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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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lichtete und sie verstand, zu welchen Taten man sie getrieben hatte? Würde sie noch unberechenbarer, noch wütender und mörderischer, wenn sie nicht länger in den alten Traumata gefangen war?
    »Wir wissen, was passiert ist«, fuhr Linnea fort.
    Sie kam einige Schritte näher. Langsam und ruhig. Doch Anisa reagierte nur, indem sie die Pistole direkt auf sie richtete, ehe sie anschließend wieder Thor und Gunnerus anvisierte. Linnea bemerkte, dass Anisas Blicke wieder und wieder Gunnerus suchten. Linnea drehte sich um und blickte ihn an. Er war aufgestanden, blieb jedoch reglos stehen. Sein Blick war für einen kurzen Moment unruhig, dann sah er Linnea beinahe flehentlich an.
    »Ich habe sie zu meinem Treffen mit dem Journalisten mitgenommen«, sagte er dann. »Das ist richtig.«
    Er schaute Anisa an. Sie drückte sich immer noch in die Ecke, die Beine schützend angezogen. Nur ihre Augen und die Bewegungen der Pistole verrieten, dass sie eine tickende Bombe war, die kurz vor der Detonation stand. Aber was diese Explosion auslösen würde, ließ sich unmöglich voraussagen.
    »Für ihn war es nur eine Sensation«, erklärte Gunnerus. »Er wollte eine Geschichte über Entwicklungshilfe und Waffenhandel machen, und ich wollte ihm Anisa zeigen, damit er selbst sehen konnte, dass es nicht nur um den Cavling-Preis geht, sondern auch um menschliche Schicksale. Doch dann ist sie mittendrin Amok gelaufen. Ich weiß nicht, was seine Gegenwart in ihr ausgelöst hat. Vielleicht hatte sie das Gefühl, er würde mich bedrohen.«
    »Und warum haben Sie sie anschließend dort zurückgelassen? Damit sie die Schuld bekommen würde?«
    Er antwortete nicht. Stattdessen drehte er sich ein wenig zur Seite und betrachtete Anisa. Er ließ die Arme sinken. Sie reagierte nicht, richtete ihre Aufmerksamkeit und die Pistole aber nach wie vor auf ihn.
    »Es wird alles gut«, beruhigte er sie. »Ich weiß, wie es dir geht. Du kommst wieder in Behandlung, wir waren ja schon einmal an dieser Stelle angelangt.«
    Es sah aus, als würde es ihm gelingen, Anisas Blick zu fesseln, obwohl unmöglich zu durchschauen war, was hinter den dunklen Augen wirklich vor sich ging.
    »Bullshit«, sagte Linnea in dem Moment. »Ich glaube dir kein Wort. Du hast sie ganz bewusst ausgenutzt.«
    Thor warf ihr einen warnenden Blick zu, wandte sich dann aber selbst an Gunnerus.
    »Ihre Geschichte ergibt einfach keinen Sinn«, entgegnete er. »Sie hatten Anisa auch dabei, als Sie Vibe Herzog besucht haben, stimmt’s? Herzog wollte aussteigen, und Sie wollten sie loswerden. Also haben Sie Anisa mitgenommen, unter dem Vorwand, dass Herzog ihr mit einem neuen Unterschlupf helfen sollte. Aber stattdessen haben Sie dafür gesorgt, dass sie noch einmal durchdrehte. Sie haben sie von ihren Traumata befreit, aber Sie sind auch dazu in der Lage, sie wieder freizusetzen. Sie in eine Tötungsmaschine zu verwandeln, die aus reinem Instinkt handelt. War es nicht so? Und was ist mit Ihren Mitarbeitern in Afrika, mussten die auch sterben, weil sie zu viel wussten?«
    Gunnerus war mit ruhigen Schritten auf Anisa zugegangen, während Thor ihm seine Vorwürfe an den Kopf warf. Er sah Thor kurz an, richtete seine Aufmerksamkeit dann aber weiter auf die junge Frau, während er sich langsam dem Kartentisch und der Schalttafel näherte.
    »Ihr versteht das alles falsch«, erwiderte er. »Es sollte nur eine Warnung sein. Dass sie sterben, war nie beabsichtigt. Es war ein Fehler.«
    Er wirkte allerdings so, als hätte er keine Lust mehr, noch länger überzeugend zu klingen. Jetzt war er noch wenige Schritte von Anisa entfernt, und sie protestierte nur schwach. Linnea fürchtete, dass sie gleich wild um sich schießen würde. Anisa begann nervös mit dem Kopf zu zucken. Je näher Gunnerus ihr kam, desto mehr presste sie sich gegen die Wand. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment den Abzug betätigen. Doch dann schien ihr Körper sich mit einem Mal zu entspannen. Vielleicht gaben ihr Gunnerus’ Nähe und Stimme tatsächlich Sicherheit.
    Linnea warf Thor einen kurzen Blick zu, und dann begannen sie beide, sich zurückzuziehen, aus Anisas Schusslinie, während Gunnerus weiter beruhigend auf sie einredete.
    »Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst«, sagte er. »Habe ich dir denn nicht immer geholfen?«
    Seine Stimme war samtweich, und Linnea wurde fast schlecht angesichts all dieser zynischen Heuchelei. Doch dann irrte Anisas Blick nervös hin und her. Erst verstand Linnea nicht,

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