Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
kräftigen, mitreißenden Wind erzeugte .
    Meine Gedanken überschlugen sich. Ich brauchte irgendetwas.
    Irgendetwas.
    Die zweite Wolke näherte sich mir von hinten. Sie bewegte sich sprunghaft, im Zickzack, als wollte sie jeden etwaigen Versuch von mir unterbinden, an ihr vorbeizulaufen. Ich beobachtete das entsetzt und fasziniert zugleich. Auch das, so wusste ich, war nicht programmiert worden. Es war selbst organisiertes, emergentes Verhalten - und dessen Sinn lag eindeutig auf der Hand. Der Schwarm pirschte sich an mich heran.
    Das pulsierende Geräusch wurde lauter, je näher der Schwarm kam.
    Ich musste ihn auseinander reißen.
    Ich drehte mich im Kreis und suchte den Boden um mich herum ab. Ich sah nichts, was ich hätte verwenden können. Der nächste Wacholderbaum war zu weit weg. Die Feigenkakteen waren zu dünn. Ich dachte, kein Wunder, dass hier nichts zu finden ist, schließlich bin ich mitten in der verdammten Wüste. Ich ließ den Blick am Gebäude entlanghuschen, hoffte, dass jemand irgendetwas draußen liegen gelassen hatte, vielleicht eine Harke .
    Nichts.
    Rein gar nichts. Ich stand hier draußen mit nichts als dem, was ich auf dem Leibe trug, und kein Mensch war da, der mir helfen .
    Natürlich!
    Das Headset knisterte: »Jack, hör zu …«
    Aber dann hörte ich nichts mehr. Als ich mir das Hemd über den Kopf zog, rutschte das Headset ab und fiel zu Boden. Und dann schwang ich mein Hemd in ausladenden, zischenden Kreisen durch die Luft. Und aus vollem Hals brüllend, stürmte ich auf den Schwarm an der Tür los.
    Der Schwarm vibrierte mit einem tiefen, trommelnden Klang. Er wurde etwas flacher, als ich auf ihn zurannte, und dann war ich mitten in den Partikeln und tauchte in ein seltsames Halbdunkel, wie in einem Sandsturm. Ich konnte nichts sehen, konnte die Tür nicht erkennen, tastete blind nach dem Türknauf, und die Augen brannten mir von den Partikeln, aber ich schwang mein Hemd weiter zischend durch die Luft, und plötzlich verschwand die Dunkelheit. Die Wolke riss auseinander, Partikel wurden in alle Richtungen geschleudert. Ich konnte wieder klarer sehen und auch normal atmen, obwohl meine Kehle wie ausgetrocknet war und wehtat. Dann spürte ich Tausende von winzigen Nadelstichen am ganzen Körper, aber sie verursachten kaum Schmerzen.
    Jetzt sah ich die Tür. Der Knauf war direkt links von mir. Ich ließ das Hemd weiter durch die Luft sausen, und mit einem Mal löste sich die Wolke ganz auf, als wollte sie weg von mir. In dem Augenblick schlüpfte ich durch die Tür und knallte sie hinter mir zu.
    Ich blinzelte in der plötzlichen Dunkelheit. Ich konnte kaum etwas sehen. Ich dachte, meine Augen müssten sich nach der grellen Sonne erst umgewöhnen, und wartete einen Augenblick, doch meine Sicht wurde nicht besser. Im Gegenteil, ich sah immer weniger. Ich konnte gerade noch die Glastüren der Luftschleuse direkt vor mir erkennen. Ich spürte noch immer die stechenden Nadeln überall auf der Haut. Meine Kehle war trocken, und mein Atem ging rasselnd. Ich hustete. Meine Sicht trübte sich. Mir wurde schwindelig.
    Auf der anderen Seite der Schleuse standen Ricky und Mae und sahen mich an. Ich hörte Ricky rufen: »Mach schon, Jack! Schnell!«
    Meine Augen brannten schmerzhaft. Das Schwindelgefühl wurde rasch schlimmer. Ich lehnte mich gegen die Wand, um nicht hinzufallen. Mein Hals fühlte sich dick an. Das Atmen fiel mir schwer. Keuchend wartete ich darauf, dass die Glastüren aufgingen, aber sie blieben geschlossen. Ich stierte stumpfsinnig auf die Luftschleuse.
    »Du musst vor den Türen stehen! Stehen!«
    Ich hatte das Gefühl, als würde die Welt sich in Zeitlupe bewegen. Meine ganze Kraft war verschwunden. Mein Körper war schwach und zittrig. Das Stechen wurde schlimmer. Der Raum wurde dunkler. Ich dachte, ich würde mich nicht mehr auf den Beinen halten können.
    »Du musst stehen! Jack!«
    Irgendwie drückte ich mich von der Wand weg und torkelte auf die Schleuse zu. Zischend glitten die Glastüren auf.
    »Los, Jack. Mach schon!«
    Flecken tanzten vor meinen Augen. Mir war schwindelig und übel. Ich taumelte in die Schleuse, schlug gegen das Glas, als ich eintrat. Mit jeder Sekunde, die verging, fiel mir das Atmen schwerer. Ich wusste, dass ich erstickte.
    Draußen vor dem Gebäude hörte ich, wie das tiefe Trommeln wieder einsetzte. Ich drehte mich langsam um, wollte hinausgucken.
    Die Glastüren schlossen sich.
    Ich schaute an meinem Körper hinunter, aber ich konnte kaum etwas

Weitere Kostenlose Bücher