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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Hand ragte hinter einer Biegung in der Felswand hervor. Aber wir konnten nicht sehen, was jenseits der Biegung war.
    Mae signalisierte mir: Sollen wir runter?
    Ich nickte langsam. Die Vorstellung behagte mir ganz und gar nicht, schließlich hatte ich keine Ahnung, was uns hinter der Biegung erwartete. Aber wir hatten keine andere Wahl.
    Sie deutete nach hinten zu Bobby. Soll er mitkommen?
    Ich schüttelte den Kopf. Er würde uns nicht helfen können.
    Sie nickte und schälte sich gerade langsam aus ihrem Rucksack, ohne das geringste Geräusch, als sie plötzlich verharrte. Regelrecht erstarrte: Sie bewegte nicht einen Muskel.
    Ich blickte auf den Bildschirm. Und ich erstarrte ebenfalls.
    Eine Gestalt war um die Biegung gekommen und stand jetzt wachsam am Eingang der Höhle und sah sich um.
    Es war Ricky.
    Er benahm sich, als hätte er ein Geräusch gehört oder als wäre er aus einem anderen Grund beunruhigt. Die Videokamera ragte noch immer über den Rand des Hügels. Sie war ziemlich klein; ich wusste nicht, ob er sie sehen würde.
    Ich blickte nervös auf den Bildschirm.
    Die Kamera hatte keine gute Auflösung, und der Bildschirm war nur so groß wie meine Handfläche, trotzdem war die Gestalt unverkennbar Ricky. Ich verstand nicht, was er hier machte - oder wie er überhaupt hierher gekommen war. Dann kam ein zweiter Mann um die Biegung.
    Auch das war Ricky.
    Ich blickte Mae an, doch sie blieb weiterhin völlig reglos, wie eine Statue. Nur ihre Augen bewegten sich.
    Ich schaute angestrengt auf den Bildschirm. Soweit ich es bei der Auflösung sagen konnte, waren die beiden Gestalten absolut identisch. Gleich gekleidet, gleiche Bewegungen, gleiche Gesten und gleiches Achselzucken. Die Gesichter waren nicht gut zu erkennen, aber ich hatte den Eindruck, dass die Gesichtszüge besser herauskamen.
    Beide schienen die Kamera nicht zu bemerken.
    Sie schauten zum Himmel und blickten dann eine Weile auf die Schräge, die zum Rand hochführte, dann drehten sie uns den Rücken zu und gingen wieder ins Innere der Höhle.
    Mae bewegte sich noch immer nicht. Sie war schon fast eine Minute reglos und hatte die ganze Zeit nicht ein einziges Mal geblinzelt. Die Männer waren jetzt gegangen und …
    Eine weitere Gestalt kam um die Ecke. Es war David Brooks. Er bewegte sich ungelenk, zunächst steif, doch er wurde zunehmend geschmeidiger. Mir war, als würde ich einem Puppenspieler zuschauen, der seine Bewegungen vervollkommnet, die Figur immer lebensechter agieren lässt. Dann wurde David zu Ricky. Und dann wieder zu David. Und die David-Gestalt drehte sich um und ging.
    Mae wartete noch immer. Sie wartete volle zwei Minuten, und dann zog sie schließlich die Kamera zurück. Sie wies mit einem Daumen nach hinten, bedeutete mir, dass wir gehen sollten. Gemeinsam krochen wir vom Rand weg, den Hügel hinab und zogen uns dann leise in die nächtliche Wüste zurück.
    Wir sammelten uns gut hundert Meter westlich vom Hügel, in der Nähe unserer Fahrzeuge. Mae wühlte in ihrem Rucksack; sie holte ein Klemmbrett mit einem Filzstift hervor, schaltete ihre Taschenlampe an und fing an zu zeichnen.
    »Das erwartet uns da unten«, sagte sie. »Die Höhle hat so eine Öffnung, hast du ja gesehen. Hinter der Biegung ist im Boden ein großes Loch, und die Höhle führt rund hundert Meter spiralförmig nach unten. Dann gelangt man in einen großen Raum, der an die dreißig Meter hoch ist und etwa sechzig Meter breit. Ein einziger großer Raum, mehr nicht. Es führen keine Gänge davon ab, zumindest hab ich keinen gesehen.«
    »Gesehen?«
    »Ich war da«, sagte sie nickend.
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen. Als wir uns zum ersten Mal auf die Suche nach dem Versteck des Schwarms gemacht haben. Ich hab die Höhle entdeckt und bin am Tag hinein. Ich hab nichts gesehen, was auf einen Schwarm hingedeutet hätte.« Sie erzählte, dass die Höhle voller Fledermäuse gewesen sei, an der ganzen Decke hätten sie gehangen, dicht aneinander, eine einzige rosa, wimmelnde Masse, bis zum Eingang hin.
    »Igitt«, sagte Bobby. »Ich hasse Fledermäuse.«
    »Vorhin hab ich da unten aber keine gesehen.«
    »Meinst du, sie sind vertrieben worden?«
    »Vermutlich gefressen.«
    »Gott, Leute«, sagte Bobby und schüttelte den Kopf. »Ich bin bloß Programmierer. Ich glaube nicht, dass ich das schaffe. Ich glaube nicht, dass ich mich da runtertraue.«
    Mae achtete nicht auf ihn. Sie sagte zu mir: »Wenn wir reingehen, müssen wir Thermit zünden. Und zwar die ganze Zeit,

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