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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Und wie willst du das anstellen?«
    »Ganz einfach. Schalt den Tank hier nicht ab. Füttere das System mit den Bakterien. Ich möchte, dass die Anlage Viren produziert - haufenweise Viren. Dann geben wir sie in die Luft.«
    Mae seufzte. »Das funktioniert nicht, Jack«, sagte sie.
    »Wieso nicht?«
    »Weil die Anlage nicht haufenweise Viren produzieren wird.«
    »Wieso nicht?«
    »Wegen der Art und Weise, wie Viren sich vermehren. Du weißt doch - das Virus schwimmt herum, verbindet sich mit einer Zellwand und dringt in die Zelle ein. Dann übernimmt es die RNS der Zelle und wandelt sie um zur Erzeugung von noch mehr Viren. Die Zelle stellt ihre normalen Stoffwechselfunktionen ein und produziert nur noch Viren wie am Fließband. Es dauert nicht lange, und die Zelle ist voller Viren und platzt wie ein Ballon. Sämtliche Viren werden freigesetzt, sie schwimmen zu anderen Zellen, und das Ganze fängt von vorn an.«
    »Ja … und?«
    »Wenn du Phagen in die Produktionskette gibst, wird sich das Virus rasch vermehren - eine Weile. Doch es wird jede Menge Zellmembrane aufbrechen, und von diesen Membranen bleibt ein Brei aus Lipiden übrig, also aus Fetten. Der Brei wird die Zwischenfilter verstopfen. Nach ein bis zwei Stunden wird sich die Anlage überhitzen, und die Sicherheitssysteme schalten alles ab. Die ganze Produktion steht still. Keine Viren.«
    »Lassen sich die Sicherheitssysteme nicht ausschalten?«
    »Ja. Aber ich weiß nicht, wie.«
    »Wer weiß das?«
    »Nur Ricky.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das nützt uns auch nichts. Meinst du nicht, du kannst das rauskriegen …«
    »Es gibt einen Code«, sagte sie. »Und den kennt nur Ricky.«
    »Oh.«
    »Überhaupt, Jack, es wäre zu gefährlich, die Sicherheitssysteme abzuschalten. Die Anlage arbeitet teilweise mit hohen Temperaturen und mit Hochspannung. Und in den Armen werden jede Menge Ketone und Methan produziert. Das Methan wird ständig überwacht und abgezapft, damit es eine bestimmte Konzentration nicht übersteigt. Aber wenn es nicht abgezapft wird und durch die Hochspannung Funken entstehen …« Sie brach ab, zuckte die Achseln.
    »Was heißt das? Dass sie explodieren könnte?«
    »Nein, Jack. Ich will damit sagen, dass sie explodieren wird. Und zwar wenige Minuten, nachdem die Sicherheitssysteme abgeschaltet wurden. Sechs, höchstens acht Minuten danach. Und wenn das passiert, wärst du bestimmt nicht gerne dabei. Also kannst du von der Anlage nicht haufenweise Viren produzieren lassen. Sicherheitssysteme an oder aus, es geht einfach nicht.«?
    Schweigen.
    Ratlosigkeit.
    Ich schaute mich im Raum um. Ich erblickte den Stahltank, der sich über meinem Kopf wölbte, und das Gestell mit Reagenzröhrchen zu Maes Füßen. Ich blickte in die Ecke, wo ich einen Mopp, einen Eimer und einen Plastikkanister Wasser sah. Und ich sah Mae an, die noch immer den Tränen nah war, sich aber irgendwie zusammenriss.
    Und ich hatte einen Plan.
    »Schön. Tu’s trotzdem. Gib das Virus in die Anlage.«
    »Was soll das bringen?«
    »Tu’s einfach.«
    »Jack«, sagte sie. »Warum machen wir das hier? Ich fürchte, sie wissen, dass wir es wissen. Wir können sie nicht täuschen. Sie sind zu clever. Wenn wir das machen, ist denen doch sofort klar, dass wir es waren.«
    »Ja«, sagte ich. »Sehr wahrscheinlich.«
    »Und es funktioniert ohnehin nicht. Die Anlage produziert keine Viren. Also wozu, Jack? Was soll das bringen?«
    Mae hatte sich die ganze Zeit hindurch als verlässliche Freundin erwiesen, und jetzt hatte ich einen Plan, und ich würde ihn ihr nicht verraten. Das gefiel mir zwar nicht, aber ich musste die anderen irgendwie ablenken. Ich musste sie an der Nase herumführen. Und Mae sollte mir dabei helfen - was bedeutete, dass sie an einen anderen Plan glauben musste.
    Ich sagte: »Mae, wir müssen sie ablenken, sie reinlegen. Ich möchte, dass du das Virus in die Produktionsanlage gibst. Sie sollen sich darauf konzentrieren. Sie sollen sich deswegen Sorgen machen. In der Zwischenzeit gehe ich mit dem Virus in den Wartungsbereich unter dem Dach und kippe es in den Sprinklertank.«
    »Und dann löst du die Sprinkleranlage aus?«
    »Ja.«
    Sie nickte. »Und sie werden mit Viren durchtränkt. Alle in diesen Gebäuden. Bis auf die Haut durchtränkt.«
    »Genau.«
    Sie sagte: »Es könnte vielleicht sogar klappen, Jack.«
    »Was Besseres fällt mir nicht ein«, sagte ich. »Also, öffne eins von den Ventilen, und dann zapfen wir ein paar Reagenzröhrchen Viren ab. Und dann

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