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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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glaubst.«
    »Ach   … und wie bist du dann?«
    »Das alles hat sich in einem Moment abgespielt, in dem ich nicht mehr Herr meiner Sinne war. Ich war so aufgelöst, nachdem ich Jessica gefunden hatte, und später   … war ich voller Angst und habe bereut, was ich getan hatte.«
    Sie verstummte und ich bemühte mich zu verstehen, was sie mir da gesagt hatte. Sie hatte sich selbst eingeredet, nur einen einzigen Moment lang die Kontrolle über sichverloren zu haben, aber ich konnte einfach nicht darüber hinwegsehen, dass sie sechzehn Jahre lang Zeit gehabt hätte, um die Sache wieder ins rechte Lot zu rücken. Ebenso wenig konnte ich allerdings vergessen, dass sie mich sechzehn Jahre lang geliebt hatte. Ich wusste nicht mehr, was ich fühlen sollte, und mein Kopf tat scheußlich weh.
    »Du hast nur an dich selbst gedacht«, sagte Genevieve anklagend.
    Mit zitternder Stimme erwiderte Rebecca: »Nein, das ist nicht wahr. Ich habe doch geglaubt, ich könnte wenigstens einer von euch ein Zuhause geben, aber ich habe immer zutiefst bereut, dass ihr getrennt wurdet. Seit damals lebe ich mit diesem Albtraum, Tag für Tag   … und mit den allerschlimmsten Schuldgefühlen   …«
    Genevieve machte ein finsteres Gesicht und zerrte an meinem Arm. Wir suchten Schutz in einer der bogenförmigen Nischen der Kirche, in der breite Steinbänke auf uralten Steinplatten standen. Sie setzte sich neben mich, aber Rebecca blieb stehen und trank in kleinen Schlucken aus der Thermosflasche. Ich fasste sie an der Schulter an. »Was ist denn nun wirklich an diesem Tag geschehen?«
    Sie suchte in ihrer Manteltasche nach einem Taschentuch und brauchte einen Augenblick, bevor sie wieder sprechen konnte. »Bis auf einen einzigen Punkt war alles so, wie ich es dir gesagt habe: Ich bin mit dem Ersatzschlüssel in Jessicas Wohnung gegangen. Ich wusste, wo sie ihn versteckt hatte, und dachte, sie wäre krank   … und ich konnte das Weinen des Babys einfach nicht mehr länger aushalten.«
    Ich spürte, wie Genevieve neben mir starr wurde, aber sie unterbrach sie nicht.
    »Jessicas Körper war noch warm, doch ihre Augen sahen schon so leblos aus   … und trotzdem schienen sie mich darum zu bitten, etwas für sie zu tun. Der Kinderwagen stand zwar da, aber es lag nur ein Baby darin. Das andere musste wohl in seinem Bettchen sein. Ich nahm die Kleine hoch und redete mir ein, ich wolle sie nur trösten. Und weil ihre Windel voll war, hab ich sie mit zu mir nach oben genommen.«
    »Und wo war dein eigenes Baby?«, fauchte Genevieve. »Wo war denn das?«
    Rebecca streckte den Kopf aus der Nische und starrte auf das Schneegestöber.Als sie sich wieder zu uns umdrehte, glänzte ihr Gesicht vor Nässe und die Haare klebten an ihrem Kopf. »Meine geliebte kleine Katy war da schon kalt und schlaff«, flüsterte sie mit größter Anstrengung. »Als ich einschlief, war sie noch ganz warm, aber   … irgendwann   … in der Nacht   … hat sie wohl einfach aufgehört zu atmen.«
    Es war hart, sich damit abzufinden, dass die Katy, von der sie sprach, nicht ich war. Ich hatte meine Identität verloren und existierte nicht mehr. Selbst mein Geburtstag war nicht an dem Tag, an dem er sechzehn Jahre lang gefeiert worden war.
    »Vielleicht ein plötzlicher Kindstod?«, sagte ich, weil ich das Gefühl hatte, ich müsste es ihr leichter machen.
    Rebecca nickte und schluckte schwer und ihre Nase fing an zu laufen. »Ich glaube, ja, und hoffe, dass ich ihren Tod nicht durch irgendetwas, das ich getan oder unterlassen habe, verschuldet habe.«
    »Darauf wird dir niemals jemand eine Antwort geben können«, brummte Genevieve.
    Rebeccas Augen wurden feucht. »Aber ich habe meine eigene kleine Katy nie auch nur eine Sekunde vergessen und trage die Erinnerung an sie immer mit mir.«
    Jetzt verstand ich endlich, woher ihr ganzer Kummer kam   – dieser Frau, die mich gestohlen hatte, um ihr eigenes Kind zu ersetzen, war es nie gelungen, diesem Trauma zu entkommen.
    »Und du hast dir eingebildet, es ist in Ordnung, wenn du einfach jemand anderem sein Kind wegnimmst?«, fragte Genevieve zornig.
    »Ich werde für das, was ich getan habe, geradestehen müssen«, erwiderte sie mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, und ich fragte mich, was sie jetzt vorhatte. Ob sie sich der Polizei stellen wollte? Aber das würde Genevieves verlorene Kindheit auch nicht wieder zurückbringen.
    »Meine Adoptiveltern haben mir weisgemacht, dass man uns getrennt hat, weil ich so

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