Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
weit. Eine Reise dorthin würde sehr lange dauern …“
Der kleine Junge überlegte. „Wann haben die ersten Menschen denn Terra verlassen und sind zu den Sternen geflogen?“
„Was du heute wieder alles wissen willst, mein Kleiner“, erwiderte der alte Mann und schmunzelte. „Das ist schon eine Ewigkeit her. Niemand weiß das mehr so genau. Es war die Zeit, als ein großer Mann die lichtgeborenen Menschen vor ihrer Zerstörung gerettet und die Epoche ihrer Herrschaft eingeleitet hat.“
„Die lichtgeborenen Menschen?“, sagte der Junge staunend.
„Ja, unsere Vorfahren. Die Menschen der Aureanerkaste, welche die Kraft des Geistes und der Erfindung ihr Eigen nennen“, erklärte der Großvater.
Die beiden liefen weiter und betrachteten den Himmel über ihren Köpfen. Dann blieb der kleine Junge plötzlich stehen und zupfte am Gewand des Greises.
„Wer war denn dieser große Mann?“, fragte das Kind.
Der Großvater suchte für einen kurzen Augenblick nach einer Antwort, dann erklärte er: „Das kann keiner mehr mit Sicherheit sagen. Dieser Mann hat im Laufe der Jahrtausende viele Namen bekommen. Die einen nennen ihn Artur den Großen, die anderen den Heiligen Kistokov. Wieder andere halten ihn lediglich für eine Sagengestalt und behaupten, dass es ihn niemals gegeben hat. Manche meinen auch, dass ein anderer die Grundlagen zu dem gelegt hat, was heute ist.
Seit seinem Wirken, wenn er denn je existiert hat, sind mehrere Zeitalter vergangen. Es gibt kaum noch Aufzeichnungen oder Relikte aus dieser Epoche, so lange ist sie schon Vergangenheit.
Nach ihm reisten die lichtgeborenen Menschen zu den Sternen und breiteten sich in den Sonnensystemen rund um Terra aus. Irgendwann lernten sie durch den Hyperraum zu reisen und erschufen sich Ebenbilder und Diener aus künstlichem Stoff. Sie trafen auf andere Wesen außerirdischer Herkunft, die mit ihnen um Macht und Lebensraum zwischen den Sternen rangen und es bis heute tun.“
„Du meinst die Außerirdischen? Die Viridpelliden, die Elban, die Necthan, die Rachnids und die vielen anderen?“, fragte das Kind mit staunendem Blick.
„Ja, und wie sie alle heißen! Genau!“, antwortete der Alte.
„Erzähle mir die ganze Geschichte der Menschen!“, forderte der Junge und zupfte den Alten erneut an seinem Gewand.
„Ach, mein Kleiner! Das würde ewig dauern und zudem kenne ich die ganze Geschichte ja überhaupt nicht. Ich weiß doch auch nicht alles. Vieles ist nur noch Legende und Mythos. Oft sind die Zeitangaben fehlerhaft und die Geschichten widersprüchlich. Es gab viele Zeitalter und sie reichen Jahrtausende weit zurück.
Da war die Hochzeit der Technologie als sich die Aureaner in ihrem Genie selbst übertrafen und sich ihre künstlichen Diener gegen sie wandten. Es folgte die Zeit der Hyperraumstürme.
Danach kam die große Ausbreitung der Menschen bis an die Grenzen der Galaxis und die Gründung unseres Imperiums.
Der galaktische Bruderkrieg leitete das nächste Zeitalter ein und seine Nachwehen dauerten endlose Jahrhunderte und peinigen uns bis in die Gegenwart. Seitdem sind 2000 Jahre vergangen. Vielleicht sogar mehr oder auch weniger. Wer kann das schon mit Gewissheit sagen.
Vieles, was die Gelehrten glauben über die früheren Jahrtausende zu wissen, ist oft kaum mehr als Sage und Legende.“
„Aber heute sind wir beide hier!“, rief der Junge lachend und setzte sich auf einen Stein.
Der Großvater strich ihm durch seine weichen, blonden Haare und musste ebenfalls lachen.
„Ja, heute sind wir beide hier! Das ist eine Tatsache!“, sprach er und setzte sich neben seinen Enkel.
Als Frank am nächsten Morgen nach zehn Stunden Schlaf aufwachte, musste er über seinen Traum ein wenig schmunzeln. Er maß ihm keine weitere Bedeutung bei und machte sich mit einem lauten Gähnen auf den Weg in die Küche. Sein Freund Alfred schien noch in den Federn zu liegen.
Der junge Mann kochte sich einen Kaffee, ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher an und schmiegte sich genüsslich in den weichen Sitzbezug des alten Sessels. Anschließend schaltete sich Frank durch die zahllosen Fernsehkanäle. Die meisten Leute in Weißrussland und Litauen konnten seit der Revolution nur noch das offizielle Fernsehprogramm der neuen Regierung empfangen, für Frank und andere führende Kämpfer der Freiheitsbewegung galt diese Sperrung allerdings nicht. Plötzlich hielt er inne und wunderte sich. Auf dem Bildschirm sah er einen bärtigen Mann, der von einer
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