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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Achillessehne auch hier zu finden war. Und wie sich herausstellte, erinnerte die Leiche von Herzog in diesem Punkt auf beunruhigende Weise an die von Spang-Hansen und den drei Entwicklungshelfern. Die Verletzung an der Ferse zeugte von einem Schlag, der mit großer Kraft mit einem scharfen Gegenstand ausgeführt worden war. Jetzt, wo der Knochen mit einer Stryker-Säge freigelegt und anschließend durch den Kochvorgang vom Gewebe befreit worden war und Linnea den Kochen mit dem bloßen Auge analysieren konnte, traten die Details noch deutlicher hervor.
    »Was die Methode angeht, gibt es ganz sicher eine Übereinstimmung«, sagte sie dann. »Das Muster der Wunde am Unterschenkel und die Frakturen am Knochen sitzen im selben Bereich wie bei Spang-Hansen. Das gilt auch für die drei anderen. Ob die Tatwaffe identisch ist, kann ich allerdings nicht sagen. Vielleicht, wenn ich den Bereich vergrößere und die Frakturen vergleiche. Mit Sicherheit aber wurde in allen drei Fällen derselbe Waffentyp verwendet.«
    »Welcher? Wir haben weder bei der Badeanstalt noch in Christiania eine Waffe gefunden.«
    Linnea legte den Knochen beiseite.
    »Ein sehr großes Messer.«
    Sie dachte nach.
    »Oder vielleicht ein Fleischerbeil. Wenn ich in Afrika wäre, hätte ich wohl eine Panga vermutet.«
    »Und was ist das?«
    »Eine Art Machete. So ein starkes Messer, mit dem man beispielsweise Zuckerrohr durchhacken kann. In Ruanda habe ich einige davon gesehen. Die Bezeichnung kommt wohl aus dem Swahili. Eine Panga oder Tapanga ist knapp einen halben Meter lang, und die Klinge kann beidseitig geschliffen werden. In Südafrika wurden sie in den 1980 er Jahren bei den Aufständen eingesetzt, genau wie beim ruandischen Völkermord. Davon hatte ich ja erzählt. Die primitive und grausame Waffe der Armen.«
    Sie konnte sehen, dass sie Thors Aufmerksamkeit fesselte.
    »Anisa kommt aus Ruanda«, sagte er dann. »Und nicht nur sie.«
    »Fummel nicht so daran herum!«
    Linnea nahm Thor die quadratische Pappschachtel weg, an der er während ihres Gesprächs zerstreut herumgefingert hatte.
    »Das sollen wir für die Polizei in Roskilde untersuchen.«
    Sie warf einen schnellen Blick in die Schachtel, ehe sie sie hinter sich ins Regal stellte, wo sich bereits reihenweise Pappkartons mit Knochen und anderem Beweismaterial stapelten. Es war gerade noch Platz für diesen einen gut erhaltenen Totenschädel, sonst nichts.
    »Irgendein altes Zeug«, erklärte sie. »Sicher von einem mittelalterlichen Pestfriedhof, den sie aus Versehen ausgegraben haben … Aber willst du mir damit sagen, dass ihr Anisa verdächtigt?«
    Linnea begann ihre Sachen wegzupacken.
    »Sie ist die einzige Verbindung. Anisa war Zeugin oder Mittäterin beim Mord an Spang-Hansen, und Herzog war als Anwältin auch für Kintu tätig. Sie war deren Rechtsbeistand und arbeitete eng mit Gunnerus zusammen. Anisa muss ihr bei verschiedenen Gelegenheiten begegnet sein. Aber vielleicht ist das auch reiner Zufall.«
    Letzteres hatte er eindeutig nur deshalb gesagt, weil er keine Lust auf weitere Diskussionen hatte. Linnea schaltete das Licht aus und ging ihm voraus aus dem Labor.
    »Das macht sie doch aber noch nicht zur Mörderin«, wandte sie ein.
    »Nein, oder jedenfalls nicht mehr, als sie es ohnehin schon ist.«
    »Sprich doch bitte Klartext! Wovon redest du?«
    Jetzt seufzte Thor, als koste es ihn große Überwindung, das zu erklären.
    »Ich rede davon, dass sie in höchstem Grade dazu imstande ist, zu töten.«
    »Sprechen wir wirklich von derselben zierlichen Frau? Wie kommst du darauf?«
    Diesmal zögerte er nicht lange und antwortete sofort.
    »Weil sie es schon früher getan hat.«
    *
    »Die Informationen vom MI 6 und DGSE stimmen größtenteils überein«, sagte Warwick. »Der Fall ist größer, als wir dachten.«
    Er sah zu Nora Levitan auf, die am Fenster ihres Büros stand und auf die schneebedeckte Kastelskirche und die Kastanien um den kopfsteingepflasterten Platz hinunterschaute. Die nackten Zweige der Bäume im Dämmerlicht des Nachmittags glichen zum Verwechseln jenen auf Hammershøis Gemälde von Kongeporten, das direkt vor ihrem Zimmer hing. Obwohl sie die Chefin des Abschirmdienstes war, war ihr Büro im neu renovierten Søndre Magasin nicht viel größer als die meisten anderen in diesem Gebäude. Die Decken waren überall niedrig, was auch nicht anders sein konnte, da das Festungswerk über dreihundert Jahre auf dem Buckel hatte. Die Zitadelle hatte die schwedische

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