Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Gestalt an seiner Seite, deren Konturen sich im gleißend hellen Sonnenlicht in Nichts aufzulösen schienen.
»Owen McAllister, Special Operations Division der CIA und Beauftragter für Berlin«, stellte sich Grants Gesprächspartner kurzerhand vor, nicht gewillt, sich auf irgendwelche Mätzchen einzulassen. »Wir haben Ihre Telefonate abgehört, inklusive der letzten drei, die von Ihrer Villa aus geführt wurden. Daher sind wir über Ihre – wie drücke ich mich am besten aus? – über Ihre Winkelzüge und landesverräterischen Umtriebe bestens im Bilde.«
»Landesverrat – wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Telefonischer Kontakt mit einem Agenten der DDR-Staatssicherheit – wie würden Sie so etwas bezeichnen, Mister Grant? Als einen Plausch unter Freunden?«
»Was wissen denn Sie schon von …«
»Freundschaft? Eine ganze Menge, Deputy Director. Pech für Sie, dass es sich bei dem Mann, der Ihre widernatürlichen Triebe zu befriedigen pflegte, ausgerechnet um einen sowjetischen Spion gehandelt hat. Oder vielmehr handelt. Der es vor seinem spurlosen Verschwinden offenbar verdammt eilig hatte, Ihre Pläne brühwarm auszuplaudern. Per Telefon, versteht sich. Dienst nach Vorschrift sozusagen.« Aus dem Mund des CIA-Agenten erklang ein hämisches Lachen. »Wie Sie sehen, Mister Grant, ist es sinnlos, mir etwas vormachen zu wollen. Eine Million Dollar für das Bernsteinzimmer, so lautete die Bedingung, oder?« Ein weiteres Lachen, an Häme kaum zu überbieten. »Ein Spottpreis, wenn man bedenkt, dass sein Wert um ein Vielfaches darüber liegt.«
Grant ließ den Kopf hängen und schwieg.
McAllister schien keinerlei Notiz davon zu nehmen. »Kein Grund für Selbstmitleid«, höhnte er. »Gäbe es Ihre Extravaganzen nicht, wären wir Ihnen wohl nie auf die Spur gekommen. Eine Villa in Hyannis Port, Segeljacht, Sammlung sündhaft teurer chinesischer Vasen, um nur einige Besitztümer aus Ihrem reichhaltigen Fundus zu nennen. Schreit geradezu nach Observierung, finden Sie nicht auch? Dazu Ihre … Ihre abartigen Neigungen, Deputy Director – irgendwann ist das Maß voll.«
»Was wollen Sie?«
»Namen, Sie Landesverräter, Namen.« Zum ersten Mal während des Gespräches wandte sich der CIA-Agent seinem am Boden zerstörten Gesprächspartner zu. Rote Locken, Sommersprossen, hellhäutig!, fuhr es Letzterem durch den Sinn, als sich ihre Blicke trafen. So und nicht anders stellt man sich einen Bullen mit irischer Abstammung vor. »Für wen arbeiten Sie, Mister Grant?«
»Für den gleichen Laden wie Sie.«
»Mir ist nicht nach Scherzen zumute, du dreckiger Arschficker!«, presste McAllister wutentbrannt hervor. »Zum letzten Mal, Grant: Für wen arbeiten Sie?«
Auf dem besten Weg, seinem Nebenmann an die Gurgel zu gehen, holte Grant mit der Linken aus. Aber ein Blick auf die beiden CIA-Männer, bei denen es sich offenbar um seine Verfolger handelte, erstickte seine Wut jedoch im Keim. An das Geländer gelehnt, welches das Denkmal des Preußenkönigs und Siegers über Napoleon umgab, hätten sie nicht gezögert, ihn über den Haufen zu schießen. Ein Wink von McAllister hätte genügt, um Grants Schicksal zu besiegeln. Das wurde ihm schlagartig klar. »Ob Sie mir nun glauben oder nicht – keine Ahnung.«
»Ist im Moment auch nicht so wichtig«, ließ der SOD-Agent mit gönnerhaftem Grinsen verlauten und nickte seinen Kollegen, welche die Szene aus einer Distanz von etwa 20 Metern verfolgten, mit siegesgewisser Miene zu. »Mein Auftrag lautet, das Bernsteinzimmer in meinen Besitz zu bringen.«
»Meiner auch.«
»Kleiner Witzbold, was?«, zischte McAllister, nur mit Mühe in der Lage, sein cholerisches Temperament zu zügeln. »Nun gut: Meinen Anweisungen zufolge sind Sie, Mister Grant, dazu auserkoren, den Lockvogel zu spielen. Wird Ihnen bestimmt nicht schwerfallen.« Der CIA-Agent ließ ein hämisches Lachen erklingen. »Was nichts anderes heißt, als dass Sie unsere freundschaftliche Unterredung tunlichst vergessen, im Kempinski absteigen und auf den Mann Ihrer Träume warten werden.«
»Und dann?«
McAllister bleckte die Zähne. »Wenn es so weit ist, werden Sie Sorge tragen, dass er Ihnen sämtliche das Bernsteinzimmer betreffenden Informationen ausplaudert. Mit Betonung auf sämtliche, Mister Grant. Genaue Lage des Verstecks, Umfang und Wert der von den Nazis geraubten Preziosen, eventuell installierte Sprengfallen – Sie wissen schon, was ich meine.«
»Wozu das Ganze, wenn man fragen darf? Soweit ich
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