Besessen von dir
Halsausschnitt des pfirsichfarbenen TShirts und merkte, daß Don ihr gefolgt war.
Er stand in der Tür zur Küche und lehnte mit einer Schulter am Türrahmen. Sein Blick streifte zu ihren Schenkeln, die von dem T-Shirt nicht bedeckt wurden.
“Und was ist mit dem Anruf?”
“Ein Spinner.”
“Glaubst du wirklich?”
“Ich … ich weiß es nicht.” Kaylie räusperte sich und versuchte, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. “Aber daß du hier rausgefahren kommst, ist übertrieben.”
“Ich habe dic h angerufen. Vergiß das nicht!” erwiderte er ärgerlich. “Doch du hieltest es ja nicht für nötig zurückzurufen.”
Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie hatte daran gedacht, ihn anzurufen, und sogar schon den Hörer in der Hand gehabt, aber dann hatte sie jedesmal entschieden, daß sie sich dadurch ihr Leben nur erschweren würde. “Du hast über Johnston nichts gesagt.”
“Natürlich nicht! Ich wollte dir keine Angst machen.”
“Im Moment bist du aber nicht schlecht im Angstmachen”, erwiderte sie. Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Allein Dons Anblick versetzte ihre Gefühle in Aufruhr und dann noch sein Gerede über Johnston. Das alles zusammen war zuviel.
Dons Stimme wurde etwas weicher. “Kaylie, ich finde, du solltest ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Halte dich etwas im Hintergrund.”
“Im Hintergrund?” wiederholte sie fragend und ging an ihm vorbei in die Küche. Er sollte nicht sehen, wie unsicher sie sich fühlte. Sie hatte lange für ihre Unabhängigkeit kämpfen müssen.
Jetzt sollte er nicht sehen, wie schwer es ihr fiel, die Fassung zu bewahren. Sie nahm eine Wasserkanne und goß die
Usambaraveilchen, die auf der Anrichte standen. Ihre Hände zitterten, so daß sie etwas Wasser verschüttete. Während sie es wegwischte, spürte sie, daß Don sie unablässig beobachtete.
“Und was meinst du, soll ich tun?” fragte sie ihn und blickte sich kurz um.
Seine äußere Gelassenheit regte sie noch mehr auf. “Zunächst solltest du die Schlösser auswechseln. Dazu noch Riegel und eine moderne Alarmanlage.”
“Mit Lichtschranken, Alarmsirenen und Codenummern?”
spottete sie, um ihre Anspannung zu überwinden.
“Genau, aber wenn Johnston entlassen wird, reicht das nicht mehr aus. Dann brauchst du mich, Kaylie. Ganz einfach.”
“Dich? Als was denn? Soll ich dich wieder als Leibwächter einstellen?” Sie sah, wie er zusammenzuckte, und wandte sich wieder ab. “Das halte ich für keine gute Idee.”
Er griff ihren Arm und drehte sie zu sich herum. Kaylie ließ das Wischtuch fallen. “Ich meine es ernst”, betonte er mit leiser, fast drohender Stimme. “Die Situation ist nicht zum Scherzen.”
Was fiel ihm bloß ein? Unter seiner Berührung brannte ihre Haut wie Feuer.
“Ich denke, du solltest dir ein paar Tage freinehmen.”
“Jetzt warte mal einen Augenblick. Ich kann mir nicht von heute auf morgen freinehmen!”
“Deine Karriere war schon schuld daran, was beim letztenmal passiert ist”, erinnerte er sie und sah auf seine Hand an ihrem Arm. Langsam zog er die Hand zurück. “Du brauchst einen unauffälligeren Job.” Dann fiel ihm auf, daß er Unmögliches von ihr verlangte. “Wieso fragst du nicht, ob du ein paar Tage freinehmen kannst, bis wir mehr darüber wissen, ob Johnston entlassen wird?”
“Auf keinen Fall, ich werde mich nicht den Rest meines Lebens verstecken. Schon gar nicht wegen eines dummen Anrufs.” Sie durfte nicht wieder in dieselbe lähmende Angst wie nach Johnstons letztem Angriff verfallen. Und immerhin war der Mann noch in der Anstalt.
Sie warf das feuchte Haar über die Schulter, bückte sich und hob das Tuch auf. Ihr Handgelenk brannte immer noch von Dons Griff, doch sie unterdrückte den Drang, sich das Gelenk zu reiben,
“Sieh mal, Kaylie”, sagte er erschöpft. “Ich will dir doch bloß helfen.”
“Das weiß ich zu schätzen”, antwortete sie, obwohl sie beide wußten, daß das eine Lüge war. Ihr Wunsch nach
Unabhängigkeit war der wichtigste Scheidungsgrund gewesen.
“Ich … ich passe auf mich selbst auf, Don. Danke für die Warnung”, hörte sie sich sagen. Eine innere Stimme riet ihr, ihn nicht fortzuschicken, weil sie ihn als Schutz brauche. Kaylie streckte fordernd eine Hand aus. “Ich glaube, du hast noch etwas von mir.” Als er nicht reagierte, fuhr sie fort: “Gib mir die Schlüssel!”
Dons Blick verdüsterte sich sofort.
Ihr Herz schlug wild. So leicht gab er also
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