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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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hören.
    »Let’s all join hands in song as we praise the Lord our savior.«
    Ich sehe mich nicht noch einmal um, ziehe mir die Kapuze über den Kopf und lasse mich von der glitzernden Armut Nørrebros verschlingen.
    Ich bin Anisa. Opferlamm und Verdammte.

13
    B reitgefächerte Ermittlung, dachte Thor. So hieß es wohl, wenn man von Anfang an alle Möglichkeiten zuließ, anstatt sich von einer bestimmten Auffassung darüber lenken zu lassen, wie der Fall zusammenhing. Wenn man möglichen Motiven, Begebenheiten und Personen gegenüber offen blieb und nicht im Vorhinein etwas ausschloss oder das Ganze unter einem bestimmten Deutungsaspekt untersuchte.
    Man hätte es auch »vor dem Nichts stehen« nennen können.
    »Sie wollten mit mir sprechen?«
    Thor nickte dem schwarzen Mann zu, der den Vorhang seines Hinterhofladens beiseitegezogen hatte. Er trug ein traditionelles ostafrikanisches Gewand, das, wie Thor inzwischen gelernt hatte, Kanzu hieß, und sein struppiger Bart war von unzähligen grauen Haaren durchzogen, obwohl er ansonsten nicht älter aussah als Thor.
    »Kennen Sie diese Frau?«
    Thor reichte dem Mann ein Foto. Gunnerus hatte es ihm als MMS geschickt, und er hatte eine der Sekretärinnen von der Mordkommission dazu überredet, es auf ihren Computer zu schicken und in Farbe auszudrucken. Der Schnappschuss war irgendwann im letzten Frühjahr auf einem Betriebsausflug gemacht worden, aber die Qualität war erstaunlich gut. Anisas lächelnde dunkle Augen dominierten das Bild, und ihr Gesichtsausdruck wirkte genauso überrascht wie vergnügt. Sie schien voller Lebensfreude, als könne nichts auf der Welt sie betrüben. Ihre Gesichtszüge waren so fein und kindlich, dass man meinen konnte, sie wäre ein Teenager. Kaum zu fassen, dass dies dieselbe Person war, die sie vor kurzem mit blutbeschmiertem Pullover und schreckgeweiteten Augen am Tatort gefunden hatten.
    »Wer ist das?«
    »Sie heißt Anisa Dini Farah«, erklärte Thor. »Möglicherweise ist sie in großer Gefahr. Sollten Sie also wissen, wo sie sich aufhält, oder jemanden kennen, der sie kennen könnte, wäre das eine große Hilfe.«
    Der Mann betrachtete das Bild mit großer Sorgfalt und reichte es dann wortlos über den Tresen an zwei dicke Frauen weiter, die auf einem zerschlissenen grünen Sofa saßen und bisher schweigend die Auswahl an farbenfrohen Stoffen und Trachten begutachtet hatten. Sie waren beide genauso dunkelhäutig wie der Mann, die eine hatte jedoch einige auffällige rosafarbene Pigmentflecken am Kinn.
    »Ich habe sie schon gefragt«, erklärte Thor.
    Aber der Mann hatte bereits über Thors Kopf hinweg ein Gespräch mit den Frauen begonnen, die inzwischen eifrig gestikulierten, ganz anders als zuvor, als sie nur mit Schweigen reagiert hatten. Er erkannte einige französische Brocken wieder, verstand jedoch nichts und nahm an, dass es sich um eine Art Pidgin-Französisch handelte.
    »Sie sagt, dass sie mit dem Mädchen gesprochen hätte. Es hätte nach einem Laden gesucht, um ein Geschenk zu kaufen.«
    Der Mann nickte in Richtung der Frau mit den Pigmentflecken, die Thor interessiert ansah.
    »Aber das wäre schon länger her, sagt sie, und an mehr kann sie sich auch nicht erinnern.«
    Thor brachte den Mann dazu, sie noch einmal zu fragen, aber dabei kam nicht viel mehr heraus, und er bedankte sich angesäuert für ihre Hilfe und verließ den Laden. Er trat wieder auf die Mimersgade hinaus, wo er einer jungen Frau mit Kinderwagen ausweichen musste, die sich abmühte, durch den Schnee vorzudringen, den man in riesigen Haufen auf den Fußweg geschaufelt hatte. Schon gestern hatte er bei zwei Friseuren vorbeigeschaut, die mit »African Dreadlocks« warben, sowie einem Club in der Hamletsgade, dessen Adresse Gunnerus ihm gegeben hatte. Doch nirgends war er auf jemanden gestoßen, der Anisa wiedererkannte. Und jedes Mal sah er sich außerstande zu beurteilen, ob es daran lag, dass niemand im sogenannten afrikanischen Milieu das Mädchen kannte, oder ob sie lediglich misstrauisch waren und lieber dichtmachten, sobald ein Polizist den Kopf zur Tür hereinstreckte.
    Er konnte nichts anderes tun, als die Suche fortzusetzen. Sie hatten zunächst eine interne Fahndung ausgerufen, die an alle Polizeibezirke in Seeland herausgegangen war. Jetzt, drei Tage später, wurde die Suchmeldung jedoch auch veröffentlicht, denn die vorläufige Untersuchung war ins Stocken geraten. Von der unbekannten dritten Person hatte man leider keine weiteren Spuren

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