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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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dieses von Ratschiller durch Pfahlers Vermittelung gekauften Grundes bekundete die größte Neugierde, denn es wollte ihm nicht einleuchten, daß ein so schweres Holzgerüst zum Bau der Hochzeitsvilla nötig sei. Als Angerer aber durch die Arbeiter der Cementfabrik endlich doch den Zweck erfuhr, da wollte er protestieren, denn er habe den Grund wohl zur Villa-Erbauung verkauft, nicht aber zur Errichtung einer Teufelsbahn durch die Luft. Natürlich erreichte der Mann mit dem Protest nichts, verkauft bleibt verkauft, doch alarmierte sein Gezeter alsbald die der Ratschillerschen Fabrik aufsässigen Straßenbauern, die nun gegen das Projekt einer Luftbahn mobil machten, und Gericht und Bezirkshauptmannschaft überliefen, um mit verdutzten Gesichtern heimzukehren. Nichts zu machen, alles in Ordnung, genehmigt, hieß es bei der Behörde. Also darf Ratschiller unerhörterweise seinen Cement über die Köpfe der Menschheit hinweg durch die Luft herausbringen, er braucht die Straße nimmer und daher auch den Bauern nichts mehr für die Straßenbenutzung zu bezahlen. Der letztere Umstand wurmt die Bauern natürlich am meisten, und zornig rannten sie nun zur Konkurrenz Ratschillers, um bei dieser Rat zu erholen. Aber die Direktoren dieser Aktiencementfabrik gaben zur Antwort, daß jetzt nichts mehr zu wollen sei, Ratschiller wäre der Schlauere gewesen und künftig werde auch die Aktiencementfabrik sein Beispiel nachahmen und durch die Luft verfrachten, was bedeutend billiger komme als das Straßenfuhrwerk. Also nichts mehr zu wollen! Die Bauern mußten sich zufrieden geben, das heißt, ein Oppositionsmittel giebt es noch: der neuen Luftbahn allen Schaden und alles Unglück zu wünschen und das Verderben anzubeten.
    Bis die Tracenführung erledigt, die Bauten für die Unterstützungen erstellt, für die Laufbahn alle Spannvorrichtungen und Verankerungen angebracht, die Stationen mit den Ausrückern und Telephonen versehen wurden, verflossen viele Wochen in emsigster Arbeit, doch die sächsischen Monteure wurden zur rechten Zeit fertig, das Riesenseil hing endlos, d.h. in sich geschlossen, mit vorgeschriebener Spannung und verbindet das Magazin am Bahnhof über Wiesen und Berg hinweg mit der Ratschillerschen Fabrik auf eine Entfernung von 3650 m durch die Luft. Dann wurden die eigens konstruierten Wagen für den Transport von Cement und Kohle im Seil angekuppelt, ebenso die sog. Mitnehmer, und endlich konnte angetrieben werden mit einer Kraft von elf Pferden.
    Obwohl von einer feierlichen Eröffnung Abstand genommen war, wohnte die halbe Bevölkerung des Städtchens dem Schauspiel bei und besah staunend das Werk der Luftbeförderung zunächst der leeren Eisenwagen hinauf zur schwindelerregenden Höhe und über das Gebirge hinweg.
    Hundertpfund befand sich bei der Familie Ratschiller, welche anfangs die Drehscheibe im Magazin, um welche das Riesenseil sich drehte, besichtigte und dann sich zum Stützgerüst auf der Angerwiese begab. Hier hatten sich verschiedene Honoratioren mit ihren Damen des Städtchens aufgestellt, die aufmerksam den Erläuterungen des Ingenieurs vom Bleichertwerk lauschten. Insbesondere widmete der Richter Ehrenstraßer diesen Ausführungen volles Interesse, wie er das allen Neuerungen gegenüber that, um sein Wissen immer wieder zu erweitern.
    Der Ingenieur erklärte zunächst die Tracenführung, wonach die Tragseile beim Bahnhof eine Seehöhe von 486 m haben; diese Höhe beträgt im Scheitel der Bahnstrecke bereits 856 m, um sich dann bei der Fabrik drinnen auf 538 m zu senken. Die Steigung der Drahtseilbahn schwankt zwischen Null und 580 pro mille, die horizontale Länge beträgt 3640 m. Das Wesentliche der Luftbahn besteht darin, daß die eigentliche Laufbahn der Wagen durch ein starkes ruhendes Stahldrahtseil gebildet wird, welches in eine seinem Querschnitt und dem Material entsprechende Spannung versetzt und in gewissen Entfernungen durch Unterstützungen getragen wird. Die Wagen sind derart am Tragseil aufgehängt, daß ihre tief ausgekehlten Laufräder auf dem Tragseil rollen, während das Wagengehänge seitlich von demselben und das zur Aufnahme der Güter bestimmte Gefäß unter demselben hängt und die Unterstützungen der Tragseile ungehindert passieren kann. Unter den Tragseilen und von den Wagen getragen befindet sich das endlose Zugseil, welches in gewissen Entfernungen durch den Kuppelapparat mit den Wagen verbunden und durch einen feststehenden Motor in Bewegung gesetzt wird, so daß

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