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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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hübschen Reporterin interviewt wurde. Frank stutzte und spitzte die Ohren, um die englischsprachige Sendung möglichst vollständig zu verstehen.
    „Sie sind also ein revolutionärer Philosoph, Herr Mardochow“, sagte die lächelnde Reporterin.
    „Ja, das bin ich!“, erwiderte der Mann.
    „Dann erklären Sie uns doch bitte Ihre Ansichten!“
    Der bärtige Mann nickte. „Gerne! Die sozialen Ungerechtigkeiten in aller Welt haben mich dazu veranlasst, mir Gedanken über eine bessere Gesellschaft der Zukunft zu machen. Eine Gesellschaft ohne soziale Unterschiede, geleitet von Gleichheit und Gerechtigkeit!“
    „Haben Sie denn konkrete Vorschläge, um die Missstände in aller Welt zu beseitigen, Herr Mardochow?“
    „Ja, nicht nur Vorschläge. Ich habe ein Konzept: den Kollektivismus!“
    „Können Sie uns diesen Kollektivismus einmal genauer erklären?“
    „Natürlich! Die kollektivistische Gesellschaft ist eine Gesellschaft ohne soziale Unterschiede. Kollektivismus bedeutet die Entmachtung der kapitalistischen Ausbeutungsmechanismen und die Überführung sämtlichen Privateigentums in die Hände aller Menschen. So können Armut und Ungerechtigkeit erst gar nicht entstehen“, erläuterte der Philosoph.
    „Wie wollen Sie denn so etwas umsetzen?“, wollte die Reporterin wissen.
    „Notfalls durch revolutionäre Maßnahmen! Die Armen und Ausgebeuteten müssen sich zusammenschließen und ihre Unterdrücker stürzen. Der Besitz in der Welt muss umverteilt werden, zum Wohle aller. Ich verspreche eine Welt, wo alle reich sind und alle an diesem Reichtum teilhaben werden.
    Weiterhin müssen auch die verschiedenen Kulturen, Ethnien, Wertvorstellungen und Religionen endgültig aufgelöst werden, denn sie hindern die Menschen daran, gleich zu werden und führen immer wieder zu Kriegen und Mechanismen der gegenseitigen Ausbeutung durch die verschiedenen Gruppen.
    In einer Welt, wo es keinerlei Unterschiede mehr zwischen den Menschen und Völkern gibt, wird es auch keine Ausbeutung mehr geben können. Der Kollektivismus ist daher die einzig sinnvolle Antwort auf die schrecklichen sozialen Krisen unserer Zeit!“
    „Sind Sie ein Menschenfreund, Herr Mardochow?“, fragte die Frau.
    „Selbstverständlich! Ich habe die kollektivistische Idee entwickelt, um eine Welt der Gerechtigkeit und Menschlichkeit entstehen zu lassen. Viele Jahre war ich in aller Herren Länder herumgereist und das überall anzutreffende Elend der Menschen hat mich tief berührt.
    Jahrelang hatte ich nur eine Frage im Kopf: Wie kann ich den Abermillionen Armen in allen Erdteilen helfen? Da entwickelte ich die revolutionäre Idee des Kollektivismus!“, erklärte der Mann und streichelte seinen grauen Rauschebart.
    Die hübsche Reporterin schaute in die Kamera und lächelte, dann sagte sie: „Liebe Zuschauer, das war Theodor Mardochow und seine Idee des Kollektivismus. Immer mehr Menschen in ganz Europa und im Rest der Welt glauben, dass dieser Mann tatsächlich einen Weg gefunden hat, Hunger, Armut und Elend erfolgreich zu bekämpfen. Die einen feiern ihn, die anderen halten ihn für einen Phantasten. Wir von „Channel Triangle“ danken Ihnen jedenfalls fürs Zuschauen und wünschen viel Spaß mit dem nun folgenden Spielfilm!“

    Frank schaltete den Fernseher ab und grübelte vor sich hin. „Der Typ ist angeblich ein Revolutionär und sie geben ihm eine Plattform im Fernsehen? Sie fördern ihn sogar und erschießen ihn nicht gleich?“, sagte er leise zu sich selbst. „Da ist doch etwas faul!“
    Kohlhaas eilte in den Nebenraum, startete den Computer und ging ins Internet. Hier gab es einiges über Theodor Mardochow und seine neue Ideologie zu lesen. Alf kam die Treppe herunter und setzte sich in die Küche, Frank beachtete ihn kaum und vertiefte sich in einige Texte.
    „Die internationale Deklaration des Kollektivismus“, murmelte er vor sich hin und studierte eine Schrift des Philosophen. Dann las er einige Zeitungsartikel, die recht wohlwollend über Mardochow und seine Ideen berichteten.
    Offenbar hatten sich kurz nach der Veröffentlichung der Deklaration bereits zahlreiche kollektivistische Gruppen in den meisten Großstädten Europas gegründet. Vor allem in Russland und der Ukraine schossen kollektivistische Organisationen wie Pilze aus dem Boden.
    Als Frank und Alfred zurück nach Minsk kamen, beherrschte das Aufkommen dieser neuen Bewegung sämtliche Gespräche im Präsidentenpalast. Artur Tschistokjow wirkte durcheinander und

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