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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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schloss sie die Tür des Kinderzimmers wieder und ging zurück ins Wohnzimmer.
    Inzwischen hatte Wilden seine Frau in den Arm genommen und beide starrten ausdruckslos ins Leere.
    „Hat Artur schon etwas gesagt? Was will er jetzt tun?“, fragte Julia und versuchte gefasst zu wirken.
    „Ich weiß es nicht. Nein, er steht noch zu sehr unter Schock. Damit hat er nicht gerechnet – und ich auch nicht. Diese verfluchten Schweine“, flüsterte Wilden.
    „Aber er muss jetzt etwas tun! Vielleicht sollten sich unsere Truppen wieder aus Westeuropa zurückziehen, um eine Eskalation zu verhindern“, meinte Julia.
    Ihr Vater lächelte gequält und erwiderte: „Artur wird das niemals tun. Er ist notfalls zu allem bereit. Ich kenne ihn besser als du. Nein, er wird keinen Meter zurückweichen! Außerdem würde ein Rückzug nicht den ersehnten Frieden bringen. Im Gegenteil, dann wüssten die Logenbrüder, dass sie uns diesmal wirklich getroffen haben.“
    „Gott im Himmel! Wie wird Artur denn jetzt reagieren?“, schrie Julia verzweifelt.
    „Ich muss gleich wieder zurück nach St. Petersburg. Wir werden heute Abend alles Weitere mit ihm besprechen. Anschließend verlassen wir sofort die Stadt. Wir werden uns jetzt lange Zeit nicht mehr sehen, mein Schatz. Ihr müsst von nun an in Ivas bleiben und dürft auf keinen Fall in irgendeine größere Stadt fahren. Habt ihr das verstanden? Hier seid ihr halbwegs sicher!“, sagte Wilden.
    Julia und Agatha schwiegen und begannen wieder leise zu weinen. Thorsten schwieg nun auch, denn diesmal wusste der ansonsten so wortgewandte Mann nichts mehr zu sagen. Er verharrte auf seinem Stuhl und starrte erneut ins Leere.

    Vier Atombomben hatten die Metropole Berlin am 12. Mai des Jahres 2051 vom Antlitz der Erde getilgt und innerhalb von Minuten über 3 Millionen Menschenleben ausgelöscht. Von der größten Stadt Deutschlands war nach diesem Angriff nicht viel mehr als eine rauchende, verstrahlte Trümmerwüste übriggeblieben.
    Die Weltregierung hatte mit diesem Schritt eine neue, furchtbare Phase des Krieges eröffnet und gezeigt, dass sie es mit ihren Drohungen mehr als ernst meinte. Berlin, als alte Hauptstadt des deutschen Staates, egal wie verkommen sie inzwischen gewesen war, hatte noch immer ein Symbol dargestellt. Und es war den Logenbrüdern darum gegangen, genau dieses Symbol zu vernichten. Nun existierte die Metropole nicht mehr und an ihre Stelle war eine mit zahllosen verkohlten Leichen bedeckte, apokalyptische Mondlandschaft getreten.
    Weder Artur Tschistokjow, noch seine Freunde und Berater, hatten damit gerechnet, dass die Weltregierung als nächstes einen derart brutalen Gegenschlag unternehmen würde. Einige Tage lang waren sie alle wie gelähmt.
    Das Gleiche galt für Frank und Alfred. General Kohlhaas war zu seinem großen Glück mit einigen Warägerverbänden inzwischen bis nach Rathenow vorgestoßen, so dass er dem nuklearen Feuersturm, der so gut wie alles Leben in Berlin ausradiert hatte, entkommen war.
    Bäumer hingegen war schon vor einigen Tagen in ein Krankenhaus nach Frankfurt an der Oder gebracht worden und war ebenfalls zu weit von der Katastrophe entfernt gewesen, um Schaden nehmen zu können. Trotzdem waren durch den Atomschlag etwa 200000 Volksarmisten vernichtet worden, zudem eine Vielzahl von Panzern und Flugzeugen.
    Allein dafür hatte es sich der Kernwaffeneinsatz aus Sicht der Logenbrüder bereits „gelohnt“. Doch der wichtigste Grund für den Atombombenabwurf auf Berlin war die psychologische Schockwirkung, die er auf die Rus und auch die übrige Welt ausübte. Milliarden Menschen stockte der Atem, als sie hörten, was in Mitteleuropa geschehen war, und welche entsetzlichen Konsequenzen daraus entstehen konnten.
    Der Weltpräsident trat schließlich vor die Kameras der Fernsehsender und „bedauerte“ die Tatsache, dass der Weltverbund zu solchen Mitteln hatte greifen müssen, um Tschistokjows Vormarsch zu stoppen.
    „Der russische Diktator hatte selbst vor, einige Städte in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten mit Atomwaffen zu bombardieren, wie aktuelle GSA-Berichte beweisen. Es blieb uns keine andere Wahl!“, log das Oberhaupt des Weltverbundes in der Öffentlichkeit.
    Die von den Logenbrüdern kontrollierten Massenmedien setzten ihre altbewährte Verdrehungstaktik in den nächsten Tagen und Wochen unbeirrt fort und relativierten den Atombombenangriff auf Berlin mit allen Mitteln der Lüge.
    Und während die Welt in Schockstarre verfiel,

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