Bhagavad Gita wie sie ist
Unwissenheit?
ERLÄUTERUNG: Im Vierten Kapitel, Vers 39, hieß es, daß jemand, der voller Glauben eine bestimmte Art von Verehrung ausführt, allmählich zur Stufe des Wissens erhoben wird und so die höchste Vollkommenheit von Frieden und Wohlstand erreicht. Im Sechzehnten Kapitel lautete die Schlußfolgerung, daß jemand, der den Prinzipien, die in den Schriften niedergelegt sind, nicht folgt, als asura, Dämon, bezeichnet wird und daß jemand, der den Anweisungen der Schriften voller Glauben folgt, deva, Halbgott, genannt wird. Wie aber verhält es sich nun mit einem Menschen, der voller Glauben Regeln befolgt, die nicht in den Schriften erwähnt werden? Dieser Zweifel, den Arjuna hier äußert, muß von Kṛṣṇa geklärt werden. Befindet sich die Verehrung derer, die sich ihren eigenen Gott schaffen, indem sie irgendeinen Menschen dazu ernennen und an ihn glauben, in der Erscheinungsweise der Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit? Erreichen solche Menschen die Vollkommenheit des Lebens? Ist es ihnen möglich, auf diese Weise wahres Wissen zu erlangen und sich zur höchsten Stufe der Vollkommenheit zu erheben? Haben diejenigen, die nicht den Regeln und Anweisungen der Schriften folgen, aber trotzdem an etwas glauben und Götter, Halbgötter oder Menschen verehren, mit ihrer Bemühung Erfolg? Dies sind die Fragen, die Arjuna Kṛṣṇa stellt.
Vers 2
2
™aIBagAvaAnauvaAca
i‡aivaDaA Bavaita ™aÜ"A de"ih"naAM s$aA svaBaAvajaA /
s$aAiÔvak(L r"Ajas$aI caEva taAmas$aI caeita taAM Za{NAu //2//
śrī-bhagavān uvāca
tri-vidhā bhavati śraddhā
dehināṁ sā svabhāva-jā
sāttvikī rājasī caiva
tāmasī ceti tāṁ śṛṇu
śrī-bhagavān uvāca – die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach; tri-vidhā – der drei Arten; bhavati – wird; śraddhā – der Glaube; dehinām – des verkörperten; sā – dieser; sva-bhāva-jā – entsprechend der Erscheinungsweise der materiellen Natur; sāttvikī – in der Erscheinungsweise der Tugend; rājasī – in der Erscheinungsweise der Leidenschaft; ca – auch; eva – gewiß; tāmasī – in der Erscheinungsweise der Unwissenheit; ca – und; iti – so; tām – dies; śṛṇu – höre von Mir.
Die Höchste Persönlichkeit Gottes sprach: Gemäß den Erscheinungsweisen der Natur, die von der verkörperten Seele angenommen werden, kann ihr Glaube von dreierlei Art sein – in Tugend, Leidenschaft oder Unwissenheit. Höre nun darüber.
ERLÄUTERUNG: Diejenigen, die die Regeln und Regulierungen der Schriften kennen, aber aus Faulheit oder Gleichgültigkeit diese Vorschriften nicht beachten, befinden sich unter dem Einfluß der Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Je nach ihren früheren Tätigkeiten in den Erscheinungsweisen der Tugend, Leidenschaft und Unwissenheit nehmen sie ein bestimmtes Wesen und bestimmte Eigenschaften an. Das Lebewesen befindet sich schon seit unvordenklichen Zeiten unter dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der Natur. Seitdem das Lebewesen mit der materiellen Natur in Berührung ist, hat es ständig Gemeinschaft mit den materiellen Erscheinungsweisen und nimmt dementsprechend verschiedenste Formen des Bewußtseins an. Man kann sein Bewußtsein aber ändern, wenn man mit einem echten spirituellen Meister Gemeinschaft hat und sich an die Vorschriften hält, die man von ihm und den Schriften bekommt. Dann kann man sich allmählich vom Zustand der Unwissenheit oder Leidenschaft zur Stufe der Tugend erheben. Die Schlußfolgerung lautet, daß blinder Glaube unter dem Einfluß einer bestimmten Erscheinungsweise dem Menschen nicht helfen kann, die Stufe der Vollkommenheit zu erreichen. Man muß sich gründlich und mit Intelligenz überlegen, welchen Weg man einschlagen will, und zwar unter der Anleitung eines echten spirituellen Meisters. Auf diese Weise wird es möglich, sich zu einer höheren Erscheinungsweise der Natur zu erheben.
Vers 3
3
s$aÔvaAnauè&paA s$avaRsya ™aÜ"A Bavaita BaAr"ta /
™aÜ"AmayaAe'yaM pauç&SaAe yaAe yacC)$Ü": s$a Wva s$a: //3//
sattvānurūpā sarvasya
śraddhā bhavati bhārata
śraddhā-mayo ’yaṁ puruṣo
yo yac-chraddhaḥ sa eva saḥ
sattva-anurūpā – entsprechend der Existenz; sarvasya – eines jeden; śraddhā – Glaube; bhavati – wird; bhārata – o Nachkomme Bharatas; śraddhā – Glaube; mayaḥ – erfüllt von; ayam – dieses; puruṣaḥ – Lebewesen; yaḥ – das; yat – welchen; śraddhaḥ – Glauben;
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