Betrug beim Casting
Franziska. »Das ist meine Polly.«
Das Huhn schmiegte sich an Franziska und guckte sie erwartungsvoll mit seinen starren Knopfaugen an.
Kim brach eine Ecke von ihrem Brot ab. »Mag Polly Leberwurst?«
Franziska schüttelte heftig den Kopf. »Gib Polly bloß kein normales Essen! Sie bekommt nur Würmer. Mal sehen, ob einer in der Nähe ist …«
Entsetzt beobachtete Kim, wie Franziska nach einem Spaten griff und in den Boden stach. Danach suchte sie in der Erde nach Würmern. Bald hatte sie einen gefunden und hielt ihn hoch. Kim verzog angeekelt das Gesicht, als sich der rosa Wurm unter Franziskas festem Griff hin und her wand. »Muss das sein?«, fragte sie und merkte, dass ihr bei dem Anblick flau im Magen wurde.
»Wieso?«, fragte Franziska. »Da ist doch nichts dabei. Komm, Polly, jetzt gibt’s Fressi-Fressi!«
Michi fing an zu lachen. »Ist das abgefahren!«
Kim konnte gar nicht hinsehen, wie Polly ihren Hals reckte und nach dem Wurm schnappte. Franziska zog den Wurm zum Spaß ein paarmal wieder zurück, bevor sie ihn endlich dem Huhn überließ.
»Darf ich auch mal?«, rief Michi begeistert.
»Klar«, sagte Franziska und grinste ihn an.
Kims Herz zog sich zusammen. Flirtete Franziska etwa mit Michi?
Kurz darauf fand auch Michi einen Wurm. Franziska und er lachten sich halb kaputt, während Michi Polly damit fütterte. Da hielt es Kim nicht mehr aus. Sie sprang auf und rannte weg.
»Was ist denn los?«, rief Franziska ihr nach.
Kim reagierte nicht und rannte einfach weiter. Irgendwann bekam sie Seitenstechen und blieb stehen. Ohne es zu merken, war sie zur Koppel gelaufen. Mit sanften, braunen Augen blickte ihr ein schwarzes Pony entgegen.
»Du bist bestimmt Tinka«, sagte Kim und streckte vorsichtig die Hand aus.
Das Pony schnaubte und beschnupperte ausgiebig Kims Hand. Das kitzelte.
Kim musste lachen. »Du frisst zum Glück keine Würmer!«
Als wollte sie es beweisen, senkte Tinka den Kopf und rupfte ein Büschel Gras aus.
»Was meinst du?«, murmelte Kim. »Flirtet Franzi mit Michi?«
Tinka guckte sie wieder nur mit ihren unergründlichen braunen Augen an.
»Führst du jetzt schon Selbstgespräche?«, fragte Franziska, die auf einmal neben Kim stand.
Kim wurde rot. »Nein. Mir war das nur zu viel mit den Würmern.«
»Ist doch nicht schlimm«, sagte Franziska. »Meine Schwester Chrissie ekelt sich auch total davor. Kommst du wieder zu uns? Michi hat schon nach dir gefragt.«
Da hellte sich Kims Gesicht auf. »Echt? Ich komme!«
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Freitag, 20:13 Uhr
Die Schufterei hat sich gelohnt. Die drei !!! haben endlich ein Hauptquartier! Eine Woche lang haben wir fast jeden Nachmittag den Schuppen ausgemistet. Ich hab einen tierischen Muskelkater in den Armen und überall blaue Flecke, aber das war es wert. Am Schluss haben wir auch noch die Kutsche blau angemalt, mit lauter bunten Ausrufezeichen drauf. Das sieht richtig klasse aus. Der Schuppen ist auch total schön geworden. Franzis Mutter hat uns extra Gardinen genäht, und von den alten Möbeln konnten wir einen Tisch und drei Stühle, die nicht kaputt waren, für uns abzweigen. Und das Beste ist: Franzis Vater hat uns aus seiner Tierarztpraxis einen silbernen Bürocontainer mit ganz vielen Schubladen geschenkt. Die oberste Schublade kann man sogar absperren. Da werden wir jetzt immer unsere geheimen Detektiv-Dokumente aufbewahren.
Das Einzige, was Franzi und mich echt genervt hat, war Maries Unpünktlichkeit. Jedes Mal kam sie zu spät, und wenn nicht gerade »ihr« Stefan in der Nähe war, hat sie nur halbherzig mitgearbeitet und war mit den Gedanken ständig bei ihrem blöden Casting. Am Anfang hab ich mich ja noch für sie gefreut, vor allem, als ihr Vater ihr erlaubt hat, mitzumachen. Doch langsam geht mir das Casting-Getue ganz schön auf den Geist. Wie soll denn das erst bei unserem nächsten Fall werden? Da brauchen wir von jedem volle Konzentration! Falls wir überhaupt einen an Land ziehen … Wir haben uns zwar darauf geeinigt, dass jeder Augen und Ohren offen hält und es den anderen sofort sagt, falls er etwas Verdächtiges in seiner Umgebung entdeckt, aber bei Marie hab ich da meine Zweifel. Neben dem Casting hat sie jetzt nämlich auch noch was anderes im Kopf: Ihr Vater organisiert morgen mal wieder eine seiner legendären VIP-Partys, und sie darf zum ersten Mal dabei sein. Da kommen jede Menge Schauspieler und Promis. Marie hat uns versichert, dass es in der Schauspielbranche ständig jede
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