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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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füllst du sie in den Plastikkanister da drüben.«
    Sie zögerte. »Das Ventil ist auf der anderen Seite des Tanks. Die Überwachungskamera wird uns sehen.«
    »Nicht schlimm«, sagte ich. »Lässt sich nun mal nicht ändern. Du musst nur ein bisschen Zeit für mich rausschlagen.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    Ich sagte es ihr. Sie verzog das Gesicht. »Du machst Witze! Das machen die nie!«
    »Natürlich nicht. Ich brauche bloß ein bisschen Zeit.«
    Wir gingen um den Tank herum. Sie füllte die Reagenzgläschen. Die Flüssigkeit, die herauskam, war eine dicke, braune Brühe. Sie roch nach Fäkalien. Sie sah auch so aus. Mae sagte zu mir: »Ist das wirklich dein Ernst?«
    »Es muss sein«, sagte ich. »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Du zuerst.«
    Ich nahm das Reagenzröhrchen, holte tief Luft und schluckte den ganzen Inhalt. Es war widerlich. Mir hob sich der Magen. Ich dachte, ich müsse mich übergeben, aber es ging dann doch ohne. Ich holte noch einmal Luft, trank etwas Wasser aus dem Kanister und blickte Mae an. »Ekelhaft, was?«, sagte sie. »Ekelhaft.«
    Sie nahm ein Röhrchen, hielt sich die Nase zu und trank. Ich wartete, dass ihr Hustenanfall sich wieder legte. Es gelang ihr, sich nicht zu erbrechen. Ich gab ihr den Kanister, sie trank und goss den Rest auf den Boden. Dann füllte sie ihn mit der braunen Brühe.
    Als Letztes drehte sie den Griff eines großes Durchflussventils auf. »So«, sagte sie. »Jetzt läuft es in die Anlage.«
    »Gut«, sagte ich. Ich nahm zwei Reagenzgläschen und steckte sie mir in die Hemdtasche. Ich nahm den Plastikkanister. Auf dem Etikett stand »Arrowhead Pure Water«. »Bis später.« Und ich lief los. Als ich den Flur entlangeilte, dachte ich, dass ich eine Chance von eins zu hundert hatte. Vielleicht nur eine von eins zu tausend.
    Aber eine Chance hatte ich.
    Später sah ich mir die ganze Szene auf der Überwachungskamera an, daher wusste ich, was mit Mae passierte. Sie ging in die Küche, ihr Gestell mit braunen Reagenzröhrchen in der Hand. Die anderen waren alle da und aßen. Julia warf ihr einen frostigen Blick zu. Vince achtete nicht auf sie. Ricky sagte: »Was hast du denn da, Mae?«
    »Phagen«, erwiderte sie.
    »Wozu?«
    Jetzt blickte Julia auf. Mae sagte: »Die hab ich aus dem Fermentationstank.«
    »Igitt, deshalb stinkt das so.«
    »Jack hat gerade eins ausgetrunken. Ich musste auch eins trinken.«
    Ricky schnaubte: »Wozu denn das? Himmel, und du hast nicht gekotzt?«
    »Beinahe. Jack will, dass ihr alle auch eins trinkt.«
    Bobby lachte. »Ach ja? Warum das?«
    »Um sicherzustellen, dass keiner von euch infiziert ist.«
    Ricky runzelte die Stirn. »Infiziert? Was meinst du mit infiziert?«
    »Jack sagt, dass Charley den Schwarm in seinem Körper hatte, ihr daher möglicherweise auch. Oder der eine oder andere von euch. Wenn ihr das Virus hier trinkt, tötet es die Bakterien in euch und damit auch den Schwarm.«
    Bobby sagte: »Ist das dein Ernst? Wir sollen die Brühe da trinken? Nie im Leben, Mae!«
    Sie wandte sich an Vince.
    »Riecht wie Scheiße«, sagte Vince. »Jemand anders soll anfangen.«
    Mae sagte: »Ricky? Willst du anfangen?«
    Ricky schüttelte den Kopf. »Ich trink das Zeug nicht. Wieso sollte ich?«
    »Na, erstens, damit du beruhigt sein kannst, dass du nicht infiziert bist. Und zweitens, damit wir das auch sein können.«
    »Willst du damit sagen, das ist ein Test?«
    Mae zuckte die Achseln. »Jack sieht das so.«
    Julia kniff die Augen zusammen. Sie sagte zu Mae: »Wo ist Jack?«
    »Keine Ahnung. Zuletzt hab ich ihn an den Fermentierkesseln gesehen. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist.«
    »Doch, du weißt es«, sagte Julia kalt. »Du weißt genau, wo er ist.«
    »Weiß ich nicht. Er hat es mir nicht erzählt.«
    »Und ob er es dir erzählt hat. Er erzählt dir doch sonst alles«, sagte Julia. »Ihr habt doch dieses kleine Spielchen hier geplant, nicht? Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass wir das Zeug da trinken. Wo ist Jack, Mae?«
    »Ich sag doch, ich weiß es nicht.«
    Julia sagte zu Bobby: »Such ihn auf den Monitoren. Finde ihn.« Sie kam um den Tisch herum. »Jetzt hör mal gut zu, Mae.« Ihre Stimme war ruhig, aber durch und durch bedrohlich. »Ich will eine Antwort von dir. Und ich will die Wahrheit hören.«
    Mae wich zurück. Ricky und Vince kamen von den Seiten auf sie zu. Dann stand Mae mit dem Rücken zur Wand.
    Julia trat langsam auf sie zu. »Raus mit der Sprache, Mae«, sagte sie. »Es ist sehr viel besser

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