Besessen von dir
zu hören. Noch einmal klingelte er, doch es rührte sich nichts.
Bloß keine Panik, rief er sich zur Ordnung, obwohl es ihn beunruhigte, daß er sie nicht finden konnte. Er griff in die Jackentasche, zog einen Schlüsselbund hervor, den er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte, und schloß die Haustür auf.
Also hatte sie nicht einmal die Schlösser austauschen lassen.
Nicht sehr klug, Kaylie, dachte er.
Kopfschüttelnd steckte Don den Schlüssel wieder ein und öffnete die Tür. Einen Augenblick blieb er reglos stehen und betrachtete das Innere des Hauses, in dem er einmal gelebt hatte.
Mit aller Kraft versuchte er, die unzähligen Erinnerungen zu verdrängen. Immer wieder Kaylie. Wie konnte eine Frau bloß so eine Bedeutung für ihn gewinnen, daß sie unauslöschbar mit seinem Leben verknüpft war?
Er befahl Franklin, vor dem Haus auf ihn zu warten, und schloß die Tür hinter sich. Die alte Lederjacke warf er über eine Sofalehne und sah sich im Wohnzimmer um. Viel hatte sich nicht geändert. Außer der Tatsache natürlich, daß er hier nicht mehr lebte, und das schon seit langer Zeit nicht mehr.
Derselbe malvenfarbene Teppich bedeckte die Böden im
ganzen Haus. Die Fenster waren makellos sauber und boten einen phantastischen Blick über die Bucht von Carmel, den Don immer als beruhigend empfunden hatte. Die Möbel standen beinahe unverändert wie vor sieben Jahren. Die Bezugsstoffe in Weiß und Grau, die Glastische, die Aquarelle von Delphinen und Segelschiffen, das alles kannte er noch aus der Zeit, als er mit Kaylie glücklich gewesen war.
Doch alle direkten Erinnerungen an ihre Ehe, die Fotos, kleine Steine und Souvenirs, waren verschwunden. Wenigstens fast alle, stellte Don richtig, als er den Schnappschuß auf dem Fenstersims von Kaylie und sich entdeckte.
Auf dem Foto standen sie knöcheltief in weißem, feinem Sand. Es war ein Bild aus Mexiko von ihrer Hochzeitsreise. Nur zu gut konnte Don sich noch an diesen Tag erinnern. Die heiße Luft, kühler Wein, Kaylie neben sich. Der Duft der tropischen Blumen und des Ozeans, Kaylies Parfüm und der endlose blaue Himmel.
Hastig stellte er das Foto wieder weg, als habe er sich die Finger daran verbrannt. Verächtlich stieß er die Luft aus. Er hatte keine Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken. Das alles war lange her. Jetzt machte ihn bereits die Vorstellung, in Kaylies Nähe zu sein, nervös. Daran sollte er sich lieber gewöhnen.
Er ging durch den Raum. Der Duft eines frischen
Blumenstraußes füllte die Luft, und auch er erinnerte Don an Kaylie. Trotz der Scheidung und den vergangenen einsamen sieben Jahren hatte er sie niemals wirklich vergessen. Keinen Abend war er zu Bett gegangen, ohne schmerzhaft zu spüren, wie sehr er sie neben sich vermißte. Wie sehr sie in seinem Leben fehlte.
Don schob die Ärmel seines Pullovers hoch und ging zu der Bar, die etwas weiter hinten im Zimmer vor einer breiten Fensterfront lag. Er kniete sich hin, öffnete das Barschränkchen und schmunzelte unwillkürlich, als er eine Flasche seines Lieblingswhiskys entdeckte. Die Flasche war verstaubt und noch verschlossen. Als Don die Flasche öffnete, drängten alle Erinnerungen an die Streitereien und die traurigen Zeiten ihrer Ehe auf ihn ein. Genauso jedoch erinnerte er sich auch an die leidenschaftlichen Stunden mit Kaylie. Mit geschlossenen Augen versank er in Erinnerungen, die er sonst stets verdrängt hatte.
“Sei kein Narr.” Don richtete sich auf und goß sich einen Drink ein. “Auf die guten Zeiten”, prostete er sich selbst zu und trank das Glas fast in einem Zug leer. Sofort breitete sich ein angenehmes warmes Gefühl in seinem Magen aus.
Endlich zu Hause, dachte er spöttisch und schenkte sich noch mal nach, während er zur Verandatür ging.
Durch die Scheibe blickte er die Klippen hinunter auf den Strand, und eine Woge der Erleichterung durchströmte ihn. Dort war sie. In Sicherheit. Kein Verrückter, der mit dem, Messer auf sie zurannte. Sie kam aus dem Wasser und wrang sich das Salzwasser aus dem langen sonnengebleichten Haar, als könne nichts sie aus der Ruhe bringen. Wenn sie nur wüßte!
Sie trug einen weißen Badeanzug, der ihre straffen Brüste zur Geltung brachte und die gebräunten langen Beine betonte. Jetzt warf sie ihr langes lockiges Haar über die Schulter zurück.
Dons Magen verkrampfte sich, als er sie beobachtete, wie sie sich bückte und ein Handtuch von dem weißen Sand hochhob.
Die nächsten Wochen würden für ihn die
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