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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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gerattert, du warst allein, oder es saß einer neben dir oder zwei, Auto Nummer 20147.

    Es wird ein Brot in den Ofen geschoben.
    Der Ofen steht im Freien, bei einem Bauernhaus, hinten ist ein Acker, das Ding sieht aus wie ein kleiner Ziegelhaufen. Die Frauen haben eine Menge Holz gesägt, Reisig zusammengeschleppt, das liegt jetzt neben dem Ofen, sie stopfen es rein. Jetzt kommt eine mit den großen Formen über den Hof, der Teig ist drauf. Ein Junge reißt die Ofentür auf, das glüht drin, glüht, glüht, kolossal, eine Hitze, sie schieben mit Stangen die Bleche rein, das Brot wird drin aufgehen, das Wasser wird verdunsten, der Teig wird sich bräunen.
    Franz sitzt halb auf. Er hat geschluckt, er wartet, es ist fast alles wieder bei ihm, was draußen rumgelaufen war. Er zittert, was hat der Tod gesagt. Er muß wissen, was der Tod gesagt hat. Die Tür geht auf. Nu wirds kommen. Das Theater, es geht los. Den kenn ich. Lüders, auf den hab ich gewartet.
    Und sie kommen rein, mit Zittern erwartet. Was kann mit Lüders sein. Franz hat Zeichen gegeben, man hat gedacht, er ist knapp auf der Brust vom Wagerechtliegen, aber er will sich bloß höherlegen und mehr aufrecht. Denn die kommen jetzt. Jetzt liegt er hoch. Man los.
    Und sie kommen einzeln. Lüders, ein ärmlicher Kerl, son kleines Männlein. Will mal sehn, wat mit dem ist. Er geht mit Schnürsenkeln die Treppe rauf. Ja, das haben wir gemacht. Man verkommt in seinen Lumpen, immer noch die alte Kluft aus dem Krieg, Makkoschnürsenkel, Madam, ick wollt bloß fragen, könn Sie mir nicht eine Tasse Kaffee geben, wat is mit ihrem Mann, wohl im Felde gefallen; stülpt sich den Hut auf: Also, man raus mit das Kleingeld. Det is Lüders, der war mit mir. Die Frau hat ein glühendes Gesicht, die eine Backe von ihr ist schneeweiß, sie kramt im Portemonnaie, sie krächzt, die purzelt um. Er wühlt in den Kästen: Olles Blechzeug, ich muß rennen, sonst schreit die noch. Über den Korridor, die Tür zugedrückt, die Treppe runter. Ja, er hats gemacht. Klaut. Klaut viel. Mir geben sie den Brief, ist von ihr, wat is nu mit mir, mir sind einmal die Beine abgehackt, mir sind die Beine abgehackt, warum denn, ich kann nicht aufstehen. Wollen Sie einen Kognak, Biberkopf, wohl ein Trauerfall, ja, warum darum, warum sind mir die Beine abgehackt, ich weeß es nicht. Muß ihn mal fragen, muß ihn mal anreden. Hör mal, Lüders, guten Morgen, Lüders, wie gehts dir, nich gut, mir ooch nich, komm doch mal her, setz dir mal auf den Stuhl, nu geh doch nich, wat hab ich dir denn groß getan, nu geh doch nich.
    Herankommen lassen. Herankommen lassen die schwarze Nacht, die Autos, die hartgefrorenen Chausseen, der Abschied des kleinen Mädchens von seinen Eltern, es fährt mit einem Mann und einer Frau und wird sich schon drüben einleben, soll brav bleiben, dann wird alles gut gehen. Herankommen lassen.
    Reinhold! Ah! Reinhold, pih Deibel! Das Luder, da bist du, wat willste hier, willst dir vor mir wichtig tun, dir wascht kein Regen rein, du Strolch, du Mörder, du Schwerverbrecher, nimm die Pfeife aus die Schnauze, wennste mit mir redst. Det is gut, daß du kommst, du hast mir gefehlt, komm, du Dreckkerl, haben sie dir noch nicht gefaßt, ein blauen Mantel haste? Paß uff, in dem gehste verschütt. »Wat bist du denn, Franz?« Ich, du Strolch? Kein Mörder, weeßte, wen du gemordet hast? »Und wer hat mir das Mädel gezeigt, und wer hat sich aus dem Mädel nischt gemacht, und ich muß mir unter die Bettdecke legen, du Großschnauze, wer war denn das?« Darum brauchste sie doch noch nicht umzubringen. »Wat is dabei, hast sie nicht etwa ooch beinah krumm geschlagen, du? Und dann soll noch da eine gewisse Gewisse sein, die in der Landsberger Allee liegt, die is ooch nicht von allein da aufn Kirchhof gekommen. Na, wat is nu? Jetzt sagste nischt! Wat sagt nu der Herr Franz Biberkopf, von Profession Großschnauze?« Mir haste unters Auto geschmissen, den Arm haste mir abfahren lassen. »Haha ha, kannst dir ja einen aus Pappe anbinden. Wenn du son Ochse bist und läßt dich mit mir ein.« Ein Ochse? »Na, merkste nich, daß du ein Ochse bist. Jetzt biste in Buch und spielst den wilden Mann und mir gehts gut, wer is nu ein Ochse?«
    Und da geht er, und das höllische Feuer blitzt dem aus den Augen und ihm wachsen Hörner aus dem Kopf und der kreischt: Box doch mit mir, komm, zeig, wat du bist, Franzeken, Franzeken Biberkopf, Biberköpfchen, ha! Und Franz preßt die Lider. Ich hätte mit ihm nichts

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