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016 - Der Satanswolf

016 - Der Satanswolf

Titel: 016 - Der Satanswolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Bernhard Zwerenz zündete sich eine Zigarette an. Er blies den Rauch gegen den Wind und wandte sich seinem Kollegen Norbert Schenk zu. »Zu Hause alles in Ordnung?«
    Schenk nickte. »Einigermaßen.«
    »Ist deine Tochter Sabine immer noch im schwierigen Alter?«
    »Kann man wohl sagen«, brummte Schenk und wedelte mit der Hand, als hätte er sich verbrannt. »Weißt du, was sie neuerdings will? Fallschirmspringen.«
    »Großer Gott, ist das nicht zu gefährlich für ein Mädchen?«
    »Sie behauptet nein, und wie du sie kennst, wird sie ihren Willen wieder mal durchsetzen. Meine Frau ist zu schwach. Sie kann sich gegen Sabine nicht behaupten, und ich bin die meiste Zeit nicht daheim.«
    Die beiden Männer befanden sich im Zoo von Hannover. Sie arbeiteten da als Tierpfleger. Soeben hatte sie die Elefanten versorgt, und nun waren sie zum Bärengehege unterwegs. Der Tierpark hatte seine Pforten schon verschlossen. Die Dämmerung setzte allmählich ein.
    Zwerenz und Schenk kamen am Wolfskäfig vorbei. Sie vernahmen ein feindseliges Knurren und blieben stehen. Fünf Wölfe – abgesondert von den übrigen – sollten morgen nach Gelsenkirchen überstellt werden.
    Fünf prächtige, furchterregende Tiere.
    Vier von ihnen hielten sich im Hintergrund des Käfigs auf. Aber der Leitwolf stand am Gitter und knurrte die Tierpfleger haßerfüllt an. Seine Lefzen waren hochgezogen, die gefährlichen Reißzähne gefletscht.
    »Ein Prachtbursche«, sagte Schenk. »Warum wir den an den Zoo von Gelsenkirchen abtreten, kann ich nicht verstehen.«
    Zwerenz kräuselte die Nase. »Also, wenn ich ehrlich sein soll, ich weine ihm keine Träne nach. Der Kerl war mir nie besonders geheuer. Immer wenn ich im Wolfsgehege zu tun hatte, dachte ich, nicht lebend rauszukommen. Ich sage dir, dieser Wolf ist ein hinterlistiges Biest. Der wartet nur auf die Chance, einen Menschen zerfleischen zu können. In dem ist die wilde, grausame Natur am deutlichsten ausgeprägt.«
    Das Tier schnellte an den dicken Gitterstäben hoch. Sein schlanker Körper streckte sich. Es schnappte in Zwerenz’ Richtung. Der Mann wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Raubtierkiefer klappten hart aufeinander.
    Bernhard Zwerenz sagte heiser: »Nun sieh dir diesen Verrückten an. Heute ist er ganz besonders in Fahrt. Meine Güte, wenn der so könnte, wie er wollte, würden wir keine fünf Minuten länger leben. Eine segensreiche Einrichtung ist so ein Gitter.«
    »Er ist ein wunderschönes Tier«, behauptete Norbert Schenk.
    »Würdest du das auch noch sagen, wenn es dir an die Kehle springt?«
    »Er ist dafür geschaffen, zu töten.«
    »Komm, hör auf.«
    »Wölfe sind die Gesundheitspolizei der Wildnis. Alles, was krank und schwach ist und sowieso keine Überlebenschance hat, wird von ihnen getötet.«
    »Also ich fühle mich weder krank noch schwach, aber dieser Bursche würde mir liebend gern an die Gurgel springen, das sehe ich ihm an. Ich sage dir, von dem lesen wir noch mal in der Zeitung oder hören was Schreckliches über ihn im Radio. Der bringt noch mal einen Menschen um, das fühle ich.«
    »Ach, was. Er ist hier hinter Gittern und wird es in Gelsenkirchen auch sein«, bemerkte Schenk. »Er wird nie die Möglichkeit haben, über einen Menschen herzufallen.«
    »Sind Tierpfleger denn keine Menschen in deinen Augen?« fragte Zwerenz.
    »Die werden sich vor ihm schon in acht nehmen«, sagte Schenk.
    »Vielleicht sollte man sie vor diesem Burschen warnen.«
    »Nicht nötig. Sie werden vom ersten Augenblick an erkennen, daß er gefährlich ist.«
    »Oberstes Gebot ist: man darf ihm niemals den Rücken zukehren, sonst ist man erledigt.«
    Der Wolf gebärdete sich wie verrückt. Sein Körper mit den stählernen Muskeln wuchtete mehrmals gegen die Gitterstäbe. Es hatte den Anschein, als wollte das Raubtier ausbrechen.
    »Morgen«, sagte Bernhard Zwerenz mit hörbarer Erleichterung.
    »Morgen schieben wir dich nach Gelsenkirchen ab, Freundchen. Dann kannst du die dort unglücklich machen.« Er wandte sich an Schenk. »Ob du’s mir glaubst oder nicht, Norbert… Dieser Wolf hat ‘ne Fehlschaltung. Obwohl in Gefangenschaft geboren, kann er sich damit nicht abfinden. Er wird eines Tages ausreißen – und dann möchte ich nicht in der Nähe sein.«
    ***
    Die Hölle hatte Pläne…
    Während der starke Leitwolf im Zoo von Hannover seltsam erregt war, war auch Detlev Menningmann in seiner Zelle der Strafvollzugsanstalt von Essen hochgradig nervös.
    Er ahnte nicht,

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