Betrug beim Casting
Mord im Wohnzimmer
Marie drückte den letzten Rest aus der Tube mit Lebensmittelfarbe und beugte sich konzentriert über die Kuchenplatte. Nur noch ein Ausrufezeichen, dann hatte sie es geschafft. Da klingelte es Sturm an der Wohnungstür.
»Mist!«, schimpfte sie. Das Ausrufezeichen war total verrutscht. Marie pfefferte die Tube in die Ecke und lief zur Tür. Draußen standen Kim und Franziska. »Könnt ihr nicht einfach wie normale Menschen klingeln?«, begrüßte sie ihre Freundinnen vom Detektivclub, mit denen sie sich zu einem Krimi-DVD-Abend verabredet hatte.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte Kim besorgt. »Geht’s dir nicht gut?«
Franziska zeigte kichernd auf einen Klecks roter Farbe auf Maries Nase. »Haben wir dich beim Schminken gestört?«
»Nein«, sagte Marie und rieb sich die Nase. »Das hab ich schon heute Morgen erledigt. Ich hab für euch geschuftet.«
Kim und Franziska folgten ihr in die Küche.
»Wow, du hast Muffins für uns gebacken!«, rief Franziska. »Hast du dafür überhaupt Zeit neben deinen tausend Gesangsstunden, Theaterproben und Aerobickursen?«
Marie holte bereits zu einer giftigen Bemerkung aus, da knuffte Kim Franziska in die Rippen. »Lass Marie in Ruhe! Die Muffins sehen super aus. Und du hast extra überall drei Ausrufezeichen draufgespritzt.«
Marie nickte. »Klar, schließlich haben die drei !!! was zu feiern. Vier Wochen gibt es unseren Detektivclub jetzt schon. Ehrlich gesagt, hab ich die Muffins gekauft. Nur die Glasur hab ich selbst gemacht.«
Franziska prustete los. »Typisch!« Doch als sie merkte, wie Marie genervt die Augen verdrehte, wurde sie schnell wieder ernst. »Entschuldige, ich hab’s nicht so gemeint. Kann ich was helfen?«
»Ja«, sagte Marie. »Bring die Muffins schon mal rüber ins Wohnzimmer. Was wollt ihr trinken?«
»Cola!«, riefen Kim und Franziska wie aus einem Mund.
»Alles klar«, sagte Marie.
Kurz darauf saßen sie auf dem riesigen, weißen Ledersofa im Wohnzimmer und ließen sich die Muffins schmecken.
Kim leckte sich die Lippen. »Hmm, die Schokostückchen sind das Beste. Ich muss mir gleich noch einen nehmen.« Bei Schokolade konnte Kim nicht widerstehen, die brauchte sie einfach als Nervennahrung, egal ob sie gerade ein kniffliges detektivisches Problem löste oder an einer Krimigeschichte schrieb.
Franziska sah sich inzwischen bewundernd im Wohnzimmer um. Neben dem Sofa stand ein schwarzer Flügel, und auf dem glänzenden Parkett lagen wunderschöne Orientteppiche. Marie hatte es echt gut. Ihr Vater verdiente als Schauspieler so viel, dass er sich eine sündhaft teure Altbauwohnung im nobelsten Viertel der Stadt leisten konnte. Am meisten beneidete Franziska ihre Freundin um den Swimmingpool auf dem Dach und den Fitnessraum mit Sauna im Keller. Aber fast noch mehr beneidete sie Marie um ihren Vater, obwohl sie das natürlich niemals offen zugeben würde. Maries Vater spielte nämlich den Hauptkommissar Brockmeier in der Vorstadtwache , und Franziska ließ sich keine einzige Folge der spannenden Krimiserie entgehen.
Da hob Marie ihr Colaglas. »Lasst uns endlich anstoßen. Auf die drei !!! und auf viele neue, spannende Fälle!«
»Auf die drei !!!«, riefen Kim und Franziska.
Sie tranken ihre Gläser in einem Zug aus.
Dann stand Marie auf und ging zu einem Regal, das vom Boden bis zur Decke mit DVDs gefüllt war. »Also, welchen Krimi wollt ihr sehen? Ein paar Folgen von der Vorstadtwache oder was anderes? Papa hat eine riesige Krimi-Sammlung.«
»Mord im Orientexpress« sagte Kim wie aus der Pistole geschossen.
Franziska lachte. »Das war ja klar. Damit hat alles angefangen. Wisst ihr noch, wie wir uns das erste Mal im Café Lomo getroffen haben? Kim, du mit deinem Buch Mord im Orientexpress als Erkennungszeichen in der Hand und ich mit Tim und Struppi ?«
»Natürlich«, sagte Kim. Sie konnte sich noch an jede Einzelheit erinnern. Wie aufgeregt sie damals gewesen war! Sie hatte in einem Schülermagazin eine Anzeige aufgegeben und Mädchen für einen Detektivclub gesucht. Franziska und Marie waren die einzigen ernsthaften Kandidatinnen gewesen, mit denen sie schließlich ein Treffen vereinbart hatte.
»Damals wollte ich gleich wieder gehen«, sagte Marie und drehte sich grinsend zu Franziska um. »Ich dachte, ihr macht so eine Art Kaffeekränzchen und löst bloß lauter Babyfälle.«
Franziska verzog das Gesicht. »Und ich dachte, mit der arroganten Tussi will ich nichts zu tun haben. Du hast dich total wichtig
Weitere Kostenlose Bücher