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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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im Vergleich zu dem roten Blutkörperchen daneben sehen können.«
    Das Bild wurde schwarzweiß. Ich sah, wie eine feine Sonde etwas, das aussah wie ein winziger Tintenfisch, auf einem
    Titanfeld in Position schob. Es war ein Klumpen, vorne abgerundet und hinten mit feinen Fädchen versehen. Er war rund zehnmal kleiner als das rote Blutkörperchen, das in dem Vakuum des Rasterelektronenmikroskops als ein schrumpeliges Oval zu erkennen war, wie eine graue Rosine.
    »Unsere Kamera ist ein zweimilliardstel Millimeter lang. Wie Sie sehen, hat sie die Form eines Tintenfisches«, sagte Julia. »Die Bildaufnahme erfolgt in der Spitze. Mikroröhrchen im Schwanz sorgen für die Stabilisierung, wie der Schwanz eines Papierdrachens. Aber sie können auch aktiv ausschlagen und Fortbewegung ermöglichen. Jerry, können wir wohl die Kamera drehen, damit wir die Spitze sehen … Okay, so ist gut. Danke. Jetzt sehen Sie vorn in der Mitte die Einbuchtung, nicht wahr? Das ist der Miniatur-Gallium-Arsenid-Photon-Detektor, der als Netzhaut fungiert, und der gestreifte Bereich drum herum - der wie ein Gürtelreifen aussieht - ist biolumineszierend und beleuchtet den vor ihm liegenden Bereich. In der Spitze selbst können Sie, wenn Sie ganz genau hinschauen, eine recht komplexe Serie von verdrehten Molekülen erkennen. Das ist unsere patentierte ATP-Kaskade. Denken Sie sie sich als ein primitives Gehirn, das das Verhalten der Kamera steuert - zwar sind die Verhaltensmöglichkeiten sehr begrenzt, für unsere Zwecke reichen sie aber aus.«
    Ich hörte ein statisches Rauschen und ein Husten. Auf dem Bildschirm öffnete sich in der Ecke ein kleines Fenster, in dem jetzt Fritz Leidermeyer in Deutschland zu sehen war. Der Investor bewegte seine immense Leibesfülle. »Verzeihung, Miss Forman. Wo bitte ist das Objektiv?«
    »Es gibt kein Objektiv.«
    »Aber eine Kamera braucht doch ein Objektiv?«
    »Dazu komme ich gleich«, sagte sie.
    Mit Blick auf den Bildschirm sagte ich: »Es muss eine Camera obscura sein.«
    »Richtig«, sagte sie nickend.
    Die Camera obscura - Lateinisch für »dunkle Kammer« -war die erste bekannte Kamera überhaupt. Die Römer hatten festgestellt, dass ein kleines Loch in der Wand eines dunklen Raumes auf der gegenüberliegenden Wand ein auf dem Kopf stehendes, seitenverkehrtes Bild von der Außenwelt erzeugt. Der Grund dafür ist, dass Licht, das durch eine kleine Öffnung dringt, fokussiert wird, wie von einer Linse. Nach demselben Prinzip funktionieren die Lochkameras von Kindern. Seit den alten Römern wurden deshalb Apparate, die optische Abbildungen ermöglichten, »Kameras« genannt. Aber in diesem Fall
    »Wie entsteht die Blendenöffnung?«, fragte ich. »Gibt es ein Nadelloch?«
    »Ich dachte, das wüsstest du«, sagte sie. »Für den Teil bist du verantwortlich.«
    »Ich?«
    »Ja. Xymos hat die Lizenz erworben für einige agentenbasierte Algorithmen, die dein Team geschrieben hat.«
    »Nein, das wusste ich nicht. Welche Algorithmen?«
    »Zur Steuerung eines Partikelnetzes.«
    »Eure Kameras sind vernetzt? Alle diese winzigen Kameras kommunizieren miteinander?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Sie sind ein Schwarm, im Grunde genommen.« Sie lächelte noch immer, belustigt über meine Reaktion.
    »Ein Schwarm.« Ich überlegte, versuchte zu verstehen, was sie mir da sagte. Natürlich hatte mein Team eine Anzahl von Programmen geschrieben, um Agentenschwärme zu steuern. Vorbild dafür war das Verhalten von Bienen, was viele nützliche Eigenschaften aufweist. Weil Schwärme sich aus vielen Agenten zusammensetzten, konnte der Schwarm recht widerstandsfähig auf die Umwelt reagieren. Wenn Schwarmpro-gramme mit neuen und unerwarteten Bedingungen konfrontiert wurden, stürzten sie nicht ab; sie schwebten sozusagen einfach um die Hindernisse herum und machten weiter.
    Doch unsere Programme arbeiteten so, dass sie im Computer virtuelle Agenten entwarfen. Julia hatte reale Agenten in der realen Welt geschaffen. Zunächst leuchtete mir nicht ein, wie unsere Entwicklung sich für Julias Zwecke umfunktionieren ließ.
    »Wir verwenden sie für die Struktur«, sagte sie. »Das Programm sorgt für die Schwarmstruktur.«
    Natürlich. Es lag auf der Hand, dass eine einzige Molekularkamera nicht ausreichen würde, um ein Bild aufzunehmen. Daher musste es ein Gemeinschaftswerk von Millionen von Kameras sein, die simultan arbeiteten. Außerdem mussten die Kameras räumlich in einer geordneten Struktur arrangiert sein, wahrscheinlich

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