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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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leuchtete dem Burschen in das Gesicht.
    „Kennst mich nimmer, Pater? Ich bin der Cajetan, weißt noch?“
    „Richtig, ja, jener Wilderer und Frevler! Was willst denn du Verworfener im Kloster?“
    „Hilf mir, Einödpater! Die Sünd' möcht' ich los haben und Unterschlupf. Die Gendarmen hetzen mich, Herr! Ich bin oben nimmer sicher! Die Füß' erfroren, krank an Leib und Seel', hilf, Einöder! Hilf um Gottes und Jesu willen!“
    Mitleidig sprach der alte Priester: „Das ischt freilich schlimm! Doch ein Gutes erkenne ich dabei, in dir ischt die Reue wach geworden! Das Gewissen regt sich, und das ischt der Anfang zur Besserung! Du willst wohl beichten?“
    „Ja, Pater! Absolvier' mich um Gottes willen!“
    „So sehst du es ein und bereust den furchtbaren Frevel?“
    „Ja, Pater! Aber mach's geschwind, ich bin keine Stund' mehr sicher! Ein Gendarm ischt im Dörfl über Nacht 'blieben, der wird wohl mit Taganfang kommen!“
    „Vor dem Altar und in der Kirche überhaupt bischt du sicher! Zur Beichte will ich dich lassen, aber kommunizieren kannst du nicht, denn es ischt nicht gewiß, ob du nicht abermals einen Frevel planst und die beim hl. Abendmahl empfangene Hostie verwenden willst zu abergläubischer That!“
    „Nein, nein, gewiß nicht! Ich schwör's mit heiligem Eid! Bindet mir die Händ' an den Leib, doch laßt mich ans Speisgitter! Ihr könnt ja bei mir bleiben, bis die Hostie zerflossen ischt auf der Zung'! Ich bitt', sprecht mich los, lasset mich den Frevel wieder gutmachen!“
    Der Priester erkannte die Zerknirschung des Ausgestoßenen, die Reue ist echt und tief empfunden. „So komm!“
    Im Beichtstuhl des Klosterkirchleins hörte Pater Ambros die Beichte des Verfolgten, der dann tiefandächtig an das Gitter vor dem Altar kniete, um das heil. Abendmahl zu empfangen. Frater Willibald war zur Matutin ins Kirchlein gekommen und sah erstaunt, wie der Pater beim Schein einiger Altarkerzen den Tabernakel aufschloß und die heil. Handlung des Sakramentspendens vornahm.
    Schon schritt Pater Ambros die Stufen des Altars herab, er reichte dem Büßer eben die geweihte Hostie mit den Worten: „Corpus Domine Jesu Christi custodiat animam tuam et vitam aeternam, Amen!“
    Das Geräusch starker Tritte an der Kirchenthüre veranlaßte den Priester, forschend in jene Richtung zu blicken.
    Eine uniformierte Gestalt ist eingetreten, die den Sturmhut in der linken Hand trägt und mit der Rechten sich andächtig bekreuzt. Ein Gendarm ist es.
    Der greise Priester zittert vor Erregung. Ahnungslos kniet Cajetan vor ihm und harrt frommgläubig des Empfanges der heil. Hostie. Pater Ambros reicht dieselbe dem Kommunikanten und unwillkürlich flüstert er diesem zu. „Bleib' knieen, hinten wartet ein Gendarm!“
    Cajetan zuckt erschrocken zusammen, die Angst macht ein Gebet unmöglich.
    Der Gendarm mochte wohl auch in dem Kommunikanten den längst gesuchten Flüchtling erkannt haben, denn er näherte sich demselben bis zur ersten Kirchenbank, in welcher er Platz nahm, um hier zu warten.
    Verwirrt hatte der Priester den Hostienkelch wieder zum Altar getragen und im Tabernakel verschlossen. Der Gedanke, wie dem armen Burschen die Rettung ermöglicht werden könnte, bewegte den Einödpater so stark, daß er für die nächsten Augenblicke nicht wußte, was beginnen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, trat Ambros nochmals zu dem zitternden Menschen und gebot ihm flüsternd, in die Sakristei zu kommen, indem der Pater zugleich das Speisgitter öffnete, um Cajetan in den für Priester und Ministrant reservierten Raum vor dem Altar einzulassen.
    Schwerfällig folgte Cajetan, den die erfrorenen Füße schmerzten, vor dem Tabernakel verbeugte er sich tiefdemütig und schritt in die Sakristei, wohin ihm der Pater folgte, hinterdrein Frater Willibald.
    In atemloser Spannung harrte der Gendarm in der Bank.
    „Jetzt fort, Gott helfe dir!“ flüsterte der alte Pater, und Willibald öffnete die zum Klostergang führende Thüre.
    Trotz der Fußschmerzen raste Cajetan in seiner Todesangst mit jähen Sätzen in den Gang hinaus und verschwand.
    „Rasch das Meßgewand, Willibald, ich will gleich die Messe lesen!“ gebot Ambros.
    Frater Willibald verstand diese Absicht nicht sofort und machte Einwendungen. Es sei zu früh zur Messe und noch keine Andächtigen erschienen.
    „Heute ischt mit Gottes Hilfe eine Ausnahme! Rasch, rasch!“
    Willibald gehorchte, und alsbald erschienen Priester und Ministrant wieder vor dem Altar.
    Der Gendarm

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