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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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dort hineingestopft, nachdem er vor mehreren Wochen auf dem Schießplatz geübt hatte. Natürlich widersprach das allen Vorschriften zur Aufbewahrung von Dienstwaffen. Andererseits würde es hoffentlich sowieso keinen Grund geben, sie anzuwenden. In einer Stresssituation gaukelte sie einem meistens ohnehin nur ein falsches Gefühl von Sicherheit vor, und der Vogel war längst ausgeflogen.
    Verärgert warf er das Schlüsselende auf den Sitz und stieg aus dem Auto. Wenn das Wetter besser gewesen wäre, hätte er sicher einige Trinker vor der fast bizarr großen Grundtvigskirche angetroffen, oder Besucher auf dem Weg zum Bispebjerg-Friedhof. Aber an diesem Freitagmittag waren die Straßen im Nordvestviertel wie ausgestorben, und das Bispebjerggebiet stellte keine Ausnahme dar. Er ging das letzte Stück den Frederiksborgvej entlang, der für ihn schon immer eine triste Durchfahrtsstraße durch urbanes Niemandsland gewesen war. Er hatte selbst einmal nicht weit von hier gewohnt, als er gerade nach Kopenhagen gezogen war, um die Polizeischule zu besuchen.
    Zwischen vielen identischen Treppenaufgängen fand er schließlich den richtigen. Er überredete einen Nachbarn, ihn ins Haus zu lassen, und stellte auf der Namensübersicht im Eingangsbereich fest, dass Anisa bei weitem nicht die einzige Migrantin hier war – aber die einzige mit einem afrikanisch klingenden Namen. Vor der Wohnungstür blieb er stehen und überlegte noch einmal, ob er nicht doch besser eine Waffe hätte mitnehmen sollen. Immerhin musste Anisa vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen sein.
    Es war ihm nicht schwergefallen, die Staatsanwältin Heidi Mikkelsen davon zu überzeugen, Anisas Handy abhören zu lassen. Da allerdings keinerlei Aktivität registriert worden war, hatte Thor vermutet, dass das Telefon entweder gestohlen worden war oder sie sich des Geräts längst entledigt hatte. Doch dann wurde eines Tages plötzlich ein Anruf verzeichnet, der das Telefon in Anisas Wohnung verortete. Leider vergingen fast zwei Stunden, bis diese Information auch Thor erreichte, und wahrscheinlich war die Spur in der Zwischenzeit längst kalt.
    Aber was, wenn sie sich immer noch hier versteckte?
    Nichts in der Wohnung deutete auf die afrikanischen Wurzeln ihrer Bewohnerin hin, und Thor brauchte nicht lange, um einmal hindurchzugehen. Die beiden Zimmer waren längst von den Kollegen der Mordkommission durchsucht worden, allerdings ergebnislos – und Thor konnte verstehen, warum. Die Wohnung wirkte so neutral wie ein Hotelzimmer, mit älteren IKEA -Möbeln, zwei Monet-Postern mit Seerosen, einigen Thomas-Helmig- CD s neben der kleinen Anlage im Wohnzimmer und einem Stapel Hollywood-Filmen. Nichts deutete auf eine geheime Seite, einen heimlichen Freund oder Ähnliches hin. Das einzig halbwegs Persönliche war eine englischsprachige Bibel mit zahlreichen Lesezeichen, einige zerschlissene Bücher über Projektmanagement und ethische Finanzierung in einem halbleeren Regal im Schlafzimmer, vermutlich stammten sie noch aus Anisas Zeit auf der Copenhagen Business School. Zu seiner Überraschung entdeckte er auch ein Poster mit einem von Hans Scherfigs Dschungelgemälden. Was hatte sie sich wohl gedacht, als sie sah, wie sich der naive, geblendete dänische Maler das afrikanische Dschungelidyll vorstellte? Nachdem Thor ihre Wohnung gesehen hatte, war er immer noch weit davon entfernt, ein genaueres Bild von ihr zu haben. Ihr Motiv blieb ihm unbegreiflich.
    Nichts deutete darauf hin, dass sie in letzter Zeit in der Wohnung gewesen war, und Thor ging in die Küche, den einzigen Raum, den er noch nicht durchsucht hatte. Anschließend wollte er wieder zum Politigården zurückzufahren. Er war gerade dabei, auf gut Glück ein paar Küchenschränke zu öffnen, als sein Handy klingelte. Es war Kraus, der ihn sofort dafür rügte, dass er allein zur Wohnung gefahren war.
    »Reg dich ab, hier ist niemand.«
    »Aber Anisas Telefon wird sich ja wohl kaum verselbständigt haben.«
    »Es kann doch wohl ein technischer Fehler gewesen sein. Oder sie war nur kurz hier, um Geld oder Kleidung zu holen. Sie könnte überall sein, die Gegend hier ist voll von phantastischen Verstecken. Utterslev Mose liegt praktisch direkt vor der Tür.«
    »So ein Naturschutzgebiet ist doch im Winter wohl nicht unbedingt ein naheliegender Ort, um sich zu verstecken.«
    »Und dann ist da auch noch der Vestvolden. Bunkeranlagen und Ravelins, den ganzen Weg von Bronshøj bis nach Avedøre. Im Prinzip muss

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