Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection
Waschweib, ließ nicht locker, trat an seine Seite und tat genau das, was er besser hätte bleiben lassen sollen.
»Sonderauftrag?«, lautete seine Frage, worauf Slavín ihn mit einem kurzen, dafür aber umso ungehalteneren Seitenblick strafte. »Jetzt kommen Sie schon, mir können Sie es sagen.«
»Etwas in der Art«, antwortete Slavín, hart an der Grenze zur Unhöflichkeit. Dann rückte er seine Kappe zurecht, näherte sich der Luke und warf einen Blick nach draußen. Die Sicht war gleich null, von der Landschaft, die er in knapp 3.000 Meter Höhe überquerte, so gut wie nichts zu sehen. Slavín, Ex-Major des NKWD, warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Seiner Schätzung nach würde die Iljuschin in diesem Moment die Oder überqueren, was bedeutete, dass es allmählich ernst für ihn wurde. In etwas mehr als vier Stunden würde er seinen alten Kumpel Rembrandt treffen. Von diesem Termin hing eine Menge, wenn nicht gar alles ab. Das Vertrackte daran war, dass die Amerikaner anscheinend Lunte gerochen hatten. Anders konnte er sich das, worüber ihm Tretjak, Grants Gespiele für gewisse Stunden und zugleich Besuchows Verbindungsmann zur Italo-Mafia, Bericht erstattet hatte, nicht erklären. Dass der stellvertretende Direktor der CIA mitten in der Nacht und dazu Hals über Kopf nach Berlin flog, hatte natürlich einen Grund. Slavíns Blick wurde düster, und das nicht nur wegen des Kopiloten, der jede seiner Bewegungen genau verfolgte. Das Bernsteinzimmer – wie sollte es anders sein. Daran, so zumindest Tretjak, war offenbar nicht nur Besuchow, sondern auch die CIA interessiert. Ein Gegner, den er bis vor Kurzem nicht auf der Rechnung gehabt hatte, den man keinesfalls unterschätzen durfte.
Kein Zweifel, es würde hart auf hart zugehen.
»Noch zwei Minuten!«, krakeelte der Pilot und drehte sich zu Slavín um. »Erreichen 2.500 Meter.«
Als Zeichen, dass er verstanden hatte, hob der ehemalige Major die Hand und machte sich zum Absprung bereit. Einsätze wie diesen hatte er schon mehrfach mitgemacht, zum letzten Mal vor zwei Jahren, als er in Korea stationiert gewesen, über feindlichem Gebiet abgesprungen und so schwer verletzt worden war, dass er seinen Dienst hatte quittieren müssen. Von heute auf morgen ein Krüppel, war er vor dem Nichts gestanden, wäre da nicht Besuchow gewesen, der Leute wie ihn gut brauchen konnte. Slavín gab ein geringschätziges Schnauben von sich. Eigentlich hätte er diesem behaarten Schrat dafür dankbar sein müssen, aber dem war nicht so. Leib und Leben riskieren und sich mit einem Hungerlohn abspeisen lassen – nicht mit ihm. Hier, gut zwei Kilometer über DDR-Gebiet, ging es um seinen persönlichen Vorteil, nicht um den seines Auftraggebers und seiner obskuren Hintermänner. Was nichts anderes hieß, als dass er seinem Kumpel aus NKWD-Tagen einen Koffer voller Blüten andrehen, die versprochene Lageskizze in Empfang nehmen und selbige im Anschluss daran meistbietend verhökern würde. Wie hatte Besuchow doch getönt: ›Erst die Ware, dann das Geld.‹
Ein Fehler, wie er größer nicht hätte sein können.
»Beende Sinkflug. Flughöhe: 2.000 Meter. Noch 60 Sekunden bis zum Absprung.«
Slavín holte tief Luft. In ein paar Minuten wäre alles vorbei und er, wie geschaffen für Himmelfahrtskommandos, längst über alle Berge. Dafür würde sein Kontaktmann sorgen, auf den er sich blind verlassen konnte. Auch hier hatte Slavín nichts dem Zufall überlassen, nicht umsonst hatte er als einer der versiertesten Agenten der UdSSR gegolten.
»30 Sekunden bis zum Absprung.«
»Und Sie wollen mir wirklich nicht sagen, was die ganze Aktion hier …«
»Bedaure, Genosse, streng geheim.« Allein schon die Art, wie Slavín dies sagte, hätte genügt, um misstrauischere Gemüter aufhorchen zu lassen. Da er jedoch ein schlichtes Gemüt besaß, war der Kopilot völlig arglos, blind für die Vorzeichen der nahenden Katastrophe. »Wenn Sie jetzt bitte so gut wären, beiseitezutreten. Damit Ihnen nichts zustößt, meine ich.«
»20, 19, 18 …«
»Möchte wissen, wie wir das dem verantwortlichen Genossen beibringen wollen«, beharrte der Balte und dachte offenbar nicht daran, Slavín den Weg freizugeben.
»Was denn?«
»Na, das mit dieser Aktion hier. 4.000 Kilometer hin und zurück, und keiner weiß, warum.«
»Wissen Sie was, Genosse?«, fragte Slavín, ein Lächeln im Gesicht, das hinsichtlich seiner Durchtriebenheit seinesgleichen suchte.
»Nein.«
»Zehn, neun …«
»Sie haben
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