige Gelegenheit, diese faszinierenden Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. Unser Startpunkt war das Park Headquarter in Buhoma . Die Gemeinde Buhoma liegt am nordwestlichen Parkeingang, rund 450 Kilometer – zehn Autostunden – von der ugandischen Hauptstadt Kampala entfernt. Dort müssen alle Gorilla-Permits (quasi die „Eintrittskarten“) bei der Uganda Wildlife Authority (UWA) erworben werden – am besten mit langem zeitlichem Vorlauf, weil Permits zu bestimmten Terminen oft bereits Monate vorher ausgebucht sind. Buhoma hat vom Gorillatourismus durchaus profitiert. Viele der ansonsten ausschließlich in der Landwirtschaft tätigen Einwohner haben durch die wegen der Gorillas angereisten Gäste ein Auskommen oder zumindest ein Zubrot gefunden. Eine wenngleich meist bescheidene touristische Infrastruktur erwirtschaftet Umsätze, die es ohne die Gorillas in dieser vollständig abgelegenen Gegend sonst nicht gäbe. Auch wenn die Gorillas manchmal den Wald verlassen und Schäden auf den Feldern anrichten – der finanzielle Nutzen der Tiere für das Land überwiegt bei weitem.
Insgesamt besteht weitgehende Einigkeit, dass – so zynisch dies auch klingen mag – ein lebender Berggorilla von ökonomisch ungleich höherem Wert ist als ein toter. Selbst Dian Fossey, die sich lange dem Gedanken des Gorilla-Tracking zu „ihren“ Berggorillas vehement widersetzt hatte, räumte schließlich ein, dass die damit verbundenen Einnahmen letztlich dem Schutz und Fortbestand ihren geliebten Tieren langfristig zugute kommen.
Acht habituierte, also an die Anwesenheit von Menschen gewöhnte Gorillagruppen mit insgesamt circa 105 Tieren können im Bwindi-Wald besucht werden. Die Gruppen „Mubare“, „Habinyanja“, „Bitukura“, „Rushegura“ und „Oruzogo“ haben wir während unserer Trackings aufgespürt. Darüber hinaus gibt es noch die Gruppen „Nkuringo“, „Shongi“ und „Mishaya“, deren Trackings etwas abseits von Buhoma oder Ruhija starten. Die Zahl der Mitglieder einer Gorillagruppe ist stark schwankend, da immer wieder Tiere die Gruppe wechseln. Angeblich soll nur noch eine weitere Gruppe im Bwindi-Wald habituiert werden.
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