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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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können, denn endlich hatte sie jemanden, den sie lieben und von dem sie Liebe empfangen konnte   … aber das hat wohl nicht ausgereicht, um sie zu retten.«
    »Wer war sie, Genevieve?«
    »Sie war ein einsames Mädchen, das zu Lebzeiten von allen gemieden und nach ihrem Tod als Ungeheuer deklariert wurde. An diesem einen verhängnisvollen Tag   … war sie auf einmal für alle von Interesse.«
    Stille Tränen liefen über Mums Wangen und glitzerten wie Eis.
    »An was für einem Tag?«, fragte ich.
    »An dem Tag, an dem sie starb und ihr Baby verschwand. Niemand hatte bei ihr eingebrochen, der Kinderwagenstand noch in ihrer Wohnung und es konnte sie nur jemand betreten haben, der sich auskannte. Doch diese Möglichkeit wurde von der Polizei nie in Betracht gezogen, denn alle vermuteten das Schlimmste. Man behauptete, sie hätte sich das Leben genommen, um zu verschleiern, dass sie ihre Aufsichtspflicht verletzt hatte.«
    Ich sah zu Mum hinüber, um von ihr eine Reaktion zu bekommen, doch sie war so starr wie die Statuen um uns herum. Genevieve sprach weiter, als lese sie aus einem Drehbuch vor.
    »Sie durfte nie ihre Vergangenheit hinter sich lassen, wurde immer nur verurteilt und verdammt   … und der einzige Mensch, der die Wahrheit kannte, hat sich nie zu Wort gemeldet.«
    »Wer war sie denn? Und wer war ihr Kind?«, rief ich frustriert.
    »Ich«, erwiderte Genevieve nach einer Weile mit bewegter Stimme.
    Ich verlor den Halt und wäre um ein Haar auf das Grab gestürzt. »Aber   … wie kannst du ihr Kind sein? Wir sind doch Schwestern, dachte ich   … Zwillinge sogar.«
    »Ich weiß.«
    Sie zog einen Handschuh aus, schob den Schnee zur Seite, um einen weiteren Teil des Grabsteins freizulegen, und es gelang mir, drei Worte zu entziffern   –
Mutter von Grace.
Ich sah auf Genevieve hinunter, die meinen Blick mit dem eines Zauberers erwiderte, der sich nicht sicher ist, ob sein Trick gelingen wird. Fast unmerklich bewegte sie wieder die Finger   – ich ließ sie nicht aus den Augen und beobachtete, wie der zur Seite geschobene Schnee die folgendenergänzenden Worte enthüllte   –
und Hope. Ruhe in Frieden bis in alle Ewigkeit.
    »Mutter von Grace und Hope«, las ich laut. »Und wer ist Hope?«
    »Du«, flüsterte Genevieve und sank wie ein Stein zu Boden.

Kapitel 39
    D ie Kälte hatte bereits meinen ganzen Körper durchdrungen und ich bewegte die Zehen, um sie wieder etwas zu beleben. Ich fühlte mich so leer, als hätte jemand alles Leben aus mir gepresst und nur die Schale zurückgelasssen. Genevieve sagte die Wahrheit, dessen war ich mir gewiss. Ich sah die Frau an, die sechzehn Jahre lang behauptet hatte, meine Mutter zu sein.
    »Dann hast du mich also   … entführt?«
    »Ich hatte es bestimmt nicht vor«, flüsterte sie, »ich wollte dich doch nur beruhigen.«
    »Und damit bist du ungestraft davongekommen?«, rief ich. »Wie konntest du mich denn so einfach behalten?«
    »Ich war ja mit meinem eigenen Baby aus dem Krankenhaus entlassen worden und es war auch eine Hebamme bei uns gewesen, um nach dem Rechten zu sehen   … wieso hätte jemand vermuten sollen, dass ich in die Sache verwickelt war?«
    »Ja,
du
warst eine anständige Person«, sagte Genevieve verächtlich. »
Unsere
Mum dagegen war keine Unbekannte im Sozialamt. Sie war ein Problemfall, ein schlechtes Vorbild, jemand, den man unter Beobachtung hielt und über den man eine Akte führte.«
    »Und außerdem hast du mich weit weggebracht von meinem Geburtsort«, fügte ich hinzu.
    Mum schloss die Augen. »Ich hätte nie und nimmer dort bleiben können.«
    Mir kam das alles wie ein schlechter Traum vor und meine Stimme klang noch immer ganz benommen, als ich fragte: »Und wie soll ich dich jetzt nennen?«
    »Ich bin noch immer deine   …«
    »Nein. Du bist nicht meine Mum«, fiel ich ihr vehement ins Wort und bemerkte gleichzeitig, wie Genevieve lächelte. »Und ich glaube auch nicht, dass ich es jemals wieder zu dir sagen kann.«
    Sie nickte angestrengt. »Du hast ja recht, ich habe es verdient. Vielleicht kannst du mich ja   … Rebecca nennen.«
    Bestürzt sah ich sie an und versuchte, irgendetwas an ihr wiederzuerkennen, das mir vertraut war, aber sie hatte sich von einem Moment zum nächsten in eine fremde Frau verwandelt. Ängstlich wich sie meinem prüfenden Blick aus, als ob meine Augen Pfeile aussenden würden, die sie durchbohrten.
    »Bitte sieh mich nicht so an«, sagte sie schließlich, »ich bin nicht so, wie du

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