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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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und Burger aufzutauen. Billy zuckte die Achseln. »Dann fackeln wir eben diese Hockeypucks ab. Bleibt uns ja kaum was anderes übrig.«
    Nun musste Jude die Fleischeinlagen mit einem Messer auseinanderhacken, ohne sich dabei einen Finger abzusäbeln. Dann legte er sie in geraden Fünferreihen auf den Rost. In der Stoßzeit brieten gleichzeitig vierzig zischende, tauende, blutende, brennende Burgerfüllungen. Auf Billys Seite waren die Dinger schon komplett durch, auf der anderen lagen noch rohe, rote, harte Scheiben. Als Nächstes musste Jude die Brötchen aufschneiden und anordnen, und zwar genau nach Billys Vorgaben. Der wollte die Brötchen angewärmt, aber nicht angebrannt. Billy bewegte sich wie ein japanischer Grillmeister und schwang seinen silbernen Bratenheber mit verblüffender Fingerfertigkeit. Der Typ war wirklich schnell, ein Revolverheld aus dem wilden Westen. Es sah ganz mühelos aus, wenn Billy Burger auf Pappteller türmte und die Kunden antrieb wie Rinder: »Hier, nehmen Sie, und bitte gleich weitergehen!«
    »Macht Spaß, oder?«, meinte Billy mit blutunterlaufenen Augen mitten im schlimmsten Gewühl. Jude merkte, dass das kein Witz war, obwohl der Imbiss brechend voll war. Billy genoß die Wahnsinnshektik, die langen Schlangen beefhungriger Kunden. »Bei so viel Betrieb vergeht die Zeit wie im Flug«, sagte Billy zu Jude. »Da gewöhnt man sich dran.«
    Als Billy in die Pause verschwand, trat Roberto an den heißen Grill, um vor sich hin zu schmoren. Jude schuftete an seiner Seite im Brötcheneinsatz. Er schätzte, dass er mindestens ein oder zwei Jahre lang keinen Burger mehr essen würde. So kann es einem gehen, wenn man in einem Fastfoodstand arbeitet. Bei nichts kann einem der Appetit schneller vergehen als bei einem übergewichtigen Typen mit einem Bratenheber. Doch das interessierte niemanden – das Geschäft brummte. Die von der Sonne ausgetrocknete Meute wollte Schmiere für den Schlund. Die Leute konnten vor Hunger nicht mehr klar denken, und die Imbisshalle war weit und breit die einzige Futterstelle.
    Roberto unterbrach kurz, um was zu trinken. »Verdammt, hier drinnen ist es heißer als in Hoth.«
    »Hoth?«, fragte Jude.
    »Ironischer Verweis auf Krieg der Sterne «, erklärte Roberto. »Hoth ist ein mit Eis und Schnee bedeckter Planet, zu den einheimischen Lebewesen gehören Tauntauns und Wampas. Die Rebellenflotte hat dort einen Stützpunkt mit dem Codenamen Echo.«
    »O mein Gott.« Jude konnte es nicht fassen. »Du bist ein Star-Wars-Fan!«
    »Ich war einer«, korrigierte Roberto. »Inzwischen fahr ich mehr auf Comics ab. Aber ganz klar, ich steh auf dieses ganze Zeug, Dungeons and Dragons, Anime …«
    In diesem Moment tauchte Jessup auf und tippte Jude auf die Schulter. »Ivan löst dich ab. Ich will, dass du den Sicherheitsdienst übernimmst.«
    »Dieser dürre Kerl soll die Security machen?« Roberto grinste übers ganze Gesicht. »Oh, das wird klasse.«
    »Was?« Jude hatte keinen Schimmer, wovon da die Rede war.
    »Wir müssen was unternehmen, sonst zahlt hier bald überhaupt keiner mehr«, bemerkte Jessup.
    Jude schielte nach dem Gedränge von Kunden. Anscheinend hatte Jessup recht: Teenager versteckten das Essen unter Handtüchern oder schlangen ihre Hotdogs runter, bevor sie zur Kasse kamen.
    »Im Ernst?«, fragte er. »Was soll ich denn machen?«
    »Du bist neu hier, Mr. Fox. Willst du den Job behalten, oder soll ich mir jemand anders suchen?« Jessup kostete wieder einmal seine Machtposition aus.
    Also folgte Jude seinem Vorgesetzten in den offenen Bereich, wo sich wenige Schritte vor der Reihe von Kassenhäuschen eine unübersichtliche Schlange von Kunden dahinschob. »Okay, du stellst dich hierhin. Die Füße auseinander, so.« Jessup stieß Judes Füße auseinander. »Verschränk die Arme, damit es gefährlich aussieht.«
    Verlegen spürte Jude, wie er von den Kassiererinnen beobachtet wurde. Er hatte es nicht gern, wenn er sich wie ein Trottel benehmen musste. So was nagte an ihm.
    »Nur zur Vorbeugung«, erklärte Jessup. »Keine Sorge. Die meisten Leute probieren es erst gar nicht, wenn sie dich sehen.«
    »Was mach ich, wenn ich jemand erwische?«
    »Du bittest sie einfach, die Sachen zurückzubringen«, antwortete Jessup. »Glaub mir, mit einem harten Burschen wie dir legt sich keiner an.«
    Jude war ungefähr zehn Zentimeter kleiner und zwanzig Kilo leichter als Jessup. »Schau mich doch an. Ich kann keinem Angst einjagen. Glaubst du wirklich, die hören auf

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