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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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»Dämlicher Idiot.«
    »Ja.« Ich nickte. Ich wartete. Ich konnte jetzt sehen, wie sie um das Gebäude herumkamen. Diesmal waren es neun Schwärme. Und sie steuerten in einer V-Formation direkt auf mich zu. Ihr eigenes Schwarmverhalten.
    Neun Schwärme, dachte ich. Bald würden es dreißig Schwärme sein, und dann zweihundert .
    Bobby: »Jack, siehst du sie?«
    »Ich sehe sie.« Natürlich sah ich sie.
    Und natürlich waren sie anders als vorher. Sie waren jetzt dichter, die Säulen dicker und fester. Diese Schwärme wogen keine drei Pfund mehr. Ich schätzte sie eher auf zehn oder zwanzig Pfund. Vielleicht noch mehr. Vielleicht dreißig Pfund. Jetzt hatten sie richtig Gewicht und richtig Masse.
    Ich wartete. Ich blieb, wo ich war. Irgendein separater Teil meines Gehirns fragte sich, was die Formation machen würde, wenn sie bei mir war. Würden die Schwärme mich umkreisen? Würden ein paar von ihnen zurückbleiben und warten? Irritierte sie das laute Motorrad?
    Nicht im Geringsten - sie kamen direkt auf mich zu, machten aus dem V eine Linie, formierten sich dann zu einer Art umgedrehtem V. Ich hörte das tiefe, vibrierende Summen. Bei so vielen Schwärmen war es wesentlich lauter.
    Die wirbelnden Säulen waren zwanzig Meter von mir entfernt. Dann zehn. Konnten sie sich jetzt schneller fortbewegen, oder bildete ich mir das bloß ein? Ich wartete, bis sie fast bei mir waren, dann gab ich Gas und raste los. Ich fuhr schnurstracks durch den Anführerschwarm in das Schwarze hinein und wieder hinaus, und dann brauste ich auf die Tür der Energiestation zu jagte holpernd über die Wüste, wagte nicht, nach hinten zu blicken. Es war eine wilde Fahrt, und sie dauerte nur wenige Sekunden. Als wir an der Station waren, ließ ich die Maschine fallen, schob meine Schulter unter Charleys Arm und wankte die letzten zwei, drei Schritte zur Tür.
    Die Schwärme waren noch gut fünfzig Meter von der Tür entfernt, als ich den Türknauf drehte, einen Fuß in den Spalt schob und sie dann ganz aufdrückte. Dabei verlor ich das Gleichgewicht, und Charley und ich fielen mehr oder weniger durch die Tür auf den Beton. Die Tür schwang zurück und knallte gegen unsere Beine, die noch nach draußen ragten. Ich spürte einen heftigen Schmerz an den Knöcheln - doch schlimmer war, dass sie noch immer einen Spalt offen war, durch unsere Beine blockiert. Durch die Öffnung konnte ich die Schwärme näher kommen sehen.
    Ich rappelte mich hoch und schleifte Charleys reglosen Körper in den Raum. Die Tür schloss sich, aber ich wusste, dass es die Brandschutztür war, und die war nicht luftdicht. Kein Hindernis für Nanopartikel. Ich musste uns beide in die Luftschleuse schaffen. Wir würden erst dann in Sicherheit sein, wenn sich die ersten Glastüren hinter uns schlossen.
    Ächzend und schwitzend schleppte ich Charley in die Luftschleuse. Ich hievte ihn in eine sitzende Position, gegen das Seitengebläse gelehnt. So kamen seine Füße den Glastüren nicht in die Quere. Und weil immer nur eine Person in der Schleuse sein durfte, trat ich wieder zurück. Und ich wartete darauf, dass sich die Türen schlossen.
    Aber nichts passierte.
    Ich suchte an der Seitenwand nach irgendeinem Knopf, aber ich konnte nichts entdecken. Die Lichter in der Luftschleuse waren an, Strom war also da. Aber die Türen gingen nicht zu.
    Und ich wusste, die Schwärme näherten sich rasch.
    Bobby Lembeck und Mae kamen in den Raum auf der anderen Seite gelaufen. Ich sah sie durch das zweite Paar Glastüren. Sie schwenkten die Arme, gestikulierten hektisch, wollten mir offenbar zu verstehen geben, dass ich wieder in die Schleuse gehen sollte. Aber das leuchtete mir nicht ein. In mein Headset sagte ich: »Ich dachte, es darf immer nur einer rein.«
    Sie hatten kein Headset und konnten mich nicht hören. Sie winkten wie verrückt, geh rein, geh rein.
    Ich hielt fragend zwei Finger hoch.
    Sie schüttelten den Kopf. Offenbar wollten sie sagen, dass ich nicht richtig verstand.
    Zu meinen Füßen sah ich bereits die ersten Nanopartikel hereinkommen, wie ein schwarzer Strom. Sie drangen durch die Ritzen um die Brandschutztür herum. Mir blieben nur noch fünf bis zehn Sekunden.
    Ich trat wieder in die Schleuse. Bobby und Mae nickten zustimmend. Aber die Türen schlossen sich nicht. Jetzt machten sie andere Gesten, wie jemand, der etwas anhebt.
    »Ich soll Charley hochheben?«
    Ja. Ich schüttelte den Kopf. Charley saß zusammengesackt da, ein schlaffes Gewicht auf dem Boden. Ich

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