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Betreutes Trinken

Betreutes Trinken

Titel: Betreutes Trinken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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einen, weil ich den Namen Wundermann toll finde, zum anderen, weil sie nicht gesagt hat: »Sie arbeiten doch für meine Tochter, oder?«
    »Schönen Abend noch«, grüße ich beim Aussteigen und kann durch das Fenster der anfahrenden Bahn noch sehen, wie Laras Mom sich ihrer Sitznachbarin gegenüber aufplustert, als hätte sie gerade im Alleingang einen Knastaufstand niedergerungen. Vielleicht sollte sie Sozialarbeiterin werden, der Ankerliegt nur einen Steinwurf entfernt und die Einstellungskriterien sind überschaubar.
    Seltsam gutgelaunt schlendere ich die Allee entlang, die ihren Namen sogar verdient, als mich ein Paar meines Alters mustert, höre ich auf zu pfeifen.
    Und stehe vor dem Haus, das Vladimir als Adresse angegeben hat.
    Der große Komiker versucht sich im szenischen Witz.
    Ich will wieder umkehren, aber da sehe ich ihn vor der Haustür, etwa hundert Meter entfernt von mir: »Achtung Doris, ich eröffne die Pforte, einen Moment.«
    Er scheint einen Knopf gedrückt zu haben, jedenfalls ertönt ein Surren, und ich kann das Tor öffnen. Enttäuschend. Ich hätte darauf gewettet, dass die beiden Türen von alleine aufschwingen, die Melodie vom Denver Clan ertönt, und mich jemand mit einem weißen Rolls Royce abholt, um mich über den farblich passenden Kiesweg zum Haus zu chauffieren.
    Immerhin kommt Vladimir mir entgegen; schnellen Schrittes lässt er die Steinchen unter seinen Füßen knirschen.
    »Wo sind die Hunde?«, will ich wissen, er zuckt mit den Achseln: »Wahrscheinlich sie schlafen im Hundehaus.«
    Er zeigt auf eine Doppelgarage, in der ich bequem meine Wohnung einquartieren könnte. Als wir auf der Mitte des Weges aufeinandertreffen, klopft er mir auf den Rücken: »Keine Sorge, das ist nicht mein Haus. Passe nur drauf auf. Komm, wir gehen hinten rum, durch Dienstbotentrakt.«
    Vladimir lotst mich an der Villa vorbei, ich kann einen kurzen Blick auf ein riesiges Gartengrundstück werfen, das sanft in den Stadtwald übergehen würde, wenn es nicht durch eine meterhohe Mauer und diskreten Stacheldrahtzaun von ihm abgetrennt wäre. Ich vermute, dass sich unter der fußballfeldgroßen Plane ein Swimmingpool befindet. Nirgends sind Stallungen auszumachen, wie zurückhaltend.
    Vladimir führt mich über die Veranda und schließt umständlich die Hintertür auf:
    »Bitte, nach dir«, brummt er, deutet aber einen Diener an. Als ich keine Tiefkühltruhe für frische Leichen in dem Zimmer ausmachen kann, folge ich seiner Aufforderung.
    Der Raum ist interessant. Eine Wintergarten-Bibliotheks-Kombination, alles sehr stilvoll gehalten, zwei brokatbezogene Sessel laden dazu ein, bei einem Gläschen Cognac über seltene Erstausgaben als Wertanlage zu diskutieren, während man selbige in den Händen hält.
    An drei Wänden ragen Bücherregale bis zu den Decken. Sehr hohe Decken. Nur ein Detail stört diese mondäne Pracht: Vor einem der Regale steht ein Feldbett, von den Kissen strahlt mir SpongeBob entgegen, auf dem Boden steht eine Wasserflasche und ein Monatsvorrat an Schokoplätzchen. Das Arrangement wirkt etwa so deplaziert hier wie Vladimir und ich.
    »Wie gesagt, ich passe nur auf hier«, erklärt Vladimir erneut. Wir nehmen auf den Sesseln Platz. »Möchtest du etwas trinken?«, fragt mich der Hüter der Bücher und Kekse, ich entscheide mich für einen Scotch, weil ich finde, dass es ins Ambiente passt.
    »Gute Wahl«, lobt Vladimir, und schüttet mir ein Wasserglas bis zum Rand voll. Er stellt es auf den delikat wirkenden Tisch zwischen uns. Befinde ich mich doch bei einem Date? Eine einfache Nachfrage sollte das klären: »Du trinkst nichts?«
    »Ich trinke nicht.«
    »Du trinkst nichts , meinst du?«
    »Ich trinke nicht«, beharrt Vladimir auf seinem Standpunkt. Nun gut, mit dieser Situation kann ich umgehen. Tausendmal habe ich dergleichen im Kopf durchgespielt, mir gegenüber sitzt gar nicht unser Vladimir, sondern dessen eineiiger Zwilling. Die beiden unterscheiden sich äußerlich gar nicht, selbst ihre eigene Mutter kann sie nur dadurch auseinanderhalten, dass der eine Whisky trinkt und der andere nicht. Deswegen muss Vladimir auch ständig ein Whiskyglas in der Hand halten im »Dead Horst«, damit er von seinem stinkreichen Bruder Vladislav zu unterscheiden ist, der gerade mit mir redet …
    »Nein, ich trinke nie, Doris. Ist dir nie aufgefallen, dass Marie eine spezielle Flasche für mich aus dem Regal holt?«
    Meine Vladislav-Theorie gerät ins Wanken.
    »Ist nur Apfelsaft. Immer.«
    Ich

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