Beste Freunde beißen nicht
Schweigen zu bringen.
»Und was hältst du von dem Ganzen?«
»Faszinierend. Vorgeblich soll das Wohlergehen und Glück von Braut und Bräutigam gefeiert werden, aber darunter findet sich ein Pfuhl von Rivalitäten, Neid und dem Bedürfnis, besser als die anderen zu sein … Wie eine römische Arena voller Designer-Löwen.«
»Das ist mir noch nie aufgefallen.«
Und das stimmte. Aber Zacks blaue Augen sahen die Dinge klar und scharfsinnig. Er machte niemandem einen Vorwurf, sondern stellte nur seine schneidend exakten Beobachtungen an.
Bis heute hatte Teresa Hochzeiten als sexy, schön und einen großen Spaß erlebt.
Aber mit seinem scharfen Blick betrachtet waren die Untertöne jetzt offensichtlich. Menschen sahen anderen, die nicht ihre Partner waren, in die Augen. Frauen neideten anderen Frauen die Kleider, den Schmuck und die Männer. Männer glotzten unverhüllt und gleich lüstern ungebundene wie gebundene junge Frauen an.
»Eigentlich mehr wie Sodom und Gomorrha, oder?«, flüsterte sie, während sie ihre Gläser auf einem Beistelltisch absetzten. Zack lächelte verschwörerisch und schlang erneut seinen starken Arm um ihre Taille.
»Aber wenigstens sind wir zusammen« – er zog sie näher an sich heran, und der Druck seiner Fingerspitzen fuhr wie ein Stromstoß durch den dünnen Stoff ihres Tops –, »und können einander vor den lauernden Hyänen beschützen.«
Aber wer beschützt mich vor dir?, dachte Teresa unwillkürlich.
In diesem Moment drehte sie sich um und erblickte auf der anderen Seite des Saals Steve, der vor aller Augen seine neue Freundin praktisch verschlang.
»Ist er das?«
Zacks Griff wurde fester, und durch ihren Körperkontakt strömte Kraft in sie herein. Ihre unbestimmten Zweifel an Zack waren vergessen. Teresa lehnte sich an ihn, und die Wirkung wurde stärker. Steve und sein Flittchen sahen lächerlich aus, und sie war unverwundbar.
»Ich fürchte ja … obwohl ich jetzt wirklich nicht mehr weiß, was ich einmal in ihm gesehen habe.«
Neben Zacks schmaler, eleganter Gestalt und seinem raffinierten Gothic-Stil wirke Steve wie ein Klotz. Und fett war er auch noch! Mit ihrem neuen klaren Blick fiel Teresa auf, dass er einen ziemlich geröteten Schnitt vom Rasieren hatte.
»Sollen wir hallo sagen?« Zack Fingerspitzen liebkosten ihre Taille. Der sanfte Druck war sinnlich und baute zugleich ihr Selbstvertrauen auf. Wenn er an ihrer Seite war, konnte sie alles.
»Warum nicht? Irgendwann muss ich ihm bei diesem Zirkus zwangsläufig über den Weg laufen, also können wir es ebenso gut hinter uns bringen.«
»Das ist mein Mädchen!« Wieder streifte Zacks Mund ihr Haar zu einem flüchtigen Kuss, und genau wie vorher hatte sie das Gefühl, als höben ihre Füße vom Teppichboden ab. Sie spielten nur eine Scharade vor Publikum, aber die Nebenwirkungen waren wundervoll.
Steve und seine Freundin, deren ziemlich üppige Formen eindeutig künstlich waren, knutschten immer noch heftig herum, sodass es eines diskreten, aber deutlichen Hüstelns von Zack bedurfte, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Hi Steve, wie geht’s?« Teresa lächelte strahlend, während die beiden ihre Glieder entwirrten. »Tolles Fest, was?«
Das Mädchen – Suzy, erinnerte sich Teresa – wirkte verblüfft, als traue sie ihren Augen nicht. Eine frisch verlassene Frau, die freiwillig ihrem Ex gegenübertrat? Wie war das möglich?
Steve dagegen wirkte, als wolle er gleich zusammenbrechen, einen Schlag bekommen oder beides zugleich. Seine Augen weiteten sich, und nicht nur vor Überraschung, sondern vor erstaunlich unbemäntelter Lüsternheit, während er Teresas Figur von oben bis unten musterte.
Schau es dir ruhig gut an. Das gehört jetzt alles ihm und nicht dir.
Zacks Hand lag auf ihrer Taille, und sie konnte sich vorstellen, wie sich die sprichwörtlichen sechs Richtigen im Lotto anfühlten.
Steves Mund klappte auf, aber es kamen keine Worte heraus. Sein Blick zuckte weiter zwischen ihren Brüsten, ihren Beinen und ihrem Gesicht hin und her, bis ihm plötzlich aufzufallen schien, dass sie in Begleitung war. Und als er den Kopf in den Nacken legte, um diesem sehr großen Mann in die Augen zu sehen, hätte Teresa am liebsten über seine Miene gekichert.
Mir ist ja nie aufgefallen, wie klein du bist, Stevie-Boy.
»Freut mich, Sie kennenzulernen … Ich bin Zachary Trevelyan.« Zack Stimme klang fest und nüchtern, während Steve seine Sprache immer noch nicht wiedergefunden hatte.
Teresa
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