Beste Freunde beißen nicht
Hochzeit. Ich kann nicht hingehen!«
»Aber ich dachte, du freust dich darauf?«
»Hatte ich auch … Ich liebe Hochzeiten …« Vor ihrem inneren Auge sah sie Blumen, strahlende Gesichter und die pure, sentimentale Freude an der Romantik. »Aber ich hatte mich darauf gefreut, mit jemand Bestimmtem hinzugehen … Nicht als Teil des Gefolges zur allgemeinen Fleischbeschau.« Zacks ernste, wie gemeißelte Züge trugen einen seltsam wehmütigen Ausdruck, und sie hatte das Gefühl, dass er sie vollkommen verstand. »Ich hatte … ähem … mit einem sexy, romantischen Wochenende gerechnet.«
»Und was ist passiert?«
»Steve und ich haben uns getrennt … na ja, technisch gesehen hat er Schluss gemacht. Ich bin vielleicht wegen der ganzen Heiraterei ein bisschen sentimental rübergekommen, und das hat ihn verschreckt. Also hat er sich aus dem Staub gemacht.« Sie erschauerte; nicht über den Verlust, aber bei dem Gedanken, was beinahe passiert wäre. Wozu sie ihn noch ermuntert hatte. »Leider ist er aber ein Freund des Bräutigams, deswegen geht er trotzdem zu der Hochzeit … mit einer anderen.«
Zacks Blick war gleichmütig, nachdenklich und herzzerreißend blau. »Hmmm. Das ist ungünstig.« Er saß so ruhig wie immer da, aber sie sah, dass er ihre Optionen abwog.
Mit einem Mal stiegen ihr die Tränen in die Augen, aber sie hatten nichts mit Steve oder der Hochzeit zu tun. Sie galten der Sehnsucht nach etwas Wunderbarem, das sie nie, nie bekommen würde. Eine richtige, romantische Beziehung mit dem blassen, wunderschönen Zack.
»Hey! Hey! Hey!«
Wieder bewegte er sich so ausgeflippt schnell. Jetzt saß er auf dem Stuhl neben ihr und schlang die starken Arme um sie. Und es fühlte sich gut an, dass die unsichtbaren Grenzen zwischen ihnen plötzlich ihre Bedeutung verloren hatten.
In Zacks beschützender Umarmung fühlte sie sich sicher und geliebt. Er umschlang sie leicht und war doch fest wie ein Fels, so wie Supermann mit seiner Lois, und er war so stark. Ihre Erinnerung versetzte sie in einen kostbaren Augenblick, der ein paar Wochen zurücklag. Noch eine Gelegenheit, bei der er seine Distanz zu ihr aufgegeben hatte. Sie hatte sich einen Virus, der umging, eingefangen und war fast ohnmächtig geworden. Und der liebe Zack hatte sie aufgehoben, als wöge sie nichts, und bis in ihr Bett getragen.
Leider hatte er sie, dort angekommen, mit einer Wärmflasche, einem Sortiment Schmerzmittel und Schleimlöser sowie einer dampfenden heißen Zitrone zurückgelassen, statt unter die Decke zu kriechen und sie durch Sex zu heilen, wie sie es sich ersehnte.
Aber diese Augenblicke, in denen er sie hochgehoben und davongetragen hatte, als besäße sie kein Gewicht, waren trotz ihrer blockierten Nebenhöhlen und ihrer Kopfschmerzen herrlich gewesen. Und seine Umarmung gerade jetzt war genauso großartig.
»Du könntest trotzdem hingehen, Teresa.« Als er ihr das Haar aus dem Gesicht strich, fühlte sich seine Hand auf ihrer Haut kühl an. »Du bist stärker, als du glaubst. Warum gehst du nicht trotzdem und zeigst allen, wie toll du bist? Amüsiere dich und sei einfach für Lisa da.«
Du hast ja so recht, dachte sie. Ich gehe hin. Warum auch nicht?
Blinzelnd sah sie ihn an, lächelte dankbar und öffnete dann den Mund zum Sprechen – und etwas Verrücktes kam heraus, das sie nie hatte sagen wollen.
»Du hättest wohl keine Lust, mich zu begleiten, oder? Ich meine, kein ›Date‹ oder so. Mehr so als Freund. Du bräuchtest auch nicht bei Tageslicht draußen herumzulaufen. Die Hochzeit selbst, der Empfang und so sind entweder drinnen oder finden am Abend statt.«
Nichts daran, wie Zack sie festhielt, änderte sich, aber er starrte auf den Tisch, und sein blasses Profil wirkte eindringlich, fast wie aus Stein. Eine einzige pechschwarze Locke hing ihm in die Stirn wie ein umgekehrtes Fragezeichen.
Was habe ich bloß gemacht?, dachte Teresa. Jetzt habe ich alles verdorben, indem ich mein großes Mundwerk aufgerissen habe. Aber bevor sie besagtes Mundwerk noch einmal in Gang setzen konnte, obwohl sie wusste, dass sogar der Versuch, diesen Schaden auszumerzen, vergeblich war, ergriff Zack als Erster das Wort.
Mit seiner gewohnten gemessenen Eleganz löste er die Arme, die um sie lagen, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Dann legte er die Hände zusammen und rieb die Finger der einen Hand auf dem Rücken der anderen und starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Teresa hätte nicht schockierter sein
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