BIANCA EXKLUSIV Band 0171
traute wie dem Anwalt? Was immer der Grund war, Colt wühlte sie allein durch seine Gegenwart so auf, wie es Jordan nicht einmal mit einem Kuss gelang. Sich dasselbe Stück Land schon wieder anzusehen kam ihr plötzlich unsinnig vor.
Theo ging in die Küche, um Colt anzurufen und den morgigen Ausflug abzusagen. Doch dann beschloss sie, erst mit ihrer Mutter zu sprechen. Lisa war ihre beste Freundin, der einzige Mensch, mit dem sie wirklich ganz offen reden konnte.
Außerdem machte sie sich Sorgen um Lisa, die zuckerkrank war und jeden Tag eine Insulinspritze benötigte. Lisa selbst nahm die Krankheit mit Humor. „Ich bin wie ein alter Wagen, Honey, ein Teil nach dem anderen verschleißt.“
Theo lachte über ihre Scherze, aber sie war trotzdem besorgt. In Kalifornien telefonierte sie mindestens einmal täglich mit ihr und besuchte sie so oft wie möglich.
Sie wählte die Nummer, und Lisa meldete sich beim dritten Läuten. „Hallo?“
„Hi, Mom. Ich bin es. Wie geht es dir?“
„Theo! Oh, es ist schön, deine Stimme zu hören. Es geht mir gut, Honey. Und dir?“
„Nun ja … ich habe viel zu tun. Heute ist der Anwalt mit mir die Grundstücke abgefahren, die ich geerbt habe, also habe ich viel von der Landschaft um Hattie gesehen. Einiges davon ist wirklich wunderhübsch, Mom. Bestimmt würde es dir gefallen. Wenn du kannst, solltest du herkommen und es mit eigenen Augen sehen.“
„So lange wirst du doch nicht dort bleiben, oder?“
„Ich weiß es nicht. Auf mich wartet viel Arbeit, und ich habe gerade erst angefangen. Ich muss zum Beispiel die Unterlagen in Maudes Büro durchsehen.“
„Ich bin sicher, du schaffst es, Theo.“
Theo musste lachen. Lisa war fest überzeugt, dass ihre Tochter die klügste Frau auf Erden war, und ließ sich nicht davon abbringen.
„Ich werde mein Möglichstes tun, Mom. Geht es dir wirklich gut?“
„Natürlich. Verschwende deine Zeit in Montana nicht damit, dir um mich Sorgen zu machen. Du weißt ja, dass die Nachbarn sich rührend um mich kümmern. Außerdem habe ich jede Menge Telefonnummern von Freunden, die ich im Notfall anrufen kann.“
Das stimmte. Lisa hatte Dutzende von guten Freunden. Im Unterschied zu Theo, die zwar viele Leute kannte, aber nur wenige davon als Freunde bezeichnen würde. Lisa hatte ein offenes Wesen und besaß eine ansteckende Fröhlichkeit, Theo dagegen war eher zurückhaltend. Selbst in der High School und auf dem College hatte sie kaum richtige Freunde gehabt. Und seit ihr Geschäft sie so in Anspruch nahm, fehlte ihr die Zeit, um persönliche Kontakte zu schließen.
Vielleicht habe ich deshalb den Tag mit Jordan genossen, dachte sie. Sie hatte Zeit und Muße gehabt. Vielleicht würde der morgige Tag ja ebenso angenehm werden. Sie sollte sich in ihrer Einstellung zu Colt nicht von Jordan beeinflussen lassen.
„Willst du morgen mit Maudes Büro anfangen?“, fragte Lisa.
„Nein. Colt Murdoch will mit mir zu den achthundert Morgen fahren, die er kaufen will.“
„Aber … hast du sie dir nicht heute schon angesehen?“, fragte ihre Mutter verwirrt.
„Doch, Mom. Aber Colt meinte …“ Sie zögerte. „Er meinte, ich sollte das Land mit seinen Augen sehen.“
„Oh. Ich dachte, Land ist Land.“
„Colt sagte, Jordan betrachtet Land so, wie er seine Gesetze betrachtet.“
„Mit anderen Worten, Colt meint, es gibt Dinge, die Jordan dir nicht zeigen kann?“
„Ja. Was mich erstaunt, ist, dass er mir von dem Land vorgeschwärmt hat. Findest du nicht auch, dass jemand, der es kaufen will, eher das Gegenteil tun sollte?“, fragte Theo.
„Jedenfalls würde er das in Kalifornien tun“, erwiderte Lisa trocken.
Theo schmunzelte. „Das glaube ich auch. Du hast meine Nummer, Mom, und kannst mich jederzeit anrufen. Als R-Gespräch. Ich kann es mir leisten.“
Lachend verabschiedeten sie sich voneinander.
Erleichtert legte Theo auf. Dass Gespräch mit Lisa hatte ihr gutgetan. Vielleicht sollte sie sich gleich jetzt an die Arbeit machen.
Doch dann blieb sie in der Tür des kleinen Büros stehen. Wo sollte sie anfangen? Mit den Aktenschränken? Den Schreibtischschubladen? Den Papierstapeln? In der Ecke standen einige Kartons, die vermutlich auch voller Unterlagen waren.
Sie zögerte. Nein, dies war eine Aufgabe, die sie frisch und ausgeruht anpacken sollte. Übermorgen vielleicht.
Theo ging ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein, fand auf einem der Kanäle einen Film und setzte sich. Zwei Stunden später erwachte sie im
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