Beth
Wut nicht damit bewenden. Er brachte es fertig, Teile der geronnenen Schatten ringsum herzunehmen, um Felidaes zerstörtes Ich darin einzukerkern. So entstand die bizarrste Formation inmitten des magischen Korridors. Anum betrachtete sie als Mahnmal im Meer der Zeit, als sichtbares Zeichen dafür, daß eine neue Ära anbrach und ...
Wieder kam er nicht dazu, den Gedanken fortzuspinnen. Denn wieder lenkte ihn etwas ab . eine Aura. Die Präsenz eines anderen Wesens.
Waren er und Ea nicht allein gewesen im Korridor der Zeit?
War jemand Zeuge ihrer Begegnung geworden? Landru etwa?
Nein, nicht sein elender Bruder, stellte Anum fest, kaum daß er die Umgebung zu sondieren begonnen hatte. Sein Wesen hätte er unter tausenden erkannt, ohne jeden Zweifel.
Wer aber war es dann, der sich hier vor ihm verbarg?
Anum nahm die Fährte auf, folgte ihr witternd wie ein Wolf. Und wurde alsbald fündig!
Irritiert erkannte er, daß er es mit einer simplen menschlichen Präsenz zu tun hatte. Wie konnte es einen Menschen hierher verschlagen haben? In welchem Zusammenhang mochte er mit den Geschehnissen stehen, die in der EWIGEN CHRONIK festgehalten waren?
Er wollte es herausfinden, würde sich die Antworten holen, indem er sich der unbekannten Wesenheit kurzerhand bemächtigte. Ihr Wissen würde zu seinem werden. Danach war immer noch Gelegenheit, den Tunnel zu verlassen.
Schnell mußte Anum allerdings erkennen, daß ihm dieses Andere überlegen war. Gewiß nicht an Macht, wohl aber, was die Kenntnis des Korridors betraf. Ein ums andere Mal entging ihm sein Opfer, indem es sich an kaum zugänglichen Stellen zwischen den Schatten verbarg, und immer wieder fand es ein Schlupfloch, wenn er es schon gestellt zu haben meinte.
Und schließlich, als er sich des anderen Geistes schon sicher wähnte, geschah von neuem etwas, das den Lauf der Dinge veränderte.
Jemand betrat den Korridor.
Jemand, der Anum vertraut war, obgleich sie einander nie zuvor begegnet waren. Aber die CHRONIK hatte ihm genug über dieses andere Wesen verraten, daß er auf Anhieb wußte, mit wem er es zu tun hatte - - mit dem Kind zweier Welten: Lilith Eden!
Im allerersten Moment wollte Anum sich auf sie stürzen. Immerhin stand auch sie auf der Liste derer, denen sein ganzer Haß galt, weil sie maßgeblich daran beteiligt waren, daß der Plan von der Hohen Zeit vereitelt worden war.
Doch dann besann Arnim sich eines anderen. Er zog sich zurück, wartete ab, um mehr darüber zu erfahren, weshalb Lilith Eden ausgerechnet jetzt hier auftauchte. Denn Wissen mochte auch einem Hohen Macht bedeuten.
So hörte Anum, wer das andere Wesen war, das er eben noch verfolgt hatte, und in welchem Verhältnis diese Beth MacKinsey zu Li-lith Eden stand.
Schließlich befand er, daß dieses Weib namens Beth ihm nicht von Nutzen sein konnte.
Und er beschloß, sie zu vernichten, bevor er sich endlich mit Lilith Eden befassen würde .
*
Beth' Erinnerung flutete Liliths Hirn und Herz. Sie erfuhr nicht einfach nur, was Beth damals widerfahren war, sondern erlebte und erlitt es, als sei sie selbst davon betroffen.
Lilith Eden starb Beth MacKinseys Tod ...
In welch ein Dilemma war ich nur hineingeraten?
Mein Leben hatte sich binnen weniger Monate in schieren Wahnsinn verwandelt. Beginnend mit dem Tag, an dem ich Lilith Eden kennenlernte - ein Vampirin. Oh, pardon, eine Halbvampirin; schließlich war ja zumindest ihr Vater ein Mensch ...
In der folgenden Zeit hatte ich noch ganz andere Ungeheuerlichkeiten zu akzeptieren gelernt. Etwa, daß es neben den Vampiren, die seit Jahrtausenden im Geheimen die Fäden der Weltmacht zogen, auch Werwölfe gab . Und daß .
Ach, was soll's? Warum darüber nachdenken? Warum sich daran erinnern? Jetzt, da ich die nächste Stufe des Irrsinns erklommen habe .
Mit Lilith bin ich von Kairo nach Uruk gereist. Duncan Luther (der doch eigentlich tot ist!) und ein paar andere Männer haben in der Wüste den Eingang zu einem Tunnel freigelegt. Und in diesen Tunnel will sie nun eintreten, um .
Ja, um was?
Ich weiß es nicht, habe längst aufgehört, irgend etwas von dem, was um mich herum und mit mir geschieht, verstehen zu wollen.
Aber ich spüre, daß sich etwas Entscheidendes anbahnt. Etwas, das die Welt verändern könnte. Ich weiß nicht, woher dieses Gefühl rührt; es ist einfach da, und ich begreife es.
Und es macht mir Angst.
Ich fürchte mich. Ich fürchte um Lilith. Und um - mich ...
Etwas ist mit Lilith geschehen. Sie hat aus diesem
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