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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beobachten, wer ein- und ausging, alte Freunde zu begrüßen und süffisante Bemerkungen darüber fallen zu lassen, wie sehr diese gealtert seien. Es waren auch amerikanische Besucher anwesend, die fasziniert beobachteten, wie sich die adligen Engländer so richtig dem Genuss ihres traditionellen Nachmittagstees hingaben. Denn der Nachmittagstee war eine charakteristische Einrichtung in Bertrams Hotel.
    Es war eine glanzvolle Angelegenheit. Die Aufsicht bei diesem Zeremoniell führte Henry, eine große, prächtige Erscheinung, ein reifer Fünfziger, onkelhaft, verständnisvoll und mit den höflichen Manieren jener längst verschwundenen Spezies: des vollkommenen Butlers. Schlanke Jünglinge leisteten unter Henrys strengen Anweisungen die tatsächliche Arbeit. Da gab es große, wappengeschmückte silberne Tablette und georgianische silberne Teekannen. Das Porzellan war zwar nicht echt Rockingham und Davenport, sah aber jedenfalls so aus. Serviert wurde der beste indische Tee, Ceylon, Darjeeling, Lapsang, und an Essbarem konnte man alles verlangen, was das Herz begehrte – und es auch bekommen!
    An diesem besonderen Tage, dem 17. November, verzehrte die fünfundsechzigjährige Lady Selina Hazy, die von Leicestershire nach London gekommen war, köstliche, reichlich mit Butter bestrichene Muffins mit der ganzen Hingabe einer älteren Dame, die gutes Essen zu schätzen weiß. Sie war jedoch von ihren Muffins nicht so sehr gefesselt, dass sie versäumt hätte, jedes Mal neugierig aufzublicken, sobald die Schwingtüren sich öffneten, um einen neuen Gast einzulassen.
    So kam es, dass sie Colonel Luscombe einen lächelnden Willkommens grüß zunickte, als er in aufrechter, militärischer Haltung, den Renn-Feldstecher um den Hals gehängt, die Halle betrat. Als alte Aristokratin winkte sie ihn gebieterisch zu sich, und kurz darauf stand Luscombe an ihrem Tisch.
    »Guten Tag, Selina, was führt dich denn in die Stadt?«
    »Zahnarzt«, erwiderte Lady Selina etwas undeutlich, wegen ihres vollen Mundes. »Und da ich schon mal hier war, hielt ich es für richtig, diesen Mann in der Harley Street wegen meiner Arthritis aufzusuchen. Du weißt ja, wen ich meine.«
    Obwohl es in Harley Street mehrere hundert Ärzte für jedes nur erdenkliche Leiden gibt, wusste Luscombe sofort, wen sie meinte.
    »Hat er dir helfen können?«, erkundigte er sich.
    »Ich glaube schon«, gab Lady Selina unwillig zu. »Seltsamer Mann. Packte mich unerwartet beim Schopf, als wollte er einem Huhn den Hals umdrehen.« Sie bewegte ihren Hals mit größter Vorsicht.
    »Hat’s wehgetan?«
    »Das musste es ja wohl, wo er so daran gezerrt hat, aber es ging alles so schnell, dass es mir nicht zum Bewusstsein gekommen ist.« Sie setzte die behutsame Bewegung fort. »Scheint wirklich in Ordnung zu sein, ich kann zum ersten Mal seit Jahren über meine rechte Schulter blicken.«
    Sie probierte dies sofort aus und rief plötzlich: »Ich glaube wahrhaftig, da drüben sitzt die alte Jane Marple! Dachte, sie sei schon vor Jahren gestorben. Sieht aus wie hundert.«
    Colonel Luscombe zeigte sich wenig interessiert. Im Bertrams gab es immer ein paar aufgeplusterte alte Katzen, wie er sie nannte.
    Lady Selina fuhr fort:
    »Das ist hier der einzige Ort in London, wo man noch Muffins bekommen kann. Richtige Muffins. Weißt du, als ich im letzten Jahr in Amerika war, hatten sie dort etwas auf der Frühstückskarte, was sie als Muffins bezeichneten. Waren gar keine richtigen Muffins. Eine Art Teegebäck mit Rosinen drin. Und sie unterstehen sich, so etwas Muffins zu nennen!«
    Sie schob den letzten gebutterten Bissen in den Mund und blickte sich um. Henry erschien sofort auf der Bildfläche. Nicht rasch oder hastig. Er war einfach plötzlich da.
    »Sonst noch was gefällig, Mylady? Einen Kuchen vielleicht?«
    »Kuchen?« Lady Selina ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen.
    »Wir haben einen sehr guten Kümmelkuchen, Mylady. Ich kann ihn empfehlen.«
    »Kümmelkuchen? Den habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen. Ist es richtiger Kümmelkuchen?«
    »O ja, Mylady. Die Köchin hat ein uraltes Rezept. Er wird Ihnen schmecken, davon bin ich überzeugt.«
    Henry warf einem seiner Hilfskellner einen Blick zu, und der Bursche machte sich auf den Weg, um Kümmelkuchen zu holen.
    »Du bist wohl in Newbury gewesen, Derek?«
    »Ja. Verflixt kalt. Ich habe die letzten beiden Rennen nicht abgewartet. Ein Unglückstag. Harrys Stute taugte nichts.«
    »Das habe ich mir gedacht. Wie lief

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