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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Eine grauhaarige, sonst sehr auf Würde bedachte Angestellte vertraute einem an, daß die Blonde aus der Telefonzentrale mit dem Vizepräsidenten ein Verhältnis hatte.
    Noch Wochen nach einem solchen Beisammensein gingen die Teilnehmer dann mit betroffenen Gesichtem herum, schämten sich und entschuldigten sich und wußten gar nicht, wie nur alles wieder gutzumachen sei, was angerichtet worden war.
    Lange Zeit arbeitete ich in kleinen Betrieben, die auf Veranstaltungen solcher Art verzichteten, aber meine Freundinnen und Mary, Dede und deren Freundinnen waren in größeren Firmen angestellt, wo Bürofestivitäten gang und gäbe waren, und ich wurde immer mitgeschleppt.
    Ich erinnere mich noch an ein solches «geselliges Beisammensein» in einer Firma für Autoteile. Die Frau des Bürovorstandes hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Beisammensein in einem vornehmen Rahmen zu veranstalten, weshalb sie bat, man möge in Abendkleidung erscheinen. Der Schauplatz war die Wohnung des Bürovorstandes. Den Herren sah man schon von weitem an, wie unbehaglich sie sich in ihren Smokings fühlten, und auch den Damen war es nicht wohl in ihrer Haut.
    In einer Ecke des überfüllten Wohnzimmers stand ein blaugespritzter Tannenbaum, und als ein Paar nach dem anderen an dem blauen Tannenbaum vorbeidefilierte und der Hausherrin vorgestellt wurde, murmelten die Damen bewundernd: «Nein, wie wunderbar!» und: «Blaue Tannenbäume sind doch die schönsten!» Die Herren machten weniger Hehl aus ihren wahren Empfindungen und erklärten: «Ich ziehe einen richtigen grünen Weihnachtsbaum vor», was ihnen einen giftigen Blick der Gastgeberin und einen heimlichen Stoß in die Rippen von der eigenen Frau einbrachte.
    Kleine Tellerchen mit Nüssen und Oliven standen herum und nur sehr wenige, winzige Aschenbecherchen. Im gleichen Maß, in dem sich der Raum füllte, füllten sich auch die Aschenbecher. Die Gastgeberin schien dies nicht zu bemerken, aber einigen der Gäste fiel es unangenehm auf, und so nahmen sie den einen der übervollen winzigen Dinger, balancierten ihn kunstvoll zu dem sauber gefegten, leeren Kamin, verloren aber dort den Mut und balancierten den Aschenbecher, voll wie er war, wieder an seinen Standplatz zurück. Einer der Herren ließ Asche auf den Teppich fallen, woraufhin seine bessere Hälfte sich sofort zu Boden warf, mit ihrem besten Spitzentaschentuch den Fleck verrieb und strafend sagte: «Männer!» Wie nicht anders zu erwarten, machte sich bald der unverkennbare Geruch versengter Wolle bemerkbar, und die hektische Suche nach der Ursache führte zur Entdeckung der übervollen Aschenbecher, einiger Brandflecken auf den Tischen und einer Zigarette, die friedlich unter dem Sofa auf dem Teppich lag und vor sich hinschwelte. Sofort stürzten sich der Hausherr und seine Gattin auf den Schauplatz, ließen sich auf alle viere nieder, rieben an dem Brandfleck herum, maßen ihn ab, berieten, was zu tun sei, und machten es allen Gästen denkbar ungemütlich. Ich war innerlich vorbereitet, Fingerabdrücke zur Erleichterung der Untersuchung über die Schuldfrage hinterlassen zu müssen. Nach langen Erörterungen, die jedoch kein Geständnis hervorbrachten, wurde das Thema gewechselt, aber für den Rest des Abends wagte niemand mehr zu rauchen.
    Gegen Mitternacht wurden kleine Gläschen Sherry und sehr trockener Fruchtkuchen gereicht. Einige der Herren schütteten den Sherry in einem Zug herunter, aber sie hatten Pech. Es wurde nicht nachgefüllt. Nach dem Sherry wurden kleine Geschenke verteilt, und die Senfbehälter in Form von Nachttöpfen und Klosetts, die im Laden so unwiderstehlich komisch gewirkt hatten, riefen jetzt nur rote Gesichter und beschämt abgewandte Augen hervor. Ziemlich gleichzeitig behauptete jedermann, gehen zu müssen. Die Gäste stürzten sich auf ihre Mäntel und Hüte, und bei der allgemeinen Verabschiedung hörte ich die Gastgeber jedem der Eingeladenen versichern: «Machen Sie sich keine Gedanken wegen des Brandlochs im Teppich. Solche Dinge kommen halt vor. Fröhliche Weihnachten!» Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, daß der Bürovorstand und seine Frau sich im Augenblick, da die Türe sich hinter den letzten Gästen schloß, in den Haaren liegen und den Rest der Weihnachtstage damit verbringen würden, sich über «gesellige Beisammensein» und Brandflecken auf dem Teppich zu streiten.
    Den genauen Gegensatz zu dieser Weihnachtsfeier bildete eine Gesellschaft, die von einer Baufirma für

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