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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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    1
    San Cataldo, Kalifornien
    Wie ein Dolchstoß ins Auge, so fühlte es sich an.
    Mag Callahan umklammerte den Becher lauwarmen Kaffee, den zu trinken sie völlig vergessen hatte, so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Mit leerem Blick starrte sie den Plastikbeutel an, der auf ihrem Küchentisch lag. Er enthielt die Beweise, die sie mithilfe einer Pinzette eine halbe Stunde zuvor aus ihrem zerwühlten Bett gefischt hatte.
    Beweisstück Nummer eins: ein schwarzer Spitzen-Stringtanga. Sie selbst bevorzugte Pastelltöne, die keinen solch krassen Kontrast zu ihrer hellen Haut darstellten.
    Beweisstück Nummer zwei: drei lange, schnurgerade dunkle Haare. Sie selbst hatte kurzes, lockiges rotes Haar.
    Ihre Gedanken wirbelten wild umher und setzten sich gegen die unerwünschte Information zur Wehr. Craig, ihr Freund, war in letzter Zeit einsilbig und paranoid gewesen, doch hatte sie das auf sein lästiges Y-Chromosom, seinen beruflichen Stress und seine Bemühungen, ein eigenes Beratungsunternehmen zu gründen, geschoben. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, dass er … großer Gott!
    In ihrem eigenen Haus. Ihrem eigenen Bett . Dieses Schwein!
    Der kalte Schock begann zu prickeln und sich an den Rändern rot zu färben, während er sich unvermeidlich in rasenden Zorn verwandelte. Sie war so nett zu ihm gewesen. Sie hatte ihn mietfrei bei sich wohnen lassen, während er seine eigene Bleibe von Ungeziefer befreien und renovieren musste. Sie hatte ihm Geld geliehen, und das nicht zu knapp. Sogar seine geschäftlichen Darlehensverträge hatte sie mit unterzeichnet. Sie hatte alles gegeben, um ihn zu unterstützen, ihm zu gefallen, der Inbegriff der Weiblichkeit zu sein. Auch, indem sie versuchte, sich ihre herrische Art abzugewöhnen, nachdem sie mit ihrer großen Klappe bislang einen Freund nach dem anderen in die Flucht geschlagen hatte. Sie hatte sich so sehr angestrengt, und dies war nun der Lohn für ihre Mühe. Sie war betrogen worden. Wieder einmal.
    Mag stieß beim Aufstehen gegen die Tischkante, und ihr Kaffee kippte um. Sie konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, um zu verhindern, dass er sich auf das cremefarbene Leinenkostüm ergoss, das sie eigens für ihre Verabredung zum Mittagessen mit Craig angezogen hatte.
    Sie war vorzeitig von ihrer Konferenz am Wochenende zurückgekehrt, um sich für ihr Rendezvous schick zu machen, nachdem sie zu der irrigen Überzeugung gelangt war, dass Craig allein deshalb so reizbar war, weil er plante, das Thema – Trommelwirbel, bitte! – gemeinsame Zukunft anzuschneiden. Sie hatte sich sogar so weit hineingesteigert und sich das Ganze als kitschiges Fotomotiv ausgemalt: Craig, der ihr beim Nachtisch schüchtern ein Ringkästchen überreichte. Sie, wie sie es öffnete. Ein Seufzen glückseliger Ehrfurcht. Anschwellende Geigenklänge, während sie in Tränen zerfloss. Wie dumm von ihr.
    Der Zorn loderte hoch, als würde Benzin in ein Feuer gegossen. Sie musste etwas unternehmen, jetzt sofort. Vielleicht sein Auto in die Luft jagen. Craigs Lieblingskaffeebecher war das Erste, was ihr ins Auge fiel. Selbstgefällig stand er in der Spüle, daneben eine zweite benutzte Tasse, aus der ohne Zweifel das mysteriöse Flittchen heute Morgen seinen Kaffee getrunken hatte. Sieh mal einer an! Eine Spur korallenroten Lippenstifts war über den Becherrand verschmiert.
    Mag schleuderte die Tassen quer durch den Raum. Die klirrenden Geräusche besänftigten ihre Wut, allerdings prangte jetzt ein Kaffeefleck an ihrer Küchenwand, um sie auf ewig an diesen glorreichen Moment zu erinnern. Super gemacht, Mag!
    Leise fluchend kramte sie unter der Spüle einen Müllsack hervor. Sie würde jede Spur von diesem Dreckskerl in ihrem Haus beseitigen.
    Zuerst knöpfte sie sich das Gästezimmer vor, das Craig als Büro beschlagnahmt hatte. Der Laptop landete im Müllsack, samt Modem, Maus und ergonomischer Tastatur. Post, Fachzeitschriften, Disketten, Sicherungs-CDs polterten hinterher. Eine versiegelte Box, die sie ganz hinten in einer der Schreibtischschubladen entdeckte, landete scheppernd auf dem Boden des Müllsacks.
    Weiter. Sie zerrte den Beutel in den Flur. Es war idiotisch gewesen, mit den schwersten Sachen anzufangen, doch das ließ sich nun nicht mehr ändern. Nächster Stopp: Garderobenschrank. Teure Anzüge, Oberhemden, Krawatten, Schuhe und Slipper. Ab ins Schlafzimmer zu den Schubfächern, die sie für seine anderen Klamotten geräumt hatte. Sein hypoallergenes Silikonkissen.

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