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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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ich sowieso.»
    Mary, die mittlerweile einen dänischen Arzt geheiratet hatte und jedes Wochenende irgendwo in den Bergen verbrachte, meinte: «Skifahren ist ein herrlicher Sport. Es ist beinahe wie Fliegen. Du mußt gehen, Betsy. Es ist sehr gesund. Alle sollten es lernen.»
    «Ich tauge aber zu keinem Sport, und beim Skifahren würde ich mir vermutlich nur das Bein brechen.»
    «Unsinn», wehrte Mary ab. «Skifahren ist eine Sache der entspannten Körperhaltung und des Gleichgewichts. Wer seine Knie beugen kann, kann auch skifahren.»
    «Und wie ist es Claire letztes Wochenende ergangen?» erkundigte ich mich.
    «Ach, Claire hat sich das Bein gebrochen», erwiderte Mary obenhin, «aber es ist nur eine Fraktur des tibio-astragalus, und sie wird im Handumdrehen wieder wohlauf sein.»
    «Und was war mit Margaret?» forschte ich weiter.
    «Tja, sie hatte wahrscheinlich vergessen, für das Klettern die Felle anzuschnallen, oder sie rutschte aus, ich weiß selbst nicht genau. Jedenfalls purzelte sie einen steilen Hügel hinunter und landete in einem hohlen Baumstamm. Sie hat sich nicht verletzt, nur war sie entsetzlich wütend.»
    «Und warum?»
    «Weil wir dachten, sie sei wieder zum Übungshügel gegangen, und erst vier Stunden später nach ihr suchten.»
    «Ich kann's kaum erwarten», erklärte ich grimmig. «Welche Aussichten! Wenn ich Glück habe, breche ich mir meinen tibio-astragalus oder hocke von der Welt vergessen vier Stunden in einem alten Baumstumpf. Seid ihr verrückt?»
    «Skifahren ist der kommende Sport, Betty; es gibt ausgezeichnete Lehrer dort oben, und die Landschaft ist herrlich.»
    «Nein», sagte ich fest.
    Doch dann sagte Alison, die sehr mutig ist und schon bei der ersten Stunde wie der Blitz einen Hügel hinuntergesaust war: «Es ist wirklich wunderbar, Betty, und fast wie fliegen.»
    Dede stimmte ein in den Chor. «Ach, komm doch, Betty. Wir haben doch nichts anderes vor, und es wird bestimmt lustig.»
    Also ließ ich mich überreden, bat Mary, mir ihre Skihosen und Skistiefel zu leihen, und fügte hinzu: «Schreib dir die Adresse von einem guten Knochenspezialisten auf.»
    Vierzig Mann hoch begaben wir uns am nächsten Wochenende zu einer bewirteten Hütte in den Cascade Mountains. Der Wagen, in dem Dede und ich saßen, hatte keine Schneeketten, so daß die Räder ins Gleiten kamen. Einmal hingen wir mit einem Rad über dem Abgrund und sahen Tausende von Metern tief in eine Schlucht hinunter, und nicht viel später schleuderte es uns gegen eine Felswand, die Tausende von Metern in die Höhe strebte. Die übrigen Insassen des Wagens amüsierten sich königlich, aber Dede und ich warfen uns nur grimmige Blicke zu.
    Gegen Abend hielt der Wagen. Wir luden unsere Skier und unser Gepäck ab und machten uns daran, zu der etwas entfernt auf einer Anhöhe liegenden Hütte aufzusteigen. «Fast wie fliegen», sagte Dede spöttisch, während sie mit den Skiern über der Schulter und den Koffer hinter sich herziehend vor mir herstapfte. Es hatte zu regnen begonnen, und Klumpen von Schnee lösten sich aus den Zweigen über uns und plumpsten auf unsere Köpfe nieder. Ab und zu versanken wir tief im Schnee; unter der Schneedecke wateten unsere Füße in eisigem Wasser.
    Nach ungefähr einer Stunde hörte es zu regnen auf. Wir erreichten die Hütte, tranken vor dem Kamin heißen Kaffee und begannen das Skifahren mit freundlicheren Augen zu betrachten.
    Nach dem Abendessen stieg der Mond am Himmel auf, und es wurden Ski- und Schlittenpartien organisiert. Allgemein herrschte frohgemute Stimmung, und bald wurde die Bergesstille mit Rufen, Lachen und Singen durchbrochen. Es störte die gute Laune dieser echten Sportler wenig, daß der Organisator der Ski- und Schlittenpartien vergessen hatte, allgemein bekanntzugeben, daß an manchen Stellen sich die Pfade der Schlittenfahrer mit denen der Skifahrer kreuzten. Den Skifahrem blieb manchmal nichts anderes übrig, als über die Schlitten zu springen, oder sie landeten auf den Schlittenfahrern, oder es kam auch vor, daß die Schlitten die Skifahrer über den Haufen warfen.
    Nach dem ersten heftigen Zusammenstoß gingen Dede und ich zur Hütte zurück und legten uns zu Bett. Nach dem Schreien und Johlen der übrigen achtunddreißig Mitglieder der Expedition zu schließen, wurde das zeitweise Zusammenprallen noch als besonderer Spaß gewertet.
    Am nächsten Morgen regnete es wieder, und der Boden des Aufenthaltsraumes der Hütte war von einer glitschigen Schlammdecke

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